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Ob das Wintergeschäft ein ähnlicher Erfolg wird wie der Sommer, kann derzeit niemand sagen. Bild: AdobeStock

Grosse Fragezeichen hinter dem Wintergeschäft

Jean-Claude Raemy

Der gute Reise-Sommer ist vorbei. Das Herbstgeschäft läuft an. Doch das Wintergeschäft läuft noch gar nicht. Wäre es nicht langsam an der Zeit, dieses richtig anzureissen?

Letzte Woche befragte Travelnews seine Branchen-Leserschaft hinsichtlich dem Wintergeschäft. Der Hintergrund dafür war, dass trotz all dem positiven Talk zum soeben beendeten Sommerferiengeschäft viel von zurückhaltenden Buchungen für den Herbst und erst recht für den Winter zu hören war.

Die gestrige Medienmitteilung von Hotelplan bestätigte diese Einschätzung komplett (Travelnews berichtete). Kurz zusammengefasst hiess es da: Der Sommer sei fantastisch gelaufen, für den Herbst sei man optimistisch, da nun die Buchungen anziehen, doch für den Winter laufe noch sehr wenig. Unter dem Strich geht man bei Hotelplan für das Gesamtjahr von 80% des Umsatzes von 2019 aus. Bei den anderen Reiseunternehmen, mit welchen wir in den letzten Tagen persönlich Kontakt hatten, klingt es ähnlich.

Das mag konservativ berechnet sein. Sollte der Herbst dank starken Kurzfrist-Buchungen so gut laufen wie der Sommer, und das Wintergeschäft halt ebenso kurzfristig gut laufen, könnten weit mehr als 80% des Umsatzes von 2019 hereingeholt werden. Es kann aber auch ganz anders laufen. Noch gibt es kaum verlässliche Prognosen, die Volatilität der Nachfrage hält also noch an. Dies wird beflügelt durch die wogende Diskussion über explodierende Energie- und Nahrungsmittelkosten, die im Winter europaweit auf uns zukommen.

An der Travelnews-Umfrage nahmen letztlich 63 Personen teil. Schon bei der Frage zum Herbstgeschäft waren nur 37% optimistisch, während 38% ein schwächeres Geschäft und 25% ein schlechtes Geschäft erwarten. Bei den Prognosen der Profis zum Wintergeschäft sieht es auch nicht rosig, überraschenderweise aber doch leicht besser aus: 17% rechnen mit einem schlechten Winterbusiness, 30% rechnen mit einem guten Geschäft. Bei über der Hälfte (53%) herrscht Unsicherheit. Man hofft auf gutes Business, kann sich aber nicht zu den Reihen der überzeugten Optimisten gesellen. Rund 70% der Befragten sehen dem Wintergeschäft also besorgt entgegen.

Ran an die Säcke!

Mittlerweile weiss man, dass die verunsicherten Schweizer weiterhin eher kurzfristig buchen werden. Das führt offenbar dazu, dass sich auch viele Reiseunternehmen kaum getrauen, offensiv Werbung für Ferien im Winter zu machen. Der ROI (Return on Investment) erscheint vielen wohl noch als zu unsicher.

Welchen Ansatz sollte man denn verfolgen, um die Menschen wieder zu animieren? Die Branche ist noch mit der Nachbearbeitung des Sommergeschäfts beschäftigt, rennt teilweise immer noch irgendwelchen Refunds nach und muss sich auch um Personal(suche) kümmern. Dennoch sollte man langsam den Winter in die Gänge bringen. Die Winterflugpläne sind kommuniziert, die Preise sind teils noch vernünftig, während sie fürs Herbstbusiness bereits wieder steigen. Um den Sorgen hinsichtlich Rückerstattungen im Problemfall entgegenzutreten, wird man nochmals Flexibilität an den Tag legen müssen. Kuoni und Helvetic Tours haben mit Edelweiss einen interessanten Ansatz lanciert (Travelnews berichtete). Andere sollten nicht untätig bleiben. Es wird vital sein, ein gutes Wintergeschäft zu haben, um nicht auch 2023 auf einem derart tiefen Niveau wie 2022 zu starten.