Reiseanbieter

Der dänische Ferienunterkunfts-Anbieter Novasol hält fest: «Wir sind davon überzeugt, dass unsere Kunden am Besten wissen, wie ihr Lieblingsurlaub aussehen soll.» Bild: AdobeStock

Novasol kündigt die Kooperation mit Schweizer Reisebüros

Jean-Claude Raemy

Der dänische Ferienhausanbieter will verstärkt auf den Vertrieb über eigene Kanäle setzen und stellt demzufolge auf ein Direktinkasso-System um. Travelnews hat nachgefragt, was es damit auf sich hat.

In den vergangenen Tagen flatterte bei Schweizer Reisebüros Post vom dänischen Ferienhausanbieter Novasol ins Haus. Dicke Post. Darin wurde den angeschriebenen Reisebüros der Vertriebsvertrag auf Ende Jahr hin gekündigt. Hintergrund dafür sind die Digitalisierungs- und Direktverkaufsbemühungen des traditionsreichen Unternehmens.

Auf Anfrage von Travelnews erklärt Novasol-Sprecher Tim Kötting: «Novasol legt grossen Wert darauf, seinen Kunden so viel Spielraum bei der Urlaubsplanung wie möglich zu geben, um den Urlaub nach eigenen Wünschen und Vorstellungen zu gestalten. Wir sind davon überzeugt, dass unsere Kunden am Besten wissen, wie ihr Lieblingsurlaub aussehen soll. Mit der fortschreitenden Digitalisierung im Alltag und der stetig wachsenden Nutzung digitaler Angebote können wir unseren Gästen genau diese Möglichkeit geben. Hierzu gehört beispielsweise auch, dass sie bestehende Buchungen selbständig anpassen können. Daher setzt Novasol in Zukunft verstärkt darauf, den Vertrieb und die Buchungsorganisation von Ferienhäusern und -unterkünften über die unternehmenseigenen Buchungsportale, sowie das Managementsystem MyBooking in die Hände der Kunden zu legen. In diesem Zusammenhang hat Novasol zum Ende des Jahres 2022 die Zusammenarbeit mit Reisebüros in der Schweiz und in Österreich reduziert.»

Will heissen: Der Kunde kann für sich selber schauen und erhält dafür auch die notwendigen technischen Tools. Wobei das Wort «reduziert» eben nicht gleich ist wie «beendet» Inwiefern kann der stationäre Vertrieb für Novasol noch eine Rolle spielen? Dazu Kötting: «Novasol bietet Reisebüros proaktiv die Möglichkeit an, auch in Zukunft Buchungen für Gäste mittels eines Direktinkasso-Systems abzuwickeln. Insofern wird der Reisebürovertrieb auch in Zukunft eine Rolle für Novasol spielen.»

Direktinkasso ist bei den Reisebüros verhasst

Die Frage ist nun, ob Reisebüros dies überhaupt wollen. Direktinkasso heisst, der Anbieter kassiert den Preis für seine den Leistung direkt beim Kunden – damit geht dem Reisebüro nicht nur Liquidität verloren, sondern das Service-Entgelt muss separat ausgewiesen und verrechnet werden. Der Dienstleister selber wird das Service-Entgelt kaum zugunsten des Reisebüros einziehen und diesem rückvergüten, da dies zuviel bürokratischen Aufwand bedeutet. Darüber hinaus wollen Reisebüros nicht, dass der Leistungsträger näher an ihre Kunden kommt und diese mit direkten Marketingmassnahmen eindecken kann. Das Reisebüro sieht sich selber als Dienstleister und will möglichst viele Berührungspunkte mit dem Kunden bei sich behalten. So fördert aber Novasol den ohnehin schon vorhandenen Trend, dass Kunden immer mehr selber im Internet buchen. Dazu kommmt: Wie soll das Reisebüro, welches eine Novasol-Wohnung vermittelt, erklären, dass der Kunde zwei separate Rechnungen bezahlen soll? Das wäre wie wenn man Jeans im Bekleidungsgeschäft kauft und dann als Kunde je eine Rechnung an Levi's und eine an das Bekleidungsgeschäft bezahlen muss...

Übrigens: Als die Reederei MSC Cruises vor zwei Jahren versuchte, Direktinkasso in der Schweiz durchzusetzen, kam es zum Eklat mit den Reisebüros, die sich insofern erfolgreich wehrten, als dass die Reederei zuletzt einknickte und auch weiterhin die Möglichkeit zum Lastschriftverfahren beibehielt (Travelnews berichtete). Allerdings sind Cruise-Unternehmen wohl noch mehr auf stationären Vertrieb angewiesen als Ferienhausvermittler.

Man muss nämlich auch fragen, wie wichtig der Reisebüro-Vertrieb in der Schweiz für Novasol überhaupt noch ist. Dazu findet Kötting klare Worte: «Die zunehmende Digitalisierung und selbständige Planung des Urlaubs, aber auch die Identifikation vieler unserer Gäste mit Novasol, haben in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass der Vertrieb über die eigenen Buchungskanäle und Webseiten deutlich gewachsen ist. In diesem Zusammenhang beinhaltet Novasols Strategie auch die Verringerung der Komplexität im Reisebürovertrieb im Raum DACH - durch Reduktion auf Direktinkasso.» Die potenziellen Verluste im stationären Vertrieb werden also aus eigener Kraft aufgefangen: «Novasol setzt in Zukunft noch mehr auf eine Stärkung der eigenen Buchungskanäle und eine engere direkte Kundenbindung», so die Marschrichtung laut Kötting.

Investition ins Angebot statt in den stationären Vertrieb

Das werden die Reisebüros nicht gerne hören. Aber es ist nun mal so, dass das Unternehmen auf eine Stärkung des Angebots und des Brands setzt, statt auf eine Stärkung des klassischen Vertriebs. Das in Dänemark verwurzelte Unternehmen (der Hauptsitz liegt im dänischen Virum) mit Schwester- und Tochterunternehmen und Landesgesellschaften etwa in Schweden, Norwegen, Deutschland, den Niederlanden und Kroatien ist im Besitz des englischen Konzerns Awaze aus London, der sich als «Europas führender Ferienhaus- und Ferienparkanbieter» bezeichnet und zu welchem Marken und Unternehmen wie Novasol, cottages.com, Hoseasons und James Villa Holidays gehören.

Zu den jüngsten Akquisitionen von Awaze, welche aus der früheren Wyndham Properties hervorging, gehören etwa Amberley House und Portscatho Holidays in Grossbritannien, Bornholmtours in Dänemark und - erst vor wenigen Wochen - von Istria Home aus Poreč, My Istra aus Zagreb und Croatia Luxury Rent aus Zadar, um das Luxusportfolio in Kroatien zu stärken. Das Ferienwohnungs-Business scheint sich verstärkt weg vom klassischen Vertrieb zu bewegen.

Die Top-5 der beliebtesten Ferienregionen der Novasol-Gäste aus der Schweiz lautet gemäss Kötting: Italien, Dänemark, Frankreich, Kroatien und Schweden. Ob die Vermittlung hierfür künftig noch stark über Reisebüros erfolgt, steht auf einem anderen Blatt.