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Martin Wittwer ist als SRV-Präsident angetreten, um die Branche zu einen - ob ihm das wohl gelingt? Bild: JCR

Martin Wittwer: «Wir sitzen alle im selben Boot»

Jean-Claude Raemy

Der Präsident des Schweizer Reise-Verbands (SRV) äussert sich gegenüber Travelnews zum Verbänden im Clinch und was dies für Auswirkungen auf das Projekt Dachverband hat - oder eben nicht.

Martin Wittwer, seit letztem November Präsident des Schweizer Reise-Verbands (SRV), stellte bereits im Dezember 2021 im Rahmen eines Gesprächs mit Travelnews fest, dass die «Vereinigung der Branche» eines seiner wichtigsten Ziele sei. «Ich will niemanden ausgrenzen, alle einschliessen und damit die Branche und den Verband stärken», liess er damals wissen.

Doch wie steht es um dieses «Projekt Dachverband», welches bereits kurz nach Beginn der Pandemie im Sommer 2020 lautstark von verschiedenen Seiten gefordert wurde (Travelnews berichtete)? Aktuell könnte man meinen, dass es damit nicht weit gereicht. So jedenfalls könnte man den medial ausgetragenen Konflikt zwischen Luc Vuilleumier von der Swiss Travel Security und den anderen Kundengeldabsicherern interpretieren (Travelnews berichtete) - wobei es hier nicht einmal um Verbandsangelegenheiten geht, doch wird das so wahrgenommen, da Vuilleumier auch Präsident der STAR (Swiss Travel Association) ist und die TPA, inzwischen in der TPS aufgegangen, einer Genossenschaft mit teils verbandsähnlichen Zügen, sowie der Garantiefonds aufgrund seiner räumlichen Nähe zum SRV immer wieder diese «Vermengung» von Verband und Kundengeldabsicherung erzeugen.

Was meint Martin Wittwer hierzu? Im Gespräch mit Travelnews holt der SRV-Präsident etwas aus.

«Wir müssen geeint das Beste für die Branche herausholen»

Zunächst legt er dar, weshalb er zwar ein gewisses Verständnis für das Vorgehen von Luc Vuilleumier - der den Ständerat anschrieb und diesem von einer Annahme der Motion Ettlin abriet, welche der SRV öffentlich unterstützte - aufbringen kann, aber trotzdem ganz klar hinter der Motion Ettlin steht: «Ich verstehe, dass alle involviert sein sollten, wenn es um wichtige Anliegen der Branche - in diesem Fall von Kundengeldabsicherern - geht. Es nützt der Sache, wenn das Vorgehen auf- und miteinander abgestimmt ist. Luc hat auch recht, wenn er sagt, dass eine klare Definition einer Kundengeldabsicherung fehlt, und dass noch viel Arbeit zu leisten ist hinsichtlich einer neuen Regelung des Pauschalreisegesetzes. Nur sind das strategische Themen, welche Jahre in Anspruch nehmen, da diese gesetzlich geregelt sein müssen. Die Motion Ettlin macht insofern Sinn, als sie ein kurzfristiges Problem pragmatisch löst, nämlich die Liquidität von Kundengeldabsicherern im Fall eines grösseren Konkurses oder einer Konkurswelle. Die übergeordneten Probleme, welche Luc anspricht, sind später anzugehen. Deshalb steht der SRV voll hinter der Motion Ettlin.»

Doch was heisst das nun eben, wenn aufgrund eines solchen Vorfalls Differenzen innerhalb der Branche im öffentlichen Raum aufgezeigt werden? Wittwer hält fest, dass «aus der Branche heraus mit einer Stimme gesprochen werden sollte». Dies, weil ein geeintes Vorgehen klare Vorteile auf dem politischen Parkett mit sich bringe. Eine grosse Stimme habe eben mehr Gewicht als viele verzettelte kleine Stimmen. Dazu Wittwer: «Die Interessenlage in der Reisebranche ist doch allen gemeinsam, natürlich teils etwas abweichend, aber in den Grundthemen identisch. Wir im Outgoing sind doch alle im selben Boot. Wir brauchen einen konstruktiven Approach, um unsere Ziele zu erreichen.» Wittwer sagt, er habe «keine Konkurrenten», sondern arbeite mit den anderen Gruppierungen möglichst per Konses sowie lösungsoffen.

Was unter dem Strich heisst: Eigentlich sollten die Parteien miteinander sprechen, statt Grabenkämpfe via Medien auszutragen, und sich auch nicht via E-Mail ihre Meinungen kundtun, sondern direkt. Sich selber nimmt Wittwer als Konfliktpartei heraus: «Ich bin im steten Austausch mit der STAR und Luc Vuilleumier sowie auch mit der TPS und deren Exponenten. Ich verfolge immer noch dieselben Ziele und suche im Rahmen von Gesprächen einen Weg zu finden, wie wir eine einheitliche Stimme hinbringen.»

Das Thema Dachverband lebt

Mit Nachdruck erklärt dann Wittwer weiter: «Das Thema Dachverband ist noch nicht ad acta gelegt. Wichtig ist nun, dass wir gemeinsam das Beste für die Branche herausholen und dass Egos nicht im Weg einer bestmöglichen Lösung für die Reisebranche stehen.» Nun werde sich zeigen, wie «reif» die Branche sei auf dem Weg, gemeinsame Ziele zu erreichen. Ob das Miteinander statt Gegeneinander gelingt?

Dafür wird es nicht nur die Persona Wittwer als Mediator brauchen, sondern auch die Akzeptanz anderer Gruppierungen, dass diese Einigungsbemühungen unter dem Lead des SRV erfolgen. Geht es mit dem konfrontativen Geplänkel weiter, gebe es keinen Dachverband, sagt Wittwer klar. Das wäre nicht nur für ihn, der angetreten sei, «um die Branche zu einen», eine grosse Enttäuschung, sondern aus seiner Sicht auch für die ganze Branche.