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Grafik: Allianz

Nur noch 19 Prozent buchen im Reisebüro

Eine Allianz-Befragung von über 1000 Schweizerinnen und Schweizer verdeutlicht die diesjährige Reiserückkehr und Reiselust. Hürden bei Fernreisen sind trotz zahlreichen Lockerungen geblieben. Veränderungen gab es beim Buchungsverhalten.

Während viele Wunschdestinationen und Fernziele von Schweizerinnen und Schweizer erst langsam wieder auf die Reiseweltkarte zurückkehren, erfolgte die diesjährigen Ferienreise vor allem in Nahziele wie Italien, Frankreich, Spanien und die Schweiz. Dies und weitere Trends zeigt die aktuelle Allianz-Umfrage bei total 1051 Schweizerinnen und Schweizer.

Für knapp zwei Drittel der Befragten ist klar, dass sie dieses Jahr die verpassten Reisepläne noch nicht nachholen. Das Fernweh ist da, von USA über Kanada, Island, Thailand, Japan bis nach Australien, doch gereist wird mehrheitlich noch in der Schweiz oder Nachbarländern. Zu gross sind noch die Unsicherheiten und entsprechend gefühlten Hürden, wie Allianz Partners Schweiz CEO Olaf Nink an der heutigen SRV-Medienkonferenz ausführte.

Weiter erwähnte er das diesjährige Flugchaos und überfüllte Flughäfen. Und die Studienergebnisse verdeutlichen die stark angestiegenen Reiseströme im Vergleich zu den beiden Vorjahren: Das Nachfragewachstum bei Ferien entspricht 35 bis 40 Prozent. Mit 2,3 Ausflügen pro Jahr wurde das Vor-Corona-Niveau (2,8) zwar noch nicht erreicht. Viele Unsicherheiten hemmen noch die Reisefreudigkeit. Die Talsohle mit knapp 1,7 Ausflügen aus dem letzten Jahr scheint jedoch hinter der Reisebranche zu liegen.

Nico Zehnder (CSO Allianz Partners Schweiz, links) und Olaf Nink (CEO Allianz Partners Schweiz) gaben die aktuelle Reisestudie in Auftrag.

Fokus auf Nahziele – am Reisebüro vorbei

Die Nutzung der Transportmittel unterscheidet sich immer noch klar zur Vor-Coronazeit. Die Entwicklungen seit letztem Jahr haben den Corona-Gap verkleinert aber das eigene Auto wird bei 8 von 10 Leuten immer noch für Ferien klar am häufigsten verwendet. 15 Prozent nutzen immer noch ausschliesslich das eigene Auto. Der Anstieg der Flugreisenden von 41 Prozent gegenüber dem Vorjahr zeigt aber gleichzeitig, dass die Leute wieder versuchen, dem Stau auf den Strassen in Richtung Süden auszuweichen. So toll waren die langen Wartezeiten im überhitzten Auto wohl doch nicht.

Mit dem Fokus auf Nahziele hat sich naturgemäss auch das Buchungsverhalten verändert. Zwar zeigt die Studie des SRVs und der Uni St. Gallen, dass der Pro-Kopf-Umsatz in den Schweizer Reisebüros wieder angestiegen ist. Das hat aber auch damit zu tun, dass heute deutlicher weniger Reiseprofis an der Reisebürofront tätig sind.

Gaben 2019 noch 26 Prozent der befragen Schweizerinnen und Schweizer an, ihre Ferien im Reisebüro gebucht zu haben, fiel dieser Wert kontinuierlich auf 21, 20 und aktuell 19 Prozent. Das muss aber kein anhaltender Niedergang sein. Mit der Rückkehr der Fernreisen und dem erhöhten Beratungsaufwand dürfte dieser Wert, so die Einschätzung von Travelnews, im nächsten Jahr wieder über 20 Prozent liegen. Denn gleichzeitig haben viele Reisende den Kontakt mit dem Reisebüro aufrechterhalten, wenngleich es in den letzten zwei Jahr oft auch nur um Fragen nach Einreisebestimmungen ging.

Gleichzeitig geben in diesem Jahr 31 Prozent der Befragten  die Online-Kanäle als Buchungspräferenz an. Dieser Wert lag 2019 noch bei 21 Prozent.

Zurückhaltung bei Workations

Im Bereich Reiseversicherungen korrelieren im laufenden Jahr die Anzahl Abschlüsse von Jahresversicherungen mit der Reisetätigkeit. Auch hier ist eine leichte Steigerung zu erkennen, die Werte bleiben aber hinter den Ergebnissen von 2020 und 2019 zurück, obschon sich die Rolle der Reiseversicherung weltweit stark verändert. Ein gutes Beispiel ist die steigende Zahl von Reiseversicherungszertifikaten, welche bei der Einreise bereits in über 40 Ländern verlangt werden.

In der diesjährigen Reisestudie wurde zudem der Nutzen nach einem digitalen Reisebegleiter abgefragt. Drei von vier Leuten würden zusätzliche Unterstützung durch einen digitalen Reisebegleiter sehr schätzen. Wobei der grösste Nutzen im Fall von medizinischen Notfällen vor Ort oder bei der Abfrage von Quarantäneregelungen gesehen wird. Aber auch im Falle eines positiven Covid-Tests oder anderen Zwischenfällen unterwegs (Autopanne /Unfall, Gepäck nicht angekommen) erhoffen sich die potentiellen Nutzer zusätzliche Unterstützung.

Eine weitere Feststellung geht aus der Allianz-Studie heraus: der aufflammende Workation-Trend findet noch keine breite Zustimmung. Das Verbinden von Arbeiten und Ferien erscheint bei 80 Prozent der befragten Frauen und bei 70 Prozent der befragten Männern noch als wenig erstrebenswert.

(GWA)