Reiseanbieter

Manche «Hotelplänler» vermissten nach ihrem Abgang schon bald ihren früheren Job und das gewohnte Umfeld - so sehr, dass sie schon bald zu Hotelplan zurückkehrten. Bild: HO

«Ich spürte schnell Heimweh nach der Reisebranche»

Jean-Claude Raemy

Viele Reiseprofis haben die Branche während der Pandemie verlassen - manche sind aber auch zurückgekehrt. Bei der Hotelplan Gruppe etwa gibt es diverse Rückkehrerinnen. Travelnews hat sich mit einigen von ihnen über die Gründe für ihr Comeback beim alten Arbeitgeber unterhalten.

Während der Pandemie haben sich die Personalbestände bei vielen Reiseunternehmen reduziert - gerade auch bei Reiseveranstaltern. Während zu Beginn der Pandemie einzelne Mitarbeitende gehen mussten, gingen andere wiederum freiwillig und schauten sich nach weniger krisenanfälligen Branchen um. Während man deswegen da und dort befürchtete, dass jene, die gegangen sind, wohl für immer weg sind, zeigt sich inzwischen, dass manche schon relativ schnell in die Reisebranche zurückkehren.

So etwa auch bei der Hotelplan Group, wo in den vergangenen Wochen und Monaten zahlreiche «Rückkehrende» zum Personalbestand hinzugefügt wurde. Travelnews hat sich mit vier Rückkehrerinnen über deren Beweggründe unterhalten. Wir wollten wissen, weshalb sie Hotelplan verliessen, wohin sie gingen, weshalb sie zurückkamen und ob sie nun eine andere Tätigkeit im Unternehmen ausführen als vor dem Weggang.


Thaynnà Gross

«Im Sommer 2020 – also nach dem ersten Lockdown – habe ich mich dazu entschieden, beruflich neue Erfahrungen zu sammeln. Seit ich 15 Jahre alt bin, war ich immer nur in der Reisebranche tätig - ich hatte mit 15 am Hauptsitz von Hotelplan Suisse mit der Lehre begonnen, also eine klassische Reisebranchen-Ausbildung genossen. Ich wollte unbedingt auch mal etwas Neues ausprobieren und habe es als passenden Zeitpunkt betrachtet.

Ich habe dann in die Immobilienbranche in den Bereich Bewirtschaftung gewechselt. Also in eine komplett andere Branche. Ich hatte das Glück, dass ich ohne eine Weiterbildung wie etwa einem Sachbearbeiterkurs eine Chance bekommen habe, als Quereinsteigerin.

Ich habe dann aber die Zusammenarbeit im Team und unsere Destinationen sehr vermisst und mir hat auch der Verkauf gefehlt, welcher in der Bewirtschaftung von Immobilien leider inexistent ist. Der Kontakt zu Mietern ist ein ganz anderer als der Kontakt zu Kunden/Reisebüros.

Die Rückkehr zu Hotelplan war für mich die beste Lösung. Ich durfte wieder in dieselbe Abteilung mit derselben Position zurückkehren, dies war auch eine Bedingung für mich. Nach ein paar Monaten kann ich bereits sagen, dass ich es definitiv nicht bereue und extrem zufrieden bin. Ich bin aber auch stolz darauf, dass ich den Austritt damals gewagt habe und Einblick in eine komplett andere Branche erhalten habe.»

Sabrina Iten

«Nach 12 Jahren in der Hotelplan Gruppe hatte ich das Gefühl, dass ich mal etwas Neues wagen möchte und entschied mich somit im Dezember 2021, Hotelplan zu verlassen. Ein weiterer Grund dafür war sicherlich auch die Corona-Pandemie, da deswegen der persönliche Kontakt zu kurz kam und ich so etwas den Bezug zur Firma verloren hatte. Darüber hinaus war ich in der IT angesiedelt und wollte mehr in Richtung Marketing wechseln. Der Abgangs-Entscheid fiel mir aber bereits damals nicht leicht.

Ich war eine Quereinsteigerin. Ich kam aus der Computerbranche, konnte aber vom Marketing bei Toshiba ins Marketing bei Interhome wechseln. Als ich die Hotelplan-Gruppe verliess, welchselte ich wieder ins Marketing, in der Sparte Öffentlicher Verkehr.

Doch die Reisebranche und deren Leute haben mir unglaublich gefehlt. Mein Job war vor allem Remote und mir fehlte der Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen im Büro. Zudem war die Job-Rolle leider doch nicht das, was ich mir für meine Zukunft vorstellen konnte. Bei Hotelplan war dann genau die für mich passende Stelle frei.

War ich vorher in der IT gewesen, im Web Release Management, konnte ich neu ins Digital Competence Center als Product Owner wechseln. In diesem Job arbeite ich nach wie vor sehr eng mit dem vorherigen Team zusammen, was ich toll finde. Ich bin aber auch mehr auf Business-Seite unterwegs. Ich bin extrem glücklich und habe bereits gemerkt, dass die Rückkehr eine absolut richtige Entscheidung war.»

Anja Röthlisberger

«Ich habe bta first im Mai 2021 verlassen. Das war ziemlich genau ein Jahr nach Beginn der pandemiebedingten Kurzarbeit. Da wir über einen längeren Zeitraum nur noch im 20-Prozent-Pensum arbeiten konnten, habe ich parallel die Weiterbildung zur medizinischen Sekretärin absolviert und wollte etwas Neues ausprobieren. Ich habe dann ins Inselspital Bern gewechselt, wo ich als medizinische Sekretärin tätig war.

Ich hatte ursprünglich die KV-Lehre in der Treuhand-Branche gemacht, habe dann aber relativ rasch nach der Lehre via Grundkurs Reisebranche an der IST Zürich «umgesattelt» und danach 15 Jahre in der Reisebranche gearbeitet - die meiste Zeit davon bei bta first travel.

Vieles hat mich dann letztlich bewogen, in die Reisebranche zurückzukehren. Ich bin sehr dankbar für die Erfahrungen, die ich in einem ganz anderen Umfeld sammeln durfte. Trotzdem spürte ich recht schnell «Heimweh» nach der Reisebranche. Ich hatte die Arbeit an sich sehr vermisst. Das vernetzt sein mit der weiten Welt und der Kundenkontakt der Geschäftsreisewelt haben mir gefehlt. Und ja, selbst die GDS habe ich vermisst... Für mich war schnell klar, dass ich unbedingt zurück zu bta first travel möchte. Die wunderbaren Menschen, die familiäre Stimmung im Team, die interessanten Aufgaben und der spezielle «bta-Spirit» haben die Entscheidung leicht gemacht.

Ich kehre in die gleiche Funktion zurück zu bta: Als Business Travel Consultant. Lediglich der Arbeitsort wird sich ändern, statt in Biel arbeite ich neu in Glattbrugg.»

Svenja Auderset

«Ich habe meine Ausbildung schon in einer Hotelplan-Filiale absolviert und und blieb danach im Unternehmen, so dass ich nach sieben Jahren bei Hotelplan noch nichts anderes als die Reisebranche kannte. Ich wollte folglich gerne mal etwas Neues sehen und war bereit für eine neue berufliche Herausforderung. Ich habe dann Ende April 2022 Hotelplan verlassen.

Ich habe in eine ganz andere Branche gewechselt. Ich war für eine Gemeindeverwaltung tätig.

Mir hat der direkte Kundenkontakt aber sehr gefehlt und ich habe gemerkt, dass ich diesen einfach brauche. Und mir hat die Arbeit im Reisebüro gefehlt. Im Reisebüro ist die Arbeit so vielfältig und interessant, denn jeder Kunde und jede Buchung ist unterschiedlich und das macht das Ganze so spannend. Zu Hotelplan bin ich zurückgekommen, weil ich mich in der Firma immer sehr wohl gefühlt habe.

Mein Job ist wieder derselbe, ausser dass ich in einer anderen Filiale tätig bin. Ich bin sehr glücklich, dass ich wieder zurück zu Hotelplan gekommen bin. Meine Arbeit gefällt mir und es ist einfach genau das, was ich gerne mache.»


Bilanzierend kann man festhalten, dass keine der befragten Mitarbeiterinnen entlassen wurde, sondern sich alle mal nach «etwas Neuem» umsehen wollten. Ein Phänomen, welches in der Reisebranche wie auch in anderen Branchen durch die Unwägbarkeiten der Pandemie, die Kurzarbeit und damit die viele Zeit, die man zum Nachdenken über andere Karrierewege hatte, sich akzentuiert wurde. Vermisst wurde dann aber der «Reisebranchen-Groove», der Kundenkontakt, und offenbar auch die «Nestwärme» des früheren Unternehmens.

Zu letzterem Punkt hält Walter Jung (Chief People Officer, Hotelplan Group) Folgendes fest: «Es ist immer äusserst erfreulich, wenn ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Weg zurück zur Hotelplan Gruppe finden. Es zeigt uns, dass unsere Bestrebungen, das Arbeiten bei uns noch attraktiver zu machen, wahrgenommen werden und dass unser Arbeitsumfeld wie auch die Reisebranche nach wie vor auf Interesse stösst. Kehrt eine ehemalige Mitarbeiterin oder ein ehemaliger Mitarbeiter zu uns zurück, hat dies den beidseitigen Vorteil einer kurzen Einarbeitungszeit, da das Unternehmen, Kolleginnen und Kollegen sowie die Prozesse bereits bekannt sind. So können sie sehr schnell unsere Kundschaft beraten oder unsere Partner betreuen. Wir haben derzeit einige vakante Stellen und freuen uns sehr, wenn wir ehemalige Mitarbeitende für eine Rückkehr zu uns begeistern können. Natürlich sind auch Bewerbende herzlich willkommen, welche bis anhin noch keine Hotelplan-Luft geschnuppert haben.»