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Juhu, die Ferien locken! Wohin zieht es die Schweizer, und was erwarten die Reiseveranstalter? Die Trendziele scheinen klar - trotz dem Aufschwung werden 2022 aber die Niveaus von 2019 noch nicht wieder erreicht. Bild: AdobeStock

Der Aufschwung bei der Nachfrage ist spürbar

Der Wegfall der Testpflicht wurde ebenso bejubelt wie die gestrigen Lockerungen des Bundesrats. Wie schnell stieg die Reise-Nachfrage in den vergangenen Wochen und was erwarten die Reiseveranstalter nun für das laufende Jahr? Travelnews hat bei den Big 6 nachgefragt.

In der Schweizer Reisebranche herrscht nach der Omikron-bedingten Winterflaute wieder etwas Aufbruchstimmung - die generelle Testpflicht bei Einreise in die Schweiz fiel bereits vor einem Monat, seit gestern sind nun fast alle Covid-Massnahmen im Land gefallen. Das heisst zwar nicht, dass man nun auch frei alle anderen Länder bereisen kann, aber nachdem es auch dort mit Lockerungen vorwärts geht, haben nun gewiss einige Schweizerinnen und Schweizer die Ferienplanung etwas konkreter in Angriff genommen. Travelnews hat bei den Grossveranstaltern nachgefragt, wie die aktuelle Lage ist.

Philipp von Czapiewski, Managing Director, TUI Suisse

Philipp von Czapiewski

«Seit Anfang Februar und insbesondere seit den letzten Lockerungsankündigungen des Bundesrats sehen wir einen deutlich positiven Trend und steigende Buchungseingänge. Gesamthaft verzeichnen wir noch ein geringeres Niveau an Buchungen als vor der Krise. Dennoch sind diese Eingänge erfreulich und wir starten somit deutlich besser ins Jahr 2022, als dies in 2021 der Fall war. Wir rechnen damit, dass dies in den nächsten Tagen mit den weiteren Lockerungen zusätzlich steigen wird.

Die im Sommer beliebten Ferienziele auf der Kurzstrecke sind die griechischen Inseln, allen voran Kreta, Rhodos und Kos, sowie die Balearen mit Mallorca, Ibiza und Menorca und darüber hinaus die Südtürkei. Auf der Fernstrecke rechnen wir zusätzlich mit einer Erholung der Nachfrage für die USA und Kanada.

Zurzeit sehen wir weiterhin eine kurzfristige Nachfrage für Frühling und Osterferien und vermehrt Buchungen für die Sommerferien. Seit wenigen Tagen verzeichnen schon bereits einzelne Winterbuchungen.

Was die Prognosen für das Gesamtjahr 2022 angeht, so rechnen wir Je nach Saison und Zielgebiet unterschiedlich. Der Winter war deutlich besser als im Vorjahr, lag aber aufgrund von einigen anhaltenden Reisebeschränkungen und Massnahmen noch deutlich unter dem Niveau von vor der Krise. Für den Sommer rechnen wir insgesamt mit einer Volumensteigerung gegenüber dem Vorjahr, allerdings noch nicht auf Vorkrisenniveau. Für einzelne Ferienziele ist ein Buchungsvolumen auf Vorkrisenniveau realistisch.»

Carmen Doré, Managing Director, FTI Touristik AG

Carmen Doré

«Die Aufhebung der Testpflicht hat ganz klar eine Buchungswelle ausgelöst. Die Nachfrage variiert dabei von Destinationen zu Destination, es kommt immer darauf an, wie derzeit die Einreisebestimmungen im Ferienland sind. Auch wenn die Buchungseingänge noch nicht ganz das Niveau von 2019 erreicht haben, so sind die Buchungszahlen im Vergleich zum selben Vorjahresmonat extrem gestiegen und wir bleiben zuversichtlich, dass dieser Trend weiter zunehmen wird.

Auf der Kurzstrecke sind unsere Schwerpunktdestinationen Spanien und Türkei sehr beliebt. Ebenfalls unter den Top 3 befinden sich die Emirate, als Trendreiseziel auf der Mittelstrecke. Im Langstreckenbereich sind die Malediven und die Karibik sehr begehrt. Die Nachfrage für die USA ist in den letzten Tagen ebenfalls gestiegen. Ab dieser Woche liegt in allen Reisebüros unser Magalog zum Sommer 2022 sowie eine «FTI Specials»-Ausgabe mit Inspirationen zu diesen und weiteren Zielgebieten aus.

Hinsichtlich dem aktuellen Buchungsverhalten gibt es ein relativ ausgewogenes Verhältnis: Unsere Gäste buchen ihre Ferien derzeit sowohl eher kurzfristig für den Frühling, als auch für den Sommer, genauso wie bereits längerfristig zum Beispiel für den Reisemonat Oktober. Unser dreifacher Reiseschutz - Flexplus-Tarif, Corona-Reiseschutz und Corona-Reiseversprechen - bietet den Schweizern dabei maximale Flexibilität.

Hinsichtlich der Aussichten für das kommende Jahr nähern wir uns hier den Zahlen aus dem Geschäftsjahr 2018/19 immer weiter an und sind, wenn sich der Trend so weiter fortsetzt, sehr zuversichtlich für den Jahresabschluss.»

Markus Flick, Mediensprecher, DER Touristik Suisse

Markus Flick

«Kuoni und ihre Schwestermarken verzeichnen ein deutliches Buchungsplus seit der Jahreswende. Aktuell gehen rund doppelt so viele Buchungen ein, als dies in der ersten Januar-Hälfte noch der Fall war. Wegen des verhaltenen Jahresstartes infolge der damals geltenden Testpflicht für Reiserückkehrende lag der Januar insgesamt bei erst etwa der Hälfte des Vorkrisenniveaus, der Rückstand wird aber jede Woche geringer. DER Touristik Suisse rechnet nach aktuellem Stand für dieses Jahr mit einer weitgehenden Erholung des Sommergeschäftes innerhalb Europas und einem bedeutenden Umsatzwachstum im Vorjahresvergleich.

Gebucht wird aktuell sowohl kurzfristig als auch mittelfristig. Solange es in der Schweiz noch kühl ist, reisen die Kundinnen und Kunden etwa in die Karibik, nach Dubai, Ägypten, Gran Canaria oder auf die Malediven. Für Buchungen in den Sommermonaten steht Europa im Fokus, und hier insbesondere Städte, der Mittelmeer-Raum oder der hohe Norden. Das höchste Nachfrageplus verzeichnen wir für die USA, was selbstverständlich auf die in den Jahren 2020 und 2021 überwiegend geschlossenen Grenzen der Vereinigten Staaten zurückzuführen ist.»

Matthias Reimann, Mediensprecher, Knecht Reisen

Matthias Reimann

«Das Wegfallen der Testpflicht hat tatsächlich für einen Teil des reiseinteressierten Publikums einen grossen Unterschied ausgemacht – und sie vor einem Monat dann auch zum schnellen Buchen bewogen. Der Januar 2022 lag deutlich über dem Vergleichsmonat im Vorjahr. Dank den von Bundesbern am Mittwoch bekannt gegebenen signifikanten Erleichterungen und dem Rückbau der allermeisten Einschränkungen und Auflagen, gehen wir für die kommenden Wochen von einer grösseren Buchungswelle in der Schweizer Reisebranche aus.

Die Trendziele bei uns lauten aktuell USA, Kanada, Karibik, Australien, die Länder im Südlichen Afrika, Indischer Ozean, Skandinavien, Spanien, Portugal, Griechenland, Türkei und Ägypten. Generell besteht ein sehr grosser allgemeiner Nachholbedarf; für viele Reisende geht es momentan in erster Linie auch einfach einmal darum, den nachvollziehbaren Wunsch nach ‹ich will weg› stillen zu können.

Jetzt buchen viele Kurzentschlossene; wir verzeichnen vor allem Buchungen für Frühlings- sowie Sommerferien, sowie ebenfalls bereits langfristige Buchungen für kommenden Winter.

Hinsichtlich der Prognosen sind wir vorsichtig optimistisch und hoffen, dieses Jahr wieder in einen Bereich von etwa 50% des Umsatzes von 2019 zurückzukehren.»

Bianca Gähweiler, Mediensprecherin, Hotelplan Suisse

Bianca Gähweiler

«Hotelplan Suisse hat gleich nach der Ankündigung des Bundesrates, dass die Testpflicht bei Einreise in die Schweiz für vollständig geimpfte und genesene Personen aufgehoben wurde, eine starke Nachfrage nach Neubuchungen gespürt und seither verzeichnen wir ein deutliches Anziehen der Buchungen, des Traffics auf der Website und in unseren Reisebüros. Der Eingang von Neubuchungen bei Hotelplan Suisse liegt auf dem Niveau von 2019.

Die Kundinnen und Kunden von Hotelplan Suisse reisen aktuell auf der Kurzstrecke in der Schweiz selbst mit unseren Skipauschalen, auf die Kanarischen Inseln nach Gran Canaria und Teneriffa oder in den Norden nach Finnisch Lappland. Auf der Mittelstrecke sind mit Hurghada und Marsa Alam Ziele in Ägypten gefragt oder Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die Malediven, die Dominikanische Republik, Costa Rica sowie die Seychellen sind derzeit gefragte Langstreckenziele.

Im Frühling reisen – Stand heute – die meisten unserer Kundinnen und Kunden nach Ägypten, auf die Malediven, nach Dubai, auf die Kanarischen Inseln, in die Karibik oder in die USA (insbesondere nach Florida). Die aktuell beliebtesten Destinationen für Sommerferien sind Griechenland mit den Inseln Kreta, Kos & Rhodos, die USA, Zypern, Spanien und die Türkei. Wir verzeichnen derzeit kurzfristige Buchungen sowie auch Buchungen für die kommenden Frühlings-/Osterferien und für die Sommerferien. Im laufenden Geschäftsjahr rechnen wir mit rund 70 Prozent des Umsatzes gegenüber dem Geschäftsjahr vor Corona.»

Sandra Studer, Medienverantwortliche, Globetrotter Travel Service

Sandra Studer

«Aktuell ist ein klarer Aufschwung bemerkbar, unsere Filialen verzeichnen eine grosse Kundennachfrage. Zahlen können wir aber keine beziffern.

Im Trend sind aktuell, auf der Langstrecke, Costa Rica, die USA und die Seychellen, sowie auf der Kurz-/Mittelstrecke Skandinavien, Ägypten und Dubai. Es wird vermehrt wieder langfristig für Sommer und Herbst gebucht, jedoch verzeichnen wir hauptsächlich nach wie vor viele kurzfristige Buchungen.

Prognosen für das Gesamtjahr sind schwierig und wir wagen da keine Aussage, aber die Situation scheint sich zu entspannen. Gleichwohl werden wir in diesem Jahr das Niveau von 2019 kaum erreichen.»

(JCR/NWI/AAA)