Reiseanbieter

Teneriffa gehört zu den beliebtesten Sommerdestinationen.

Mehr Kanaren, mehr Online-Buchungen, aber weniger Passagiere

Linda von Euw

Hotelplan Suisse zieht eine durchzogene Zwischenbilanz der aktuellen Sommersaison und präsentiert die neuen Winter-Angebote.

„Der Trend geht zur Nähe“, sagt Kurt Eberhard, CEO Hotelplan Suisse, am vergangenen Donnerstag an der Bilanzmedienkonferenz. Die Schweizer zieht es nach Italien, Spanien und auch gen Norden – vor allem Selbstanreisen würden im Moment bevorzugt werden. Insofern erleben Interhome und Interchalet gerade einen regelrechten Boom.

Die Mitarbeitenden der Reisebüros müssten indessen mehr Zeit für Beratungsgespräche aufwenden: „Die Kunden stellen zurzeit mehr Sicherheitsfragen, der Beratungsprozess dauert länger. Das ist eine Chance für die Reisebüros, aber im Grossen und Ganzen im Moment dennoch eine nicht sehr positive Situation“, räumt Eberhard ein.

Die Euroabwertung war fürs Erste dafür verdaut – was der Brexit-Entscheid der Briten vom letzten Freitag für Konsequenzen haben wird, muss erst abgewartet werden. Die Preise hat Hotelplan Suisse umgehend angepasst. Dass im letzten Jahr aufgrund des Euros viele Kunden ins Ausland abgewandert waren, spiegelt sich in den Passagierzahlen von Hotelplan Suisse: Ein deutlicher Rückgang ist auszumachen. Dafür erhielten die Touroperator mehr Zuwachs, dies aufgrund des „Kuoni-Effekts, der uns viele verunsicherte neue Kunden beschert hat“, wie Eberhard erklärt.

Die durchschnittliche Ausgabe für eine Reise ist gestiegen: „Aber nicht, weil wir höhere Marge haben, sondern weil die günstigen Destinationen wie Tunesien oder die Türkei wegfallen“. Die Kunden würden auf teurere Destinationen ausweichen. Und auch in Sachen Online-Buchungen ist Hotelplan weiter auf Kurs: Alle Websites sollen in naher Zukunft auch über die Smartphones bedienbar sein. „Rund 300‘000 Hotels und alle Airlines, die Flüge anbieten, sind bereits heute auf unserer Website in sekundenschnelle abrufbar“, zeigt sich Eberhard zufrieden. Es werde auch weiterhin viel in die Technologie investiert. Hotelplan besitzt mit Travel.ch ein eigenes OTA. „Travel.ch ist für uns eine Art Versuchslabor, das im Moment vor allem im Städtereisesegement stark ist, bei den Badeferien holt es auf." Wie sich Google-Reisen auf Travel.ch und allgemein auf OTAs  auswirken wird, sei aber schwer vorauszusagen, wie Eberhard sagt.

Zugelegt im Online-Buchungssektor hat Migros Ferien: 70 Prozent aller Buchungen werden momentan online getätigt. Mehr darüber und zur Zukunft der klassischen Reisebüros erzählt Eberhard im Video-Interview mit travelnews.ch:

Nordamerika und Norwegen sind beliebt

Bei den Pauschalreisen stellt Pino Andreano, Direktor Longhaul, Specialists & Cruises, eine leichte Verschiebung fest – hin zu den Spezialistenreisen. Betrug der Anteil an Pauschalreisen im Jahr 2015 noch 43 Prozent, sind es in diesem Jahr nur 41 Prozent. Der Anteil der Online-Buchungen wächst auch im Langstreckenbereich: Von 8 Prozent im Jahr 2015 auf 10 Prozent in diesem Jahr.  

Als Fernstrecken-Ziel ist besonders Nordamerika beliebt: 30 Prozent aller Kunden reisen hierhin. Platz zwei belegt Nord- und Osteuropa mit 22 Prozent, gefolgt von Asien mit 15 Prozent. Stark am Aufholen ist die Karibik – dies insbesondere wegen Kuba. Im Sommer 2016 dürfen sich unter anderem Norwegen, Südafrika und Namibia über Passagierzuwachs freuen.

Der Winterflugplan 2016/17 wartet mit einigen Neuerungen auf: Ab dem 1. November gibt es jeweils dienstags und freitags einen Direktflug nach Mauritius mit der Edelweiss. Ab 15.12. wird immer donnerstags Keflavik mit der Airberlin angeflogen und auch Tromsø wird ab 7.1.2017 immer samstags direkt von der Helvetic Airways bedient. Über die neue Destination im norden Norwegens wie auch über die steigende Nachfrage nach Kreuzfahrten, äussert sich Andreano im Videointerview mit travelnews.ch:

Kurzfristige Buchungen bei den Badeferien

Als Top-Destination bei den Badeferien im Sommer 2016 nennt Tim Bachmann, Direktor Shorthaul, Cities & Beaches, Kreta und Mallorca: Mit jeweils 14 Prozent Buchungsanteil setzen sich diese Destination an die Spitze, gefolgt von den Kanaren mit 12 Prozent. Auch Zypern ist gefragt, während Rhodos und Kos deutlich weniger gebucht werden. Grund dafür sei die Flüchtlingsproblematik im vergangenen Jahr.

„Wir befinden uns in einem absoluten Spätbucherjahr. 20 Prozent der Reisen werden 10 oder weniger Tage vor der Abreise gebucht“, sagt Bachmann. Trotz der starken Nachfrage für Spanien und den Kanaren gebe es ausreichend Betten. „Die Übernachtungspreise für Spanien steigen zwar kontinuierlich an, da die Airlines aber ebenfalls auf den Trend reagiert haben, gibt es mehr als genug Flugangebote, was die Preise wieder sinken lässt“, erklärt Bachmann. Wer im Herbst wegen steigender Preise auf eine andere Destinationen ausweichen will, kann dies tun: „Das erste Mal seit 10 Jahren wird die Insel La Palma bereits ab dem 2. Oktober 2016 jeweils sonntags direkt von Airberlin bedient“, sagt Bachmann.

Bei den Städtereisen können die kleineren Städte punkten: Krakau, Riga oder Bilbao holen auf. Top-Destination im Sommer 2016 ist Barcelona mit 12 Prozent Anteil, gefolgt von Wien mit rund 10 Prozent und Berlin, das allerdings leicht rückläufige Buchungszahlen hinnehmen muss. Stark gelitten hat Paris: Der Prozentanteil ging von 9 Prozent im letzten Jahr auf 5 Prozent in diesem Jahr zurück. Auch Istanbul gehört zu den grossen Verlierern und hat sich auf nur 1 Prozent Buchungsanteil in diesem Sommer eingependelt.

Da es auf der Kurzstrecke weniger Beratung braucht, sei der Online-Buchungsanteil  mit 30 Prozent deutlich höher als beispielsweise auf der Langstrecke. Auffallend: An den Flügen nach Tunesien wird festgehalten: „Wegen der kleinen Stammkundschaft, die vor allem aus der Westschweiz stammt“, wie Bachmann erklärt. Ob die kurzfristigen Buchungen ein Problem für Hotelplan Suisse darstellen und was Bachmanns persönlicher Geheimtipp bei den Städtereisen ist, verrät er im Videointerview mit travelnews.ch:

Wieder eingeführt wird die Marke Soleytours, die die Kataloge „Indischer Ozean“ und „Orient“ umfasst. Salinatours übernimmt neu die komplette Karibik während die Spezialreisen von Globusreisen zurück an Travelhouse gehen, damit man dort alles unter einem Dach hat.

Ausgebaut wird auch Traumreisen weltweit: 13 Reisen in 13 Ländern stehen zur Auswahl – alle werden ab der Schweiz von einem Reiseleiter begleitet.  Der Katalog „Ferien im Schnee“ von Hotelplan wird neu die Reienregionen Serfaus, Fiss und Ladis im Tirol sowie das Familien-Skigebiet Malbun in Liechtenstein anbieten.