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Für die nächste Reise scheinen noch genügend Reserven vorhanden zu sein. Bild: AdobeStock

Die Inflation beschäftigt die Reisebranche

Travelnews fragte bei seiner Leserschaft nach, ob das Teuerungs-Thema bei der Reisenachfrage eine Rolle spiele. Zentral scheint es noch nicht zu sein, und doch lauert das Problem im Hintergrund.

Nach zwei Jahren Nachfrageschwäche infolge der Pandemie sowie kurzfristig auch noch wegen dem Ukraine-Krieg ist der aktuelle Buchungsboom Balsam auf die Wunden der geschundenen Reisebranche. Doch mit den Spätfolgen von Pandemie und Krieg droht neues Ungemach: In ganz Europa und in geringerem Masse auch in der Schweiz hat eine deutliche Teuerung eingesetzt. Viele Unternehmen sehen sich aufgrund des gestiegenen Aufwands und der höheren Einkaufspreise gezwungen, ihre eigenen Preise anzupassen. Das passiert gerade auch im Bereich der Flüge und Ferienreisen. Ein grosser Teil des Preisdrucks wird über die Margen abgefangen, sprich die Preise werden teurer, und Economiesuisse erwartet auch in den kommenden Monaten allgemein einen weiteren Anstieg des Preisniveaus.

Travelnews hat anfangs dieser Woche das Thema aufgegriffen und im Rahmen einer 48-stündigen Blitzumfrage nachgefragt, ob die Teuerung bereits ein Thema ist beim Buchen bzw. in der Reiseberatung. Der Rücklauf unserer Umfrage war mit 134 Teilnehmenden vergleichsweise gering - was dahingehend interpretiert werden kann, dass das Thema entweder noch keines ist oder dass die Reisebüros so sehr mit Buchungen beschäftigt sind, dass sie gar nicht an der Umfrage teilnehmen konnten. Wie dem auch sei, aus den eingegangenen Antworten, die wir in B2B- sowie B2C-Antworten aufteilten, geht hervor, dass das Thema latent vorhanden ist, wenngleich offenbar noch keinen massiven Einfluss auf die Buchungsbereitschaft nimmt.

Bei der Umfrage A (Reisebüros) geben fast die Hälfte an, dass stark gebucht wird und Teuerung kein Thema sei. Bei einem Drittel der Antworten wird gesagt, dass die Teuerung hin und wieder Thema sei, und immerhin ein Fünftel sagt, dass die Teuerung ein regelmässiges Thema in Beratungsgesprächen sei.  

Bei der Umfrage B (Konsumenten, 82 Antworten) zeigte sich ein anderes - leicht entspannteres - Bild. Über zwei Drittel geben an, dass ihr Reisebudget immer noch gleich ist bzw. dass sie sicher nicht beim Reisen sparen. Doch ein ganzes Drittel der Antworten geht dahin, dass die Teuerung durchaus beschäftigt und möglicherweise für das Gesamtjahr 2022 weniger Reisetätigkeit, oder vielleicht andere Reisetätigkeit (weniger weit/teuer?) mit sich bringen wird.

Fazit

Aktuell sieht es so aus, als ob der Reise-Nachholbedarf die Sorgen um die Teuerung ganz klar übertrumpft. Die Buchungen für Sommer oder gar schon Herbst bewegen sich auf einem zu lange nicht mehr gesehenen Niveau, und wer jetzt kurzfristig für Pfingsten oder teils auch für den Sommer noch etwas buchen will, stösst nicht selten auf den Hinweis «Ausverkauft». Clevere haben frühzeitig gebucht und konnten sich damit auch Flüge und Hotels zu vernünftigen Preisen sichern.

Mit dem steigenden Nachfragedruck, gepaart mit dem Inflationsdruck, werden aber die Preise voraussichtlich weiter steigen, während die Kaufkraft generell, auch in der Schweiz, etwas abnimmt. Es bleibt zu hoffen, dass nach dem aktuellen «Buchungsfest» nicht schon bald wieder Katerstimmung herrscht.

(JCR)