Reiseanbieter

Stefan Spiess, Geschäftsführer des Garantiefonds. Bild: HO

Der Garantiefonds zieht die Schraube an

Linda von Euw

Garantiefonds-Geschäftsführer Stefan Spiess hat aus dem Fall WTA-X-Travel gelernt und unter anderem eine neue Stelle der Wirtschaftsprüfung geschaffen.

Wie aus der Schweizer Reisebranche zu vernehmen ist, haben einige Reisebüros die Aufforderung seitens des Garantiefonds erhalten, die Garantiesumme zu erhöhen. Aus wirtschaftlicher Sicht ist das Vorgehen nachvollziehbar — gerade der Fall WTA-X hat den Garantiefonds diesbezüglich aufgerüttelt. Stefan Spiess, Geschäftsführer des Garantiefonds der Schweizer Reisebranche, sagt: „Der Fall WTA-X hat gezeigt, dass unsere Prüfung bezüglich der Tätigkeit unserer Teilnehmer in der Schweiz oder Liechtenstein noch verbessert werden kann.“ Mit sinnvollen Ergänzungen und Anpassungen werde der Garantiefonds seine Aufgabe der Risikobeurteilung weiterentwickeln. Ein erster Schritt: Die Digitalisierung der Datenbank. Ausserdem prüfe der Garantiefonds die Teilnehmer heute zeitnaher und umfassender. Neu geschaffen wurde die Stelle der Wirtschaftsprüfung: „Dabei geht es auch um die Neubewertung der Risiken“, sagt Spiess.

Die Einlage, die ein Teilnehmer zu bezahlen hat, wird „nebst dem Jahresbruttoumsatz auch mit Hilfe der Bonitätsbeurteilung und Risikosituation des Geschäftsmodells in Bezug auf die Kundengelder“ festgelegt. Diese Beurteilungen würden konsequent durchgeführt, um den Teilnehmern die grösste Sicherheit zu bieten. Die Einlage betrage 1 Prozent des Bruttojahresumsatzes, mindestens aber 50‘000 Franken. „Unsere Werte basieren auf unseren Erfahrungen. Diese zeigt, dass grössere wie kleinere Unternehmen in einen Konkurs geraten können“, sagt Spiess.

Einforderung weiterer Zahlen, Erhöhung der Garantiesumme, Kündigung

Der Garantiefonds ist nicht der einzige Kundengeld-Absicherer. FAIR-Reisegarant, Swiss Travel Security und Travel Professional Association heissen die weiteren Anbieter. Aber braucht es wirklich mehrere Kundengeld-Absicherer in einem kleinen Land wie der Schweiz? „Bis zu einem gewissen Grad ist Konkurrenz gut, doch zwingend braucht es nicht mehrere Absicherungslösungen. Anders gesagt, die Kosten für die Kundengeldabsicherung werden für die Reisebranche nicht kleiner, je mehr Lösungen angeboten werden“, findet Spiess.

Angst, dass die kleineren und mittleren Reisebüros abwandern könnten, hat Spiess keine: „Der Garantiefonds ist die historisch gewachsene Branchenlösung, die von der Reisebranche beim Inkrafttreten des Bundesgesetzes über Pauschalreisen geschaffen wurde. Dies war vor mehr als 20 Jahren. Die Gründe, warum sich die anderen Absicherer auf die kleineren konzentrieren, liegen in den Risikokosten.“ Die Stiftung des Garantiefonds biete auch in Zukunft effiziente und professionelle Lösungen für grosse, mittlere und kleine Veranstalter und Reisebüros.

In Zeiten des weltweiten Terrorismus könnte gerade das Reisegeschäft spezialisierter Veranstaltern gefährdet sein. „Unsicherheiten die das Reisegeschäft hemmen, sind sehr ernst zu nehmende Risiken, die bei uns in der Bonitätsentwicklung sowie im Geschäftsmodell betrachtet werden“, sagt Spiess und ergänzt, dass es in der Natur der Absicherungsarbeit liege, dass es zu Schadensfälle kommen könne.

Wenn sich abzeichnet, dass ein Veranstalter Konkurs gehen könnte, stimme der Garantiefonds seine Massnahmen je nach Situation ab: „Diese können von der Einforderung von weiteren Zahlen und Fakten über die Erhöhung der Garantiesumme bis zur Kündigung des Teilnahmevertrags gehen.“

Das dürften dann wohl genau die Massnahmen sein, mit der sich der eine oder andere Reiseanbieter im Moment konfrontiert sieht.