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Kurt Eberhard (Präsident TTS), Sonja Laborde (Präsidentin TPA) und Stephan Stalder (Präsident TWD) repräsentieren die Vereine, welche der TPS als Gründungsmitglieder zugrunde liegen. Bildmontage: TN

Die neue vierte Kraft in der Schweizer Reisewelt heisst TPS

Jean-Claude Raemy

Mit der neuen Travel Professional Services (TPS), einem Zusammengehen von TTS, TPA und neu auch der TwD, entsteht der grösste Zusammenschluss unabhängiger Reiseunternehmen der Schweiz. Rund 150 Mitglieder dürfte die neue Genossenschaft zu Beginn zählen, wobei noch weitere dazu kommen könnten. Travelnews hat einige Details gesammelt.

Ende August wurde bekannt, dass die Travel Trade Services (TTS) und die Travel Professionals Association (TPA) gemeinsam in die Zukunft wollen. Geplant sei eine neue, genossenschaftlich organisierte Struktur, deren Mitglieder laut ursprünglicher Bekanntmachung von «gebündeltem Wissen, einem starken politischen Arm zu den nationalen Verbänden und Organisationen, vorteilhaften Einkaufskonditionen, fundierten Aus- und Weiterbildungsangeboten, Produktcontent und einer Plattform mit breitem Serviceangebot vom Rechtsdienst über Marketingdienstleistungen bis zu Buchhaltungsarbeiten» profitieren sollten. Verneint wurde indes gegenüber Travelnews, dass man damit als «Verband» in Konkurrenz etwa zum Schweizer Reise-Verband (SRV) treten wolle, wie TTS-Präsident Kurt Eberhard gegenüber Travelnews festhielt. Im Sommer waren dazu zahlreiche Details noch unklar.

Inzwischen gibt es aber einiges an Neuheiten. Am Dienstag (14. Dezember) hielt die TPA eine ausserordentliche Generalversammlung ab, bei welcher die Mitglieder die Gründung einer Genossenschaft namens TPS (Travel Professionals Switzerland) abnickten. Dies geht aus einem TPA-Newsletter hervor. Aus diesem ging auch hervor, dass der Verein «TWD - Die Reisespezialisten» ebenfalls bei der TPS mitmachen wird.

Travelnews wollte in der Folge etwas mehr erfahren. Wir haben uns nochmals mit Kurt Eberhard unterhalten, welcher festhält: «Wir, also TTS und TPA, haben in den letzten Monaten sehr viel gemacht. Wir konnten für die neue Genossenschaft namens TPS - der Name lag auf der Hand und ist ein Mittelding zwischen TTS und TPA - unter anderem Statuten sowie ein Geschäfts-Reglement erstellen. Die TPA hat nun die seit dem Sommer ausgearbeiteten Vorschläge per Plebiszit angenommen; bei der TTS wird dies formal am 19. Januar im Rahmen einer Vollversammlung passieren. Ich bin guter Dinge, dass die Vorschläge angenommen werden, der TTS-Vorstand ist jedenfalls zu 100% hinter dem Vorhaben.»

2022 werde für alle involvierten Vereine ein «Start- und Übergangsjahr», wie Eberhard es formuliert: Die TPS wird formell konstituiert werden, derweil auf die bei der Gründung involvierten Vereine auch Neues zukommt. Die TTS AG dürfte laut Eberhard nach Abwicklung aller administrativen Verbindlichkeiten liquidiert; die TPA bleibt vorläufig zumindest als Anbieter einer Kundengeldabsicherungslösung noch bestehen. Die TWD wird derweil voraussichtlich im März 2022, wenn es zur formalen Abstimmung über den Anschluss an die TPS kommt, ebenfalls aufgelöst, jedoch informell als «Amicale» weitergeführt, wie TWD-Präsident Stephan Stalder gegenüber Travelnews ausführt. Bei der TPS wird man sich derweil einen Geschäftsführer geben und einen Vorstand konstituieren. Zur Vorstandszusammensetzung erklärt Eberhard Folgendes: «Wir nennen noch keine Namen oder Details, aber haben klare Vorstellungen über Grösse und Zusammensetzung des Vorstands. Klar ist, dass dieser paritätisch zusammengesetzt sein wird, also mit Vertretern der Gründungs-Vereine, von Retailern und Veranstaltern, aller involvierten Sprachregionen und dergleichen.»

Was wird geboten?

Wie gross wird die TPS eigentlich sein? Bei der TTS sind aktuell 23 Aktionäre dabei, wobei diese teils mehrere Firmen/Filialen haben. Die TWD zählt aktuell 16 Mitglieder. Bei der TPA sind es rund 140 Mitglieder. Der Beitritt in die neue Genossenschaft ist all deren Mitgliedern offen - und übrigens auch anderen, die nicht zu diesen drei bestehenden Vereinen gehören. Sollten von den genannten Vereinen alle Mitglieder in die TPS eintreten, käme diese auf potenziell 180 Mitglieder. Eberhard rechnet mit mindestens 150 Mitgliedern - TOs und Retailer - welche von Beginn an dabei sein werden. Damit etabliert sich die TPS hinter den Grossveranstaltern ganz klar als vierte Kraft im Schweizer Markt, zumindest vom Umsatz her betrachtet.

Und was wird die TPS ihren Mitgliedern für deren laut Eberhard «moderate» Mitgliedschaftsgebühr bieten? Dazu Eberhard: «Wir sind natürlich eine Einkaufsgemeinschaft. Gute Konditionen können wir damit bei Reiseveranstaltern und Transportdienstleistern herausholen, aber auch etwa bei Versicherungen. Zum anderen werden wir im Bereich Aus- und Weiterbildung aktiv sein. Wir sprechen hier vor allem von Kursen, Veranstalter-Anlässen oder Quereinsteigerprogrammen, wie sie die TTS schon anbot. Dann wird die Nachhaltigkeit eine grosse Rolle spielen, indem sich die Mitglieder in diesem Bereich zu bestimmten Handlungsweisen verpflichten. Auch im Bereich Technologie wollen wir Hand bieten, etwa bei der Wahl und dem Kauf von IT-Lösungen, beim GDS und mehr. Und nicht zuletzt wollen wir unseren Mitgliedern im Bereich Marketing & Kommunikation Hand bieten.» Für diese Hilfsleistungen wird es, wie bereits angetönt, eine dedizierte, professionelle Geschäftsstelle geben, welche derzeit konstituiert wird.

Eberhard legt Wert darauf zu wiederholen, dass die TPS nicht in Konkurrenz zum SRV als Alternativ-Verband trete; gerade bei der Ausbildung behält der SRV den Lead und auch bei der politischen Arbeit setzt sich Eberhard auf den Standpunkt, dass man solche mit dem SRV koordinieren sollte, damit die Reisebranche - wie vielerorts gefordert - «mit einer Stimme spricht». Die TPS werde allenfalls auf kantonaler oder Gemeinde-Ebene aktiv sein, aber dies nur über bestehende Kontakte von Mitgliedern zu Lokalpolitikern.

Es könnten noch weitere Gruppierungen dazukommen

Travelnews hat auch bei Stephan Stalder nachgehakt, weshalb denn die TWD überhaupt bei der TTS mitmacht - früher sahen sich die beiden Vereine ja primär als Mitbewerber. Dazu Stalder: «Im letzten Sommer, just als ich die Präsidentschaft der TWD übernahm, trat Sonja Laborde an mich heran und fragte, ob der TWD nicht bei einem neuen Projekt, angestossen von TTS und TPA, dabei sein möchte. Über diverse TWD-Mitglieder, welche die Kundengeldabsicherungslösung von TPA haben, hörten wir einiges über die Art und Weise, wie die TPA arbeitet und was dort geplant sei. Sonja Laborde war dann bei einer TWD-Versammlung dabei, dort konnten wir uns auch nochmals austauschen. Ich gab dann einen eventuellen Beitritt zur TPA in die Konsultation bei unseren Mitgliedern, und dort stiess dies auf sehr positive Resonanz. Bei einem Treffen am 25. November sagten dann die TWD-Mitglieder zu, dass wir als Gründungsmitglied bei der TPS mitmachen wollen.» Formell wird dies dann erst an der nächsten Generalversammlung der TWD im kommenden März verabschiedet, welche dann wohl die letzte sein wird, da sich ja die TWD, wie oben bereits erläutert, anschliessend auflösen wird. Auch hier geht es also nur noch um eine Formsache.

Stalder selber nennt die für ihn sichtbaren Vorteile darin, dass man eine professionelle Geschäftsstelle erhalte mit zahlreichen Dienstleistungen - «der Unterhalt einer eigenen Geschäftsstelle und Administration kostet halt einiges, und die TWD war dafür relativ klein». Es geht also um Grösse, und diese erlaubt es wiederum, wohl hie und da noch bessere Kommissionen zu erhalten. Nicht zuletzt findet Stalder die Absicht, dass man Nachhaltigkeitsbeiträge von Kunden verlangen werde, absolut in Ordnung. Als TPS könne man noch besser wahrgenommen werden als bisher.

Angesprochen darauf, dass es in der TPS keinen «Gebietsschutz» für Veranstalter mehr geben werde, wie dies etwa noch bei der TTS der Fall ist, meint Stalder: «Mit solchen Überschneidungen müssen wir leben können. Es ist bereits so, dass jetzt über die Vereinsgrenzen hinweg gebucht wurde. Eine strikte Steuerung der Buchungsstellen ist heute kaum mehr machbar.»

Man darf gespannt sein, was in nächster Zeit noch passieren wird, bis die TPS steht. Dem Vernehmen nach wurden auch die Mitglieder von IGUR und TACO angefragt, bei TPS mitzumachen. Könnte also gut sein, dass die vierte Kraft in absehbarer Zeit noch weiter wächst.