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Für Reisen nach Afrika - hier die Fälle des Blauen Nils in Äthiopien - gibt es bald neue Flugoptionen. Bild: AdobeStock

Das bedeuten die Ethiopian-Flüge fürs Afrika-Geschäft

Ethiopian startet bald Flüge ab Zürich nach Addis Abeba und von dort zu 62 weiteren Zielen in Afrika. Wie wichtig ist so eine Entwicklung fürs Afrika-Reisebusiness? Travelnews hat sich bei vier Spezialisten umgehört.

Am letzten Donnerstag (25. August) berichtete Travelnews, dass Ethiopian Airlines, die grösste Fluggesellschaft Afrikas, ab dem 31. Oktober 2022 wie längst erwartet die Route Zürich-Addis Abeba aufnehmen wird. Die äthiopische Hauptstadt ist ein wichtiger afrikanischer Hub; somit lassen sich mit diesen vorerst drei Mal wöchentlich durchgeführten Flügen bis zu 62 afrikanische Städte mit lediglich zwei Stopps erreichen - zur Erinnerung, die Flüge zwischen Zürich und Addis Abeba machen ja in beiden Richtungen noch einen 50-minütigen Stopp (ohne Flugzeugwechsel) in Mailand-Malpensa.

Sind das somit «Good News» für das Afrika-Reisebusiness oder sagen die Spezialisten eher «Meh»? Travelnews hat nachgefragt.

Nadine Eberle, PM Südliches Afrika, Dreamtime Travel

«Als grösste Airline Afrikas ist Ethiopian für den Touristikmarkt natürlich sehr wichtig. Die zusätzliche Verbindung ab Zürich steigert die Attraktivität der Fluggesellschaft für uns enorm. Bisher haben wir vor allem die Verbindung ab Genf für unsere Kundinnen und Kunden aus der Region Bern für Reisen ins südliche und östliche Afrika genutzt. Aufgrund der hohen Kundenzufriedenheit in Bezug auf den Komfort und Service, freuen wir uns, die Kooperation mit der neuen Flugoption auszubauen.

Unsere Erwartungen für das nächste Jahr sind sehr hoch! Wir sind bereits jetzt wieder auf dem Niveau von 2019 und die Buchungen für 2023 sehen sehr vielversprechend aus.»

John Stewardson, Inhaber, Africa Design Travel

«Grundsätzlich sind die Verbindungen via Addis Abeba zu vielen unserer Destinationen im Osten und Süden Afrikas ausgezeichnet. Selbstverständlich haben wir das Produkt auch schon selber getestet. Ein grosser Vorteil von Ethiopian ist das unkomplizierte und schnelle Umsteigen in Addis Abeba, ausserdem ist die Reise in der Regel kürzer als via Dubai oder Doha. Ein Problem für den Zürcher Flug könnte höchstens die Zwischenlandung in Mailand sein. Wer diese vermeiden will, fliegt von Genf. Mit der Bahn ist man auch von St. Gallen aus nur unwesentlich länger unterwegs.

Wir sind im Kontakt mit Ethiopian für eine engere Kooperation. Weil sich die Buchungszahlen in diesem Jahr viel besser als ursprünglich gedacht zeigen, bin ich für 2023 sehr positiv eingestellt. Die Leute buchen zum Glück wieder weiter im Voraus, was dieses Jahr leider häufig nicht der Fall war!»

Sandra Werner, PM Ostafrika, Let's go Tours

«Addis Abeba ist ein wichtiger Hub für Reisen nach Afrika und wir haben Fluglösungen mit Ethiopian auch in der Vergangenheit bereits für unsere Kunden genutzt. Zum einen für Kunden, die eine Reise nach Äthiopien gebucht hatten und zum anderen auch als Hub für Weiterflüge nach Ostafrika. In der Vergangenheit natürlich hauptsächlich ab Genf, wo bereits eine Direktflugvariante nach Addis Abeba bestanden hat.

Die Anfragen für Afrika sind vorhanden und wir erwarten auch im 2023 wieder ein gutes Jahr mit Afrikabuchungen.»

Matt Reimann, Mediensprecher, Knecht Reisen

Travelnews erreichte Knecht-Sprecher Matt Reimann kurz bevor er zu den «South Africa Days» in Wädenswil ging, wo die Weinimportfirma Kapweine nach der Corona-Pause endlich wieder ihr traditionelles Fest veranstalten konnte, bei welchem Knecht Reisen als Kooperationspartner präsent war und am vergangenen Wochenende Vorträge über Afrika vor potenzieller Endkundschaft halten konnte. Zu den Ethiopian-Flügen meinte Reimann: «Für Knecht Reisen ist das kein grosses Thema. Unser Angebot ist auf das südliche Afrika beschränkt und hierbei setzen wir im Flugbereich auf die Hauptcarrier Swiss und Edelweiss, für welche Ethiopian auf den wichtigsten Strecken keine ernst zu nehmende Konkurrenz sein wird. Aber grundsätzlich ist es immer gut, wenn es neue Flugoptionen gibt, daher begrüssen wir die Flüge natürlich. Wir suchen aber keine aktive Kooperation mit Ethiopian, da wir dieser keine nennenswerten Volumina liefern würden.»

Fazit

Grundsätzlich werden weitere Flugoptionen nach Afrika natürlich gerne gesehen. Über den effektiven Einfluss der Zürich-Flüge von Ethiopian auf das Schweizer Afrika-Geschäft scheiden sich aber die Geister - zumal ja noch in Mailand ein Stopp eingelegt wird.

Bei allen Spezialisten gleich ist indes der Optimismus fürs Afrika-Geschäft. Es läuft bereits gut und die Erwartungen für 2023 sind sehr hoch, weshalb der Zeitpunkt des Markteinstiegs von Ethiopian Airlines im Raum Zürich sicher nicht falsch liegt. Nach dem Wegfall der Corona-Beschränkungen in vielen afrikanischen Destinationen entwickelt sich der Tourismus jedenfalls positiv. Der aktuelle «Economic Impact Report» des World Travel & Tourism Council (WTTC) zeigt, dass der afrikanische Tourismussektor in den nächsten zehn Jahren voraussichtlich rund 14 Millionen neue Arbeitsplätze auf dem Kontinent schaffen wird. Dem Bericht zufolge wird das Bruttoinlandsprodukt aus dem Reisesektor zwischen 2022 und 2032 voraussichtlich um durchschnittlich 6,8 Prozent pro Jahr wachsen, mehr als das Doppelte der Wachstumsrate von 3,3 Prozent der Gesamtwirtschaft der Region. Die Tourismusorganisation zeigt sich auch optimistisch, was die kurzfristigen Einnahmen aus dem Afrika-Tourismus betrifft, die sich bis 2023 dem Niveau vor der Pandemie annähern könnten – nur 9 Prozent unter dem Niveau von 2019. Aus dem Schweizer Quellmarkt könnte dieser Wert wohl durchaus übertroffen werden.

(JCR)