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Aktuell sind 940 Reisebüros dem Garantiefonds der Schweizer Reisebranche angeschlossen. Bild: TN

So handhaben Reisebüros die neue Garantiefonds-Gebühr

Gregor Waser

Zehn Schweizer Reisebüros nennen die Details, wie sie die neue Garantiefonds-Gebühr auf der Kundenrechnung ausweisen. Der Konsumentenschutz reagiert mit Unverständnis auf die Abwälzung der Kosten.

Seit vier Wochen ist das neue Gebührenmodell des Garantiefonds der Schweizer Reisebranche in Kraft. Denn das Fondskapital, das seit 2014 von 10 auf 4 Millionen Franken geschrumpft ist, soll in den nächsten Jahren deutlich erhöht werden – angesichts wachsender Risiken auf eine Fondsgrösse von 40 bis 60 Millionen Franken.

Sollte es zu einem Konkursfall eines Garantiefonds-Teilnehmers kommen, sichert der Garantiefonds bekanntlich die Kundengelder ab, so dass die Konsumenten das für ihre Pauschalreise vorausbezahlte Geld zurückerhalten oder ihre Reise trotzdem antreten können.

Neue Gebühren sollen die Erhöhung also sicherstellen. Die Lösung dazu: der Endkonsument bezahlt eine geringe Gebühr von 2,5 ‰ auf den Pauschalreisepreis an das Reisebüro (den Garantiefonds-Teilnehmer) als Systemkosten der Kundengeldabsicherung. Bei einem Pauschalpreis von 2000 Franken entsprechen 2,5 Promille 5 Franken. Das Reisebüro wiederum bezahlt dem Garantiefonds einen Risikobeitrag von 2 Promille auf den mit dem Endkunden erzielten Pauschalreiseumsatz und behält die Differenz für sich.

In welcher Form soll das Reisebüro diese Gebühren verrechnen? Dazu sagt Marco Amos, der Garantiefonds-Geschäftsführer: «Wir machen dazu Empfehlungen, zwingen können wir keinen. Wir verrechnen die Gebühr dem Garantiefonds-Teilnehmer. Ob und wie dieser die Gebühr dem Kunden weitergibt, ist ihm überlassen. Wir empfehlen, den Beitrag separat und deutlich zu verrechnen. Dadurch soll transparent und offensichtlich gemacht werden, dass eine Buchung über das Reisebüro Sicherheit bedeutet und dass diese Sicherheit ihren Wert hat.»

Und wie steht es nun um die Handhabung dieser Gebühren? Werden sie von den Reisebüros seit Jahresanfang auch wirklich in Rechnung gestellt? In welcher Form? Travelnews hat sich bei zehn Garantiefonds-Reisebüros umgehört – und unterschiedliche Antworten erhalten.

«Wir haben die Gebühr in die Reisebüro-Pauschale integriert.»

Ganz im Sinn des Garantiefonds agiert das Reisebüro Ferie-Insle in Oberhofen BE. Geschäftsführer Roger Müller sagt: «Wir weisen die Kosten auf der Bestätigung gemäss Vorschlag des Garantiefonds aus.» Christian Granwehr vom Reisebüro Buchs in Buchs SG integriert den Zuschlag in die Bearbeitungsgebühren mit dem Wortlaut «Bearbeitungsgebühr und Abgabe an den Garantiefonds zur Kundengeldabsicherung.» Rolf Engel vom Reisebüro Bachmann & Spitzer in Uznach SG hat die Gebührenerhebung so gelöst: «Wir integrieren den Betrag in die Reisebüro-Pauschale und halten dort zusätzlich fest 'inklusive Kundengeldabsicherung/Garantiefonds'. Aber wir weisen den Betrag nicht 1:1 aus.»

Raphaela Schmidig vom Travelpoint Müller in Brunnen SZ sagt: «Wir haben unsere ‘Dossiergebühr’ etwas erhöht und weisen dies auch entsprechend auf unseren Offerten und Rechnungen als ‘Dossiergebühr / Garantiefonds’ aus. Wir informieren die Kunden auf Offerte und Rechnung schriftlich über die Erhöhung.» Travelpoint Müller biete dem Kunden somit volle Transparenz an – und bislang habe es keine Diskussionen gegeben.

Natalie Hirt von Passage Reisen in Zürich erklärt: «Wir haben bereits letztes Jahr unsere Auftragspauschale nach oben angepasst, so dass die Systemkosten bei Pauschalreisen bis 10'000 Franken in der Auftragspauschale integriert sind. Bei teureren Arrangements weisen wir die 'Prämie für die gesetzliche Reisegarantie 2,5 ‰' explizit aus.» Diese Kosten seien für die Kunden nachvollziehbar. «Wir haben bemerkt, dass die Kunden manchmal erschrecken, wenn wir das Thema bei einer Beratung ansprechen – weil sie zuerst mit 2,5 Prozent anstelle von 2,5 Promille des Arrangementpreises rechnen!»

«Wir erklären die Gebühr im persönlichen Gespräch.»

«Wir schnüren ein Gesamtpaket an Service-Leistungen in Form von einem Honorar, darin ist nun neu auch die 2,5 Promille vom Garantiefonds enthalten. Wir besprechen und erklären alles im persönlichen Gespräch», sagt Nicole Blattner-Schwarz, von My World Luxury Travel Services in Rafz ZH. Der Kunde müsse verstehen, wofür er bezahlt und was er dafür erhält, das sei ganz wichtig. Die Erhebung der Gebühren werde danach nie zum Thema.

«Wir verrechnen schon seit jeher ein Servicehonorar», sagt Andrea Engel von Engel Reisen in Chur, «dieses haben wir letzten Sommer von 50 auf 80 Franken erhöht.» Paul Gosteli von Geo Tours in Thun und die weiteren Geo Tours-Filialen bieten einen Sicherungsschein an, in welchem diese Gebühr inkludiert ist. «Wir machen damit sehr gute Erfahrungen», sagt Gosteli. Noch pendent ist der Fall bei Fabian Keller von Lilly Travel in Aadorf TG: «Wir haben uns im Alltag am Schalter noch nicht mit dem Thema intensiv befasst.» Und Daniel Kiefer von Dan Tours in Schönenwerd SO trocken: «Wir weisen die Kosten nicht aus!»

«Nicht erst nach Vertragsabschluss!»

Fazit: bei der Mehrheit der Garantiefons-Teilnehmer ist das Gebührenmodell eingeführt worden, einzelne weisen den Betrag rappengenau aus – offensichtlich ohne Unmut bei der Kundschaft auszulösen; wobei die letzten vier Wochen nicht von einer Buchungswelle geprägt waren.

Eher mit Unverständnis reagiert die Stiftung für Konsumentenschutz auf die neuen Gebühren und findet es nicht gut, dass eine Kostenüberwälzung auf den Kunden erfolgt: «Es ist eine Überwälzung von Sicherstellungskosten, die der Gesetzgeber der Branche zuschreibt und nicht dem Konsumenten.» Zudem fordert Cécile Thomi vom Konsumentenschutz: «Es sind alle separat ausweisbaren Kostenelemente bereits in der Offerte aufzuführen mit ausdrücklicher und verständlicher Zwecknennung der einzelnen Positionen und nicht erst nach Vertragsabschluss. Nur so kann sich der Kunde ein komplettes Bild der veranschlagten Kosten machen und Angebote vergleichen.»