Reiseanbieter
Sind die Buchungen zuletzt stärker ins Internet abgewandert?
Jean-Claude RaemyDer VIR (Verband Internet Reisevertrieb) hat in einer Medienmitteilung spannende Aussagen gemacht. Demnach «laufen die hohen Buchungszahlen am Flugpauschalreisemarkt für die Sommersaison nicht am Online-Reisevertrieb vorbei». Die Aufwärtsbewegung der Buchungen in den virtuellen Reisebüros habe sich nach den jüngsten Zahlen von Travel Data + Analytics (TDA) über die vergangenen Monate hinweg fortgesetzt.
Im Rahmen dieses starken Reisesommers sei es so, dass Ferienreisende für ihre Buchungen verstärkt die digitalen Kanäle nutzen. Insgesamt wuchs der Umsatz der Online-Reisebüros im Mai zum Vergleich zum Mai 2019 um 53 Prozent. Für die gesamte Sommersaison verzeichnen die digitalen Anbieter bei den Buchungszahlen einen Anstieg von 51 Prozent. Die stationären Reisebüros lagen dagegen laut VIR immer noch unter den Zahlen von 2019.
Der Aufwärtstrend für die Online-Reisebüros setze sich über die komplette Sommersaison weiter fort, alle Monate liegen im Plus gegenüber der Vor-Coronazeit. Im Juni und Juli liegen die Zahlen um 46 respektive 47 Prozent über den Werten von 2019. Der stärkste Reisemonat in diesem Sommer ist für die Online-Plattformen der August. Hier zeichnet sich nach Stand Ende Mai ein Plus von mehr als 65 Prozent ab. Für den September gibt es einen Anstieg von 33 Prozent, Besonders weit nach oben geht es nach dem aktuellen Stand im Herbst. Bei den Buchungszahlen für den Oktober liegen die Zahlen bei den Online-Reisebüros um 72 Prozent über den Werten des Vor-Pandemiejahrs 2019.
Die Unterschiede bei den Buchungszahlen beschränken sich aber nicht auf den Gesamtmarkt. Beim genauen Blick auf die Destinationen und die einzelnen Verkaufskanäle zeigen sich interessante Unterschiede. «Es fällt auf, dass die Türkei bei den digitalen Kanälen einen höheren Anteil am Gesamtumsatz hat als über analoge», erklärt VIR-Vorstand Michael Buller, «das Urlaubsland Spanien weist dagegen einen höheren Wert bei den Buchungen in den Reisebüros auf. Auf etwa gleichem Niveau im Vergleich der Vertriebskanäle liegen die Zahlen für Griechenland.»
Wie sieht das in der Schweiz aus?
Der VIR schliesst aus all diesen Zahlen, dass sich der positive Trend für den digitalen Reisevertrieb aus den Jahren vor dem Ausbruch der Pandemie weiter fortsetzt. Eine Bewegung der Konsumenten hin zum Internet für die Reisevorbereitung und -buchung, welche seit 2010 kontinuierlich sei. Dazu Buller: «Die Kunden haben sich an die digitalen Kanäle gewöhnt, dies zeigt sich sehr stark in den Zahlen für diese Sommersaison. Die Online-Reisebüros konnten sich diese Position mit ihren umfassenden Servicemöglichkeiten für die Kunden sichern. Sie sind durchweg verfügbar, für sie stellte sich während der Pandemie die Frage des Abbaus von Arbeitskräften in einem wesentlich geringeren Ausmass.» Dies zeige auch, dass sich die gesamte Branche noch schneller mit dem Einsatz digitaler Technologien und Vertriebskanälen beschäftigen müsse.
Man höre und staune! Hierzulande hörte man bislang eigentlich stets, dass der stationäre Vertrieb der grosse Profiteur der Corona-Pandemie gewesen sei - weil die Schweizer Konsumenten die persönliche Beratung und die Sicherheit des Reisebüros schätzen. Ist es in der Schweiz ganz anders als in Deutschland? Machen Sie mit bei der folgenden Umfrage:
Reisebüros und Reiseveranstalter
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Travelnews wird zu einem späteren Zeitpunkt noch versuchen, die Zahlen von Online-Reisebüros für die Schweiz zu kompilieren. Uns ist auch klar, dass nicht überall scharf zwischen stationärem und Online-Vertrieb mehr getrennt wird - deshalb die Möglichkeit für ergänzende Bemerkungen.
Was von vornherein feststeht: Die Digitalisierung wird weiter fortschreiten. Multichannel-Ansätze und -Modelle sind für die Zukunft essenziell. Buller hält zudem fest: «Die Bedeutung von Themen wie Künstliche Intelligenz, Blockchain und Chatbot wird weiterwachsen und müsste in der Touristik entsprechend stärker genutzt und in die Abläufe integriert werden.»