Reiseanbieter
Dieter Zümpel: «Wir verlangen eine Entschädigung von der Swiss»
In einem Interview mit der «Aargauer Zeitung» (Abo) spricht Dieter Zümpel Klartext: «Alle machen derzeit die anderen für die Situation verantwortlich. Fakt ist, dass viele Airlines, Flughäfen und Bodenabfertiger falsch geplant haben.» Wenn man einen Flugplan aufstelle, müsse man sich dafür mit dem nötigen Personal vorbereiten: «Das ist ein einfacher Dreisatz! Aber nun tun manche Airlines so, als würde Weihnachten überraschend kommen.»
Die stark gestiegene Buchungsnachfrage im Sommer sei auch wegen des grösseren, offensichtlich nicht realistischen Flugangebots der Airlines zustande gekommen. «Entweder haben sich die Airlines enorm verschätzt. Oder, was ich nicht hoffe, sie sagten sich einfach: Tja, wenn wir die Flüge nicht durchführen können, kümmern sich die Passagiere und Reiseveranstalter selber darum, wie sie die geplanten Ferien umbuchen können.»
Und Zümpel hält mit seinem aufgestauten Unmut nicht zurück: «Erst vor wenigen Tagen hat die Swiss eine neue Hotline für Reisebüros angekündigt, um unsere Anliegen schneller bearbeiten zu können, obwohl die Umbuchungen schon lange ein grosses Thema sind. Immerhin. Ich kann aber nicht verbergen, dass die Zusammenarbeit mit der Swiss seit Pandemie-Beginn oftmals schwierig ist. Das ist keine partnerschaftliche Beziehung, das empfinde ich als arrogant.»
Und weiter: «Die durch instabile Flugpläne verursachte Zusatzarbeit bleibt an uns hängen. Denn ein nicht wie angekündigt durchgeführter Flug bedeutet für uns: Umbuchung, neues Hotelzimmer, anderer Transport, und so weiter. Unsere für Flugbuchungen verantwortliche Abteilung ist total überlastet deswegen. Zusammen mit dem Schweizer Reiseverband verlangen wir deshalb nun eine Entschädigung von der Swiss für unsere Branche. Einmal mehr seit Pandemiebeginn steht sie in unserer Schuld.» Dabei wirft Zümpel nicht alle Airlines in den gleichen Topf: «Mit Singapore Airlines oder Emirates haben wir keine Probleme.»
Griechenland, Spanien und Hochzeitsreisen
Im laufenden Jahr peilt DER Touristik Suisse wieder 80 Prozent der Buchungen des Vor-Krisen-Niveaus an. Im Juli und für den August liegen die Zahlen zum Teil schon wieder über dieser Schwelle, sagt Dieter Zümpel weiter. Aktuell profitiert Kuoni etwa von Hochzeitsreisen, die nachgeholt werden. Gefragt seien bei den Kunden derzeit ausserdem Reisen nach Griechenland, gefolgt von Spanien, Italien, der Türkei und den USA.
Die vergangene Wintersaison sei infolge Omikron aber nicht sehr gut gewesen. Zur Herbstnachfrage sagt Zümpel: «Die USA sind wieder sehr stark gefragt, auch die Malediven, der indische Ozean generell, sowie die Mittelmeer-Klassiker Griechenland, Spanien und Ägypten.»
Zum Personalmangel in der Reisebranche sagt Dieter Zümpel: «Wir spüren, dass die Rekrutierung qualifizierter Leute schwieriger geworden ist». Dieses Jahr habe DER Touristik Suisse 50 neue Personen eingestellt, 10 davon seien Rückkehrer, die in der Pandemie das Unternehmen verlassen hatten.