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«92 Buchungen am ersten Tag»
Seit letzter Woche bietet Air Prishtina eine neue Bezahlart an. Gebuchte Flugtickets können an 900 K-Kiosk- und Press&Books-Verkaufsstellen beglichen werden. Bei der Buchung wählt der Kunde die Bezahlart pay@POS und erhält einen QR-Code, der dann – innert 48 Stunden – am Kiosk bei der Bezahlung vorgewiesen wird. Travelnews.ch sprach mit Leyla Ibrahimi, CEO des Flugreiseveranstalters Air Prishtina, über die jüngste Innovation und die Besonderheiten des Geschäfts mit Balkan-Flügen.
Frau Ibrahimi, wie ist die Idee mit der Bezahlung am Kiosk entstanden?
Leyla Ibrahimi: Wir bieten seit drei Jahren eine ähnliche Lösung in Deutschland an, dort heisst das System barzahlen.de – an Verkaufsstellen von DM, Rewe, Real, Telecom oder Penny. Für unsere Kunden, die keine Kreditkarte haben oder keine einsetzen wollen, ist das eine sehr interessante Lösung, die einwandfrei funktioniert. Bei der Buchung können wir ihnen mitteilen, welches die nächstgelegene Zahlstelle ist. Und nun wollten wir die Lösung auch in der Schweiz einführen und sind auf Valora zugegangen. Es war aber eine schwierige Geburt und es hat lange gedauert, bis wir einen Termin erhielten und vorhandene Skepsis ausräumen konnten. Aber ich bin überzeugt, Valora wird positiv überrascht sein.
Wie schaut die POS-Bezahlart für sie kostenmässig aus?
Die Kosten tragen wir selber, wir bieten die Bezahlart unseren Kunden kostenlos an. Wir verzeichnen dafür Einsparungen. In Deutschland haben wir alle Stationen schliessen können. Am Flughafen Zürich-Kloten sind wir von Dnata vertreten, aber nur noch bis Ende Jahr. Die Schalter waren früher nötig, weil die Passagiere falsch diszipliniert wurden. Man liess die Leute buchen und sie konnten dann bis drei Stunden vor Abflug am Flughafen bezahlen – das benötigt eine parallele Struktur, um das Geld einzusammeln, das ist sehr kosteninteniv. Heute gibt es keinen Grund mehr dafür und das neue System bietet uns die Sicherheit, was gebucht ist, ist auch bezahlt.
Wie verlieft der Start letzte Woche?
Schon am ersten Tag konnten wir 92 Buchungen mit dieser Zahlungsart verzeichnen.
Auf welches Geschäftsmodell setzt Air Prishtina?
Wir sind ein Flugveranstalter, wir mieten oder chartern Flüge ab der Schweiz, Deutschland, England und Italien nach Pristina und Skopje – regelmässig, übers ganze Jahr – und arbeiten eng mit Airlines zusammen. Unser wichtigster Partner ist Germania.
Sie hatten auch schon eigene Maschinen.
Das war vor 13, 14 Jahren, das war nur eine Maschine. Doch das Ein-Maschinen-Konzept funktionierte nicht wegen mangelnder Flexibilität. Unsere Kunden schätzen, dass wir mit guten Airlines zusammenarbeiten, früher mit Edelweiss und Helvetic, heute mit Germania und Air Berlin.
Wie oft und von wo fliegen Sie in den Kosovo und nach Mazedonien?
Ab Zürich fliegen wir bis zu neun Mal in der Woche nach Pristina sowie sechs bis sieben Mal nach Skopje. Wir bieten auch Flüge ab Basel, Genf, Stuttgart, München, Düsseldorf, Hamburg, Hannover, Mailand, Verona und London an. Neu werden wir ab dem 17. Dezember ab Zürich auch Ohrid anfliegen.
Wieviele Kosovaren und Mazedonier leben in der Schweiz? Und welches sind deren Flugbedürfnisse?
Man spricht von 250'000 bis 300'000 Kosovaren in der Schweiz – viele haben einen Schweizer Pass – und etwa 80'000 Mazedonier. Rund 95 Prozent ist ethnischer Verkehr. Mazedonien verfügt über eine Visafreiheit, Kosovaren benötigen weiterhin ein Visum. Die Visafreiheit wurde verschoben, zunächst war von Ende Oktober die Rede, nun wird es voraussichtlich Ende Juni 2017. Viele Mazedonier leben ohne Familie hier und reisen auch mals übers Wochenende nach Hause. Entsprechend haben wir unsere Flugpläne angepasst, am Freitag Nachmittag hin, am Sonntag Abend zurück zum Beispiel und verfügen so über Wettbewerbsvorteile.
«Es ist schon ein Dschungel, in dem man sich schnell verlieren kann»
Gibt es Saisonalitäten? Und wie schauen die Preise und die Konkurrenz aus?
Im Juli und August in den Sommerferien ist die Nachfrage am grössten, aber es ist ein Ganzjahres-Geschäft. Die Preise variieren für ein Returnticket zwischen 160 und 350 Franken, je nach Nachfrage. Die Konkurrenz ist da, es gibt weitere Spezialisten. Einer davon ist Konkurrent und Partner zugleich, wir teilen uns die Maschinen. Ein anderer setzt auf Edelweiss.
Zahlreiche Spieler der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft stammen aus dem Kosovo. Fliegen die auch mit Ihnen?
Ja, klar. Und Granit Xhaka war für uns eine Zeit lang Werbeträger. Das war aber mehr ein Gag und es ging um Sympathie bei der Jugend.
Welche touristische Relevanz haben Kosovo, Mazedonien und Albanien?
Viele Kosovaren und Mazedonier machen Ferien in Albanien und Montenegro. Der Süden von Albanien ist sehr schön. Vor drei Jahren haben wir die Gegend um Saranda näher inspiziert. Das Problem ist, es fehlt noch an der Hotelinfrastruktur und an Unterhaltung und gutem Service in den Hotels. Für Reisende auf eigene Faust hat die Gegend sicher ihren grossen Reiz. Aber um Badeferien-Touristen aus der Schweiz oder Deutschland anzusprechen, muss die Mentalität noch ändern. Klar, wenn ein grosser Hotelkonzern käme, wäre das Know-how da. Wir könnten uns gut vorstellen, mit einem solchen Partner zusammenzuarbeiten, wir hätten das Potenzial an Passagieren.
Wieviele Passagiere befördern Sie im Jahr? Und über wieviele Mitarbeiter verfügen Sie?
Rund 500'000. Etwa je 200'000 aus der Schweiz und Deutschland, die Restlichen aus England und Italien. Hier in Zürich sind wir nur zu fünft. Im Kosova arbeitet ein Team von 50 Personen in der Administration und im Kundensupport – wir sind rund um die Uhr erreichbar, in allen benötigten Sprachen. Und wir zählen auf viele langjährige und gute Mitarbeiter.
Wie würden Sie das Geschäft, das sie betreiben, beschreiben?
Es ist schon ein Dschungel, in dem man sich schnell verlieren kann – und das Geschäft ist finanzierungs- und konkurrenzintensiv. Dank der technischen Möglichkeiten, unserem Wissen und dem Leistungsangebot können wir uns aber gut differenzieren. Die Passagiere wissen, wenn sie bei uns buchen, klappt es, wir finden immer eine Lösung.