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Markus Zahn gibt die Geschäftsleitung von Olimar Reisen ab und wird sich künftig vermehrt um die Ferienanlage Vila Palmeira bei Lagos an der Algarve kümmern. Bild: Olimar/TN

«Die Performance von Olimar Reisen in der Schweiz ist definitiv zu schwach» 

Markus Fässler

Markus Zahn hat die Geschäftsführung von Olimar Reisen nach gut 20 Jahren abgegeben und widmet sich innerhalb des Unternehmens neuen Aufgaben. Im Interview mit Travelnews äussert er sich über die Hintergründe, die Zukunft von Olimar Reisen und das Potenzial im Markt Schweiz. 

Markus Zahn, Sie sind nicht mehr Geschäftsführer von Olimar Reisen. Wurden Sie degradiert?

Nein, überhaupt nicht. Wir haben als Familie diese Umstrukturierung und die Neuverteilung der Rollen schon lange geplant. Zuerst war es aber wichtig, das Unternehmen durch die schwierigen Jahre während der Corona-Pandemie zu bringen. Das ist mir gemeinsam mit meinen Brüdern Pascal und Oliver und unserem Kollegen Dieter Benz gut gelungen. Danach haben wir uns an die Umsetzung der Pläne gemacht.

Sie haben Ihre Geschäftsanteile abgegeben und plötzlich ist der jüngere Bruder Ihr Chef. Wir wird das in Zukunft?

Das weiss ich noch nicht, da muss ich mich zuerst daran gewöhnen. (lacht). Aber ernsthaft: Ich bin überzeugt, dass es funktioniert. Ansonsten hätten wir als Familie diesen Weg nicht gewählt. In der nahen Zukunft stehe ich Pascal auch noch unterstützend zur Seite und gebe Stück für Stück meine Verantwortung in den Bereichen Marketing und Finanzen ab. Danach muss er das Unternehmen auf seine Art und seiner Strategie entsprechend führen. Aber: In einem Familienbetrieb ist man natürlich nie ganz raus.

Wie man hört, waren die Mitarbeitenden aber doch sehr überrascht.

Das ist immer so. Egal, wann man eine so grosse Veränderung kommuniziert. Das Wichtigste für uns war, das Team zuerst zu informieren.

Welche Aufgaben stehen nun für Sie an?

Ich bleibe weiterhin für den Reisebürovertrieb und als Ansprechpartner für die Key Accounts zuständig. Zudem übernehme ich neue Projekte in Portugal. Zum Beispiel die exklusiv bei Olimar Reisen angebotene und seit zwei Jahren von uns gemanagte Ferienanlage Vila Palmeira bei Lagos an der Algarve.

«Wir haben schon mal an Griechenland gedacht.»

Wie sieht der Weg von Olimar Reisen in den kommenden Jahren Ihrer Meinung nach aus?

Wir müssen unsere Philosophie als Länderspezialist weiterentwickeln – auch mit neuen Reisezielen. Portugal bleibt natürlich das Streckenpferd. Wir bieten ja auch Spanien, Kroatien, Italien oder die Kapverden an. Allerdings verzeichnen wir dort massiv tiefere Umsatzeanteile als bei Portugal. Potenzial ist also vorhanden.

Sie sprechen neue Ziele an. Welche Destinationen schweben Ihnen vor?

Wir haben zum Beispiel schon mal an Griechenland gedacht. Das passt zu unserer Kundenstruktur.

Hat das «kleine» Olimar da eine Chance? In Griechenland sind bereits genügend andere Player aktiv.

Griechenland ist weit mehr, als die bekannten touristischen Ziele. Darauf fokussieren wir uns zum Beispiel auch in Portugal mit dem Alentejo und Nordportugal. Dasselbe gilt für Spanien, wo wir auf dem Festland stark sind. Aus einem einfachen Grund: Das Badeferienangebot ist bereits enorm. Aber unsere Spezialität sind eher die kleineren, landestypischen Hotels, sowie Rund-, Themen- und Gruppenreisen. Alles Felder, mit denen man Destinationen wie Griechenland hervorragend abdecken kann.

Während der Pandemie musste Olimar Reisen Stellen abbauen. Wie hat sich das Geschäft seither entwickelt?

In der Krise hat die gesamte Branche gelitten. 2022 haben wir 90 Prozent des Umsatzes von 2019 geschafft. Die Preise haben sich zwar in diesem Jahr nicht nach oben entwickelt. Aber die Kunden haben hochwertiger und für längere Zeiträume gebucht.  Die Preise stehen für 2023 bereits. Wir rechnen branchenweit mit mindestens 10 bis 15 Prozent Preissteigerung bei den Hotels, bei den Flügen werden es wohl gar zwischen 40 und 50 Prozent. Wir bieten zwar Frühbucherrabatte, aber der Trend des kurzfristigen Buchens ist weiterhin unverändert.

«Wir wissen, was wir verkaufen, kennen die Destinationen.»

Olimar Reisen hat jährlich rund 1000 Kunden aus der Schweiz. Sind Sie damit zufrieden?

Nein, die Performance in der Schweiz ist definitiv zu schwach. Im Vergleich zu Österreich und Deutschland wurden zu wenige Buchungen generiert. Obwohl das Potenzial in der Schweiz eigentlich riesig ist.

Liegt es daran, dass Olimar Reisen keine Vertretung mehr in der Schweiz hat?

Uns fehlen Vertriebsaktivitäten, das Service-Center in Köln wird gut angenommen. Wir überlegen uns schon lange, wieder eine Ansprechperson für den Reisebürovertrieb in der Schweiz zu installieren. Denn die Schweizer buchen Qualität. Und da sind wir als Qualitätsreiseanbieter perfekt, werden aber im Markt zu wenig wahrgenommen.

Welche Zielvorgaben hätte denn eine neue Person in der Schweiz?

Mindestens die Verdoppelung der jährlichen Kundenzahl. Das ist auch realistisch und wir hatten dies bereits einmal.

Wie hoch sind die Kommissionen in der Schweiz?

Zwischen 10 bis 12,5 Prozent. Die 10-Prozent-Mindest-Grundprovision ist gesetzt. Topagenten profitieren von Staffelkommissionen. Um Topagent zu werden, braucht es einen Umsatz von 120’000 Franken pro Jahr. Aber das ist durchaus machbar.

Weshalb sollten Reisebüros denn überhaupt Olimar Reisen buchen?

Wir haben als Spezialist einen Qualitätsvorteil. Wir wissen, was wir verkaufen, kennen die Destinationen selber und die Kunden sowie Reisebüros können sich darauf verlassen. Zudem gibt es sehr wenige Reklamationen, die Reisenden kommen zufrieden zurück und empfehlen das Reiseziel und den Reiseanbieter weiter.