Reiseanbieter

Bruno Bisig leitet seit 2010 Kontiki Reisen – hier auf der Sprungschanze in Oslo. Bilder: HO

«Finnisch Lappland und Island stehen an der Grenze zum Massentourismus»

Kontiki Reisen ist nach diesem Skandinavien-Sommer im Hoch. General Manager Bruno Bisig äussert sich zu den Plänen fürs 2017 und zum Schutz der Natur.

Herr Bisig, Skandinavien gehört zu den Gewinnern des Jahres. Wie schaut Ihr Fazit aus?

Bruno Bisig: Ja, das Interesse an Nordlandferien war 2016 hoch. Mit dem Buchungsstand sind wir sehr zufrieden.

War die Nachfrage in diesem Sommer so gut, weil andere Destinationen in Schieflage gerieten? Oder wird sich der Skandinavien-Boom Ihrer Meinung nach auch im nächsten Jahr fortsetzen?

Woher der Trend genau kommt, lässt sich nicht abschliessend sagen, denn klassische Badeferien ergänzen, können wir trotzdem nicht. Bestimmt spielt die geopolitische Lage eine Rolle – wie rasch sich diese entschärft, ist schwierig vorauszusagen. Wir und unsere Partner bereiten uns auf ein weiteres Wachstumsjahr vor.

Mussten Sie in diesem Sommer mit Engpässen kämpfen bei Flügen und Unterkünften?

Dank langjährigen Beziehungen zu unseren lokalen Partnern und dank unseren eigenen Kontiki-Direktflügen konnten wir unseren Bedarf decken – bei kurzfristigen Anfragen musste sich der Kunde teilweise flexibel zeigen – oder er hat die Reise um ein Jahr verschoben. Deshalb empfehlen wir unseren Kunden wenn immer möglich früh zu buchen, insbesondere in Island sind die Kapazitäten beschränkt.

Wie beurteilen Sie Ihre einzelnen Destinationen? Welche Länder und Regionen haben überdurchschnittlich zugelegt?

Alle unsere Destinationen verzeichnen ein Plus. Die Nachfrage veranlasst uns dazu, neue Destinationen ins Programm aufzunehmen – im Winter etwa Norwegen – und die bestehenden weiter zu entwickeln. Sei dies durch Ausweitung der Saisonalität oder durch die Erweiterung neuer Kundensegmente.

Entwickelt sich der Norden in Richtung Massentourismus? Wie sieht es mit dem Schutz der Natur aus?

Kontiki setzt sich seit mehreren Jahren aktiv für eine verantwortungsvolle Entwicklung ein – das ist unser Bekenntnis für einen nachhaltigen Tourismus.  Finnisch Lappland und Island stehen sicherlich an der Grenze zum Massentourismus. Diese Entwicklung muss auf jeden Fall kritisch hinterfragt werden. Wir versuchen, unsere Destinationen nachhaltig zu entwickeln und übernehmen bereits heute eine führende Rolle. In Finnisch-Lappland arbeiten wir deshalb seit vier Jahren mit den Behörden zusammen, in Norwegen führen wir im November das erste Kontiki-Nachhaltigkeitsforum durch. Wir setzen auf ein qualitatives und nicht quantitatives Wachstum. Island geht es nach der Finanzkrise im Jahr 2008 wieder besser. Leider haben es die Politiker jedoch versäumt, politische Grundlagen zu schaffen, um die Natur zu schützen. Es gibt auch keinen Fond, der den Schutz der Natur vorsieht. Wir haben beim Tourismusverband mehrere Anstösse gemacht, wurden jedoch vom isländischen Staat noch nicht erhört. Wir bleiben aber dran – um auch hier ein Umdenken zu schaffen!

«Unser Ziel ist, die Reisewünsche zu übertreffen»

Welches sind die wichtigsten Neuerungen im Kontiki-Programm 2017?

Die Kontiki-Erlebniswelt: Unsere ausführlichen Reisedokumente werden wir stark ausbauen. Denn neben der Unterkunft ist uns wichtig, was der Kunde von frühmorgens bis spät abends den Norden persönlich erlebt – ob aktiv in der Natur oder bei einem Nachtessen mit Einheimischen. Unsere persönlichen Kontiki-Tipps bringen die Destination unseren Kunden ganz nahe. Denn unser Ziel ist, die Reisewünsche zu übertreffen.
Neu werden wir einen Fokus auf Familienferien setzen. Ob mit unseren speziellen Kontiki-Spielsack bei Blockhausferien oder unseren Familien-Tipps auf Rundreisen. Nach Schottland verlängern wir die Saison unserer Direktflüge, neu von Anfang Juni bis Mitte September. Und auf den Kontiki Direktflügen mit Edelweiss nach Lappland und Island werden wir den Service vor und während dem Flug weiter ausbauen.
Und neu führen wir drei exklusive Schiffcharter in der Arktis durch. Dabei achten wir besonders auf die Kundenbedürfnisse angepassten Ausflügen an Land. Zusätzlich sind alle Abreisen einfach und bequem mit unseren Direktflügen zu erreichen: Franz-Josefland, Spitzbergen und Grönland.

Und welches sind Ihre persönlichen Geheimtipps für Ferien im Norden im nächsten Sommer?

Wer in die Natur eintauchen will, da empfehle ich Blockhausferien in der Finnischen Seenplatte – das ist Erholung pur. Wer zukünftige Theaterkünstler, Musiker oder Kabarettisten treffen möchte, sollte das Fringe Festival in Edinburgh auf gar keinen Fall verpassen. Und für Aktive empfehle ich unsere exklusive Reise nach Franz-Josef Land – im unberührten Nationalpark sind im Sommer 2017 gerade mal drei Abreisen erlaubt – eine davon haben wir für unsere Kunden exklusiv reserviert. Die Chancen Eisbären zu sichten – sind hier am besten.

Bruno Bisig in der Skulpturensammlung von Samúel Jónsson, die in Selardalur (Westfjorden, Island) abseits der Trampelpfade zu finden ist.

(GWA)