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Der Test gehört inzwischen zum Reisen wie der Pass - vorläufig auch wieder für Geimpfte. Bild: AdobeStock

Gemischte Reaktionen zur Ankündigung des Bundesrats

Am Freitag fiel die Quarantäneliste, doch wurde stattdessen das Testregime verschärft. Während viele das Ende der Quarantäneliste begrüssten, wurde bereits auch Kritik an der neuen Lösung laut. Die Kontroverse läuft - machen Sie mit bei unserer Umfrage.

Am vergangenen Freitag kündigte der Bundesrat die neuen Massnahmen im Kampf gegen Covid-19 und insbesondere gegen dessen neueste Variante Omikron an. Demnach wurde die Quarantäneliste bereits übers Wochenende, nur eine Woche nach deren «Wiedergeburt», wieder abgeschafft. Stattdessen wurde aber das Testregime verschärft: Für die Einreise in die Schweiz wird zwingend ein PCR-Test benötigt - ob geimpft oder ungeimpft. Die Details legte Travelnews bereits am Freitag dar.

Das Ende der Quarantäneliste war zweifellos erhofft worden und sorgte vielerorts für Aufatmen. Doch bei Weitem nicht alle waren restlos zufrieden. Die Kurzfristigkeit der neuen Verordnung, die Kosten des neuen Testregimes für Reisende und das Wegfallen einer Art «Reiseprivileg» für Geimpfte wurden kritisiert. Nachfolgend eine kleine Auswahl an Feedbacks, welche Travelnews nach der Ankündigung erhielt:

«Mit Verlaub - dies ist kein Sieg der Reisebranche, sondern die mit Abstand restriktivste Regelung im Schengenraum. Immerhin ist die Quarantäneliste Vergangenheit - dies ist positiv - aber das war es dann. Die Tatsache, dass die Einschränkungen für alle Einreisenden ob geimpft, geboostert und egal aus welchen Ländern gelten, erinnert leider wieder stark an die generelle PCR Testpflicht für Flugreisende. Meine nächsten Flüge sind storniert oder in den Sommer 2022 geschoben.» (Sean Girard, via Disqus)

«Testen anstatt Quarantäne bei echten Risikoländern, ja. Aber nicht bei Ländern mit nur 1 Fall oder ähnlichem. Auch dass die Nachbarländer wieder auf der Liste sind ist ein No-go. Warum haben Geimpfte keinen Vorteil mehr? [...] Testpflicht ab 16, das bringt alle Familien mit älteren Kindern wieder finanziell in nette Situationen rein. [...] Wir können so auch niemand mit gutem Gewissen zum neu buchen animieren, wie auch? Rechnet man einfach ein paar hundert Franken Testkosten ein?» (Barbara Wohlfahrt, via Facebook)

«Zwei PCR-Tests für die Rückreise in die Schweiz werde ich als Geimpfter sicher nicht zahlen. Was folgt? Werde nun - da mehrere Reisen anstehen bei mir - eine Storno- und Umbuchungswelle auslösen, die mal wieder zulasten von Airlines und Hotels gehen.»  (Leander M. Butz, via Disqus)

«Ich sehe das nicht als einen Sieg für die Reisebranche, im Gegenteil. Das ist eine Katastrophe. Die Testpflicht beschränkt sich nicht nur auf Risikoländer, sondern die ganze Welt. Auch für Reisen in Europa benötigt man nun diverse Tests. Kein anderes Nachbarland hat solche Einschränkungen.»  (Fabienne Hager, via Facebook)

«Es herrscht eine ausserordentliche Lage»

Etwas zufriedener zeigte man sich bei der Swiss, welche via Mitteilung verlauten liess, sie begrüsse den Entscheid des Bundesrates und unterstütze alle Massnahmen, um das Reisen während der Pandemie sicher zu gestalten; vermehrtes Testen leiste hierzu einen wichtigen Beitrag. «Dennoch würde es Swiss begrüssen, wenn geimpfte und/oder genesene Reisende aus den Schengen-Staaten und Grossbritannien von erleichterten Einreisebedingungen profitieren könnten», wurde dann aber noch angefügt. Derzeit prüfe Swiss die entsprechenden Rechtstexte der neuen Verordnung, um die Auswirkungen auf den Flugbetrieb beurteilen zu können.

Und was sagt einer der wichtigsten Kämpfer wider die Quarantäneliste, André Lüthi (VR-Präsident Globetrotter und Leiter Politik Schweizer Reise-Verband) zur ganzen Sache? Gegenüber Travelnews erklärt Lüthi, dass er vor und auch noch nach dem Bundesrats-Entscheid vom letzten Freitag im engen Austausch mit dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) gewesen sei und Verständnis aufbringt: «Das BAG ist äusserst kooperativ und hat sich für Lösungen eingesetzt. Unser Fokus lag voll und ganz auf der Quarantäneliste und diese ist nun weg, was bis Freitag nicht selbstverständlich war. Da man alle Länder von der Liste strich, mussten aber neue Bedingungen geschaffen werden - das lag alles ausserhalb unseres Einflussbereiches. Der Bundesrat musste ja handeln, zumal man noch keine genauen Kenntnisse über die neue Virenvariante hat. Was nun herauskam, ist schon mal viel besser als die Quarantäneliste. Ich verstehe, dass die PCR-Testpflicht für alle einerseits eine Kostenfrage ist und andererseits auch Umstände schafft - wobei man jetzt in 90 Prozent aller Reiseländer relativ problemlos PCR-Tests durchführen kann. Man muss sich aber vergegenwärtigen, dass jetzt eben eine besondere Lage gilt und hierfür gewisse Opfer gebracht werden müssen. Einen Input zur Wiederaufnahme der Selbstdeklaration - sofortiger PCR-Test bei Einreise in die Schweiz - habe ich heute morgen im BAG platziert. Ich wünsche mir Sachlichkeit und Weitsicht; so erreichen wir gemeinsam am meisten. Wir bleiben dran. Aber diese Knacknuss wird hart, solange die Fallzahlen steigen und nicht mehr über Omikron bekannt ist, was sich hoffentlich in den nächsten Tagen ändert.»

Ein Vorschlag, statt auf PCR-Tests auf Selbstdeklaration zu setzen, dürfte kaum durchkommen, weil hierzu die Kontrollmöglichkeiten schlicht ungenügend sind. So wie es aussieht, wird man nun eben die PCR-Testpflicht für das Reisen bis mindestens Mitte Januar auf sich nehmen müssen. Viele ausländische Reisende, die gerne in der Schweiz Skiferien verbringen wollen, werden davon Gebrauch machen und sich davon - im Gegensatz zu einer Quarantänepflicht - nicht abschrecken lassen. Umgekehrt werden auch solche, die nun in den kommenden vier Wochen grössere Auslandreisen gebucht haben, die Zusatzkosten für die Tests wohl zähneknirschend akzeptieren. Dafür werden kaum Kurztrips zu Weihnachtsmärkten im ferneren Ausland - für Grenzgebiete gilt ja eine Spezialregelung - gebucht werden. Übrigens: Grossbritannien hat soeben ein praktisch identisches Testregime durchgesetzt...

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(JCR)