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Am Hauptsitz in Glattbrugg in einem der 120 Hotelplan-Reisebüros: Daniel Reinhart, Director Retail & Agent Sales. Bild: TN

Daniel Reinhart, schliessen Sie weitere Filialen?

Gregor Waser

Im zweiteiligen Interview mit Hotelplan Suisse lesen Sie heute: Das sagt Daniel Reinhart, der Director Retail & Agent Sales, zum Saison-Schlussspurt in den Reisebüros.

Herr Reinhart, Sie haben Filialen in Basel und Chiasso geschlossen. Welcher Prozess läuft vor einer solchen Entscheidung? Und werden weitere Filialen geschlossen?

Daniel Reinhart: Es ist eine betriebswirtschaftliche Frage, eine Filiale muss rentieren, nebst dem, dass sie zur Absatzsicherung beitragen muss. Wir planen nicht, weitere Filialen zu schliessen. Aber es handelt sich um einen fliessenden Prozess, manchmal schliesst man eine Filiale, dann steht wieder eine Neueröffnung an.

Das Reisejahr hat zäh begonnen. Sind die erhofften Last-Minute-Buchungen im Sommer eingetroffen? Und wie schauts für den Herbst aus?

Die kurzfristigen Buchungen beliefen sich im Rahmen des Vorjahres. Für den Herbst nun haben die Buchungen in den letzten paar Wochen aber markant zugenommen, da sind wir zufrieden. Es scheint, der Nachfragestau hat sich gelöst.

Gibt es Anzeichen der Erholung in den drei Krisenländern?

Ägypten und vor allem auch Tunesien, dort primär Djerba, zeigen eine leichte Aufwärtstendenz, das einstige Niveau liegt aber noch weit entfernt. Auch die Türkei-Buchungen haben im Vergleich zum Sommer wieder zugenommen, wir befinden uns da aber immer noch stark im zweistelligen Minusbereich.

Welches sind die Alternativen für das Familienziel Türkei?

Das ist schon eine Herausforderung, denn die Türkei wartet mit einem unvergleichlichen Preis-Leistungsverhältnis auf. Familien haben in diesem Jahr Abstriche in Kauf genommen, buchen 3- statt 4-Sterne-Hotels oder sind in unserem Autoplan-Angebot fündig geworden mit Zielen in Italien oder Südfrankreich.

Wie entwickelt sich das Umsatzverhältnis zwischen Filialen und Agenten?

Die Agenten steuern leicht mehr als einen Drittel bei, den Rest generieren unsere Filialen und der Online-Verkauf.

Wie gross ist der Eigenbuchungsanteil in Ihren 120 Filialen?

Unser Eigenproduktanteil hat im letzten und erneut in diesem Jahr zugenommen, da wir kurzfristig noch Verfügbarkeiten auf unseren eigenen Produkten hatten.

«Wir würden mit den Katalogen gerne schon lange aufhören»

Die grenznahen Reisebüros in Deutschland und Österreich verzeichnen weiterhin grosse Umsatzanteile aus der Schweiz, obwohl die Schweizer Veranstalter die Preise angepasst haben. Wie verfolgen Sie die Problematik?

Der Anteil stagniert auf hohem Niveau. In den Köpfen der Kunden ist leider die Erwartungshaltung immer noch vorhanden, dass es im Ausland billiger sei. Wir stellen in unseren Reisebüros in den Kantonen Basel, Schaffhausen, Thurgau und St. Gallen aber immer wieder fest, dass die Kunden oft erstaunt sind, dass es bei uns gar nicht teurer ist. Klar gibt es Unterschiede an gewissen Daten, für Abflüge im Mai und Juni sind wir in der Schweiz aber oft günstiger und verzeichnen teilweise auch Buchungen deutscher Kunden.

Neben der Auftragspauschale von 60 Franken verlangen Sie in Ihren Reisebüros auch eine Beratungsgebühr. Wie hoch ist die und nach wievielen Minuten tritt die in Kraft?

Die Beratungsgebühr variiert zwischen 60 und 100 Franken, das liegt im Ermessen des Beraters. Nach 10 bis 15 Minuten Grundberatung teilt der Reiseberater oder die Reiseberaterin dem Kunden mit, dass für eine längere Beratung oder eine Offertstellung eine Beratungsgebühr anfalle, die bei Buchung aber wieder abgezogen wird. Oft funktioniert das sehr gut. Zugegeben, das ist für den Berater nicht immer ganz einfach oder es kann zu Diskussionen mit dem Kunden führen. Doch das Verständnis der Kunden wird stets grösser und sie kennen solche Modelle auch aus anderen Branchen.

Und wie lange wirds noch Reisekataloge geben?

Wir würden gerne schon lange damit aufhören. Immerhin sind sie dünner geworden, Destinationen wurden in einen Katalog zusammengelegt. Doch das Bedürfnis nach etwas Haptischem ist bei den Kunden immer noch gross, eine Gewohnheit. Bis zur Abschaffung brauchts wohl noch ein, zwei Generationen. Für den Veranstalter gehen die Kataloge aber in die Millionen-Beträge.

Lesen Sie morgen im zweiten Teil: Das sind die neuen Hotelplan Suisse-Kommissionen für 2016/2017