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Bild: Wikimedia/TUBS

Deutsche Reisebüros reiben sich weiterhin die Hände

Christian Leetz

Trotz Preisanpassungen der Schweizer Veranstalter: Die Umsatzanteile aus der Schweiz belaufen sich in den Reisebüros in Konstanz, Waldshut, Lörrrach oder Freiburg nach wie vor auf 30 bis 50 Prozent.

Nach Einschätzung der Credit Suisse gaben Schweizerinnen und Schweizer im vergangenen Jahr rund elf Milliarden Franken jenseits der Grenzen aus – allen voran in Deutschland. Und seit Anfang 2015 der feste Euro-Wechselkurs aufgehoben wurde, gibt es auch einen wahren Ansturm von Kunden aus der Schweiz auf deutsche Reisebüros.

Eine, die aus erster Hand berichten kann, ist Angelika Hummel, Inhaberin eines TUI Reisecenters in Freiburg. «Obwohl wir keinerlei Werbung jenseits der Grenze machen, kommen 35 Prozent unserer Kunden aus der Schweiz», sagt Hummel. Wobei diese Kundengruppe genau genommen gar nicht in ihr Reisebüro kommt, «sondern in erster Linie per Email und am Telefon beraten wird», sagt Hummel. Nachgefragt würden im Prinzip die gleichen Produkte wie von deutschen Kunden – jedoch sei der Qualitätsanspruch «in der Regel höher», sagt die Reiseexpertin. Und dies wiederum führe «tendenziell zum Verkauf höherpreisiger Kategorien», erklärt Hummel. Also zu mehr Umsatz.

Schweizer Veranstalter versuchen Preise an Deutschland anzupassen

Für Schweizer Veranstalter wie Kuoni, Hotelplan und TUI Suisse ist das ein Problem, auf das sie mit Preisanpassungen an den deutschen Markt reagiert haben. «Buchungen aus der Schweiz in unseren deutschen Büros sind daraufhin in diesem Jahr bereits leicht zurück gegangen», sagt Joachim Knittweis, DER Reisebüro Regionalleiter Südwest. Dennoch bestätigt die DER Touristik-Gruppe, zu der auch Kuoni gehört, dass in den eigenen DER-Reisebüros in unmittelbarer Nähe zur Grenze nach wie vor «ein sehr hoher Anteil an Kunden aus der Schweiz stammt», sagt Knittweis. Konkret gemeint sind die DER-Büros in Konstanz und Waldshuth-Tiengen.

Eine Testbuchung zeigt schnell wieso: Eine Woche auf Kreta im Viersterne-Hotel kostet in Deutschland mit Dertour gebucht ab 608 Euro pro Person im Doppelzimmer – inklusive Flug und Halbpension. Vergleichbares beginnt bei Kuoni ab umgerechnet 643 Euro pro Person inklusive Flug – jedoch ohne Verpflegung.

Und dann kommen in der Schweiz meist noch Beratungs- und Servicegebühren zum Reisepreis hinzu. Weil nur wenige Schweizer Agenturen darauf verzichten, «ist das bei Neukunden aus der Schweiz immer die erste Frage», weiss Angelika Hummel vom TUI Reisecenter in Freiburg. Wegen des Konkurrenz- und Kostendrucks im Reisevertrieb seien derartige Modelle «in Deutschland undenkbar». Rechne man alles zusammen, «liegt die Kostenersparnis für Schweizer Reisende über alle Angebote und das ganze Jahr betrachtet bei bis zu 20 Prozent», sagt Hummel.