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Für SRV-Präsident Max E. Katz wird die Generalversammlung von nächster Woche zur Abschiedsvorstellung. Bild: JCR

SRV-GV: Um diese Themen wird es gehen

Jean-Claude Raemy

In Vorbereitung auf die kommende Generalversammlung in Ras-al-Khaimah hat der Schweizer Reise-Verband (SRV) nun über Traktanden und Inhalte informiert. Das sind die wesentlichen Punkte.

In genau elf Tagen wird die 94. Generalversammlung des Schweizer Reise-Verbands (SRV) über die Bühne gehen. Austragungsort ist dieses Mal das Emirat Ras-al-Khaimah. Wo die 95. GV stattfinden wird, soll wie üblich im Rahmen der GV bekannt gegeben werden - allerdings nicht wie sonst üblich zum Schluss, sondern als vorletztes Traktandum (sieht man mal von den Traktanden «Dank/Verabschiedung» und «Diverses» ab).

Der Höhepunkt zum Abschluss ist dieses Mal natürlich der Wahl eines neuen Präsidenten gewidmet. Der aktuelle Präsident Max E. Katz kündigte bereits im Januar dieses Jahres an, dass nach zehn Jahren Präsidium Schluss ist. Eine Findungskommission bestehend aus Katz selber, SRV-Vizepräsident Stéphane Jayet und Vorstandsmitglied Roger Geissberger machte sich anschliessend auf die Suche nach geeigneten Kandidaten. Aus dieser gingen dem Vernehmen nach drei Vorschläge ein; als letztlich einziger zur Auswahl stehender Kandidat wurde der frühere CEO von TUI Suisse Martin Wittwer, selber ein langjähriges SRV-Vorstandsmitglied, erkoren. Hierzu hat sich Travelnews bereits geäussert. Angesichts fehlender Alternativen dürfte die Wahl Formsache sein; die Frage ist, wie die Wahl vor Ort dann - im Rahmen der GV oder während der «Freizeit» - dann noch diskutiert wird. Im Vorfeld jedenfalls wurde viel diskutiert und im Hintergrund auch lobbyiert, und zwar so sehr, dass sich SRV-Vorstandsmitglied André Lüthi zu einer öffentlichen Verzichtserklärung genötigt sah.

Verlust deutlich tiefer als budgetiert

Walter Kunz

Was ist weiter wichtig an der GV 2021? Aus der Jahresrechnung geht hervor, dass die liquiden Mittel im letzten Geschäftsjahr etwas abgenommen haben (um 114'783 auf noch 1'201'682 Franken) und das Jahresergebnis negativ ist. Das ist nicht weiter beunruhigend, sondern unterstreicht, dass seriös gearbeitet wurde. Angesichts dessen, dass die Mitgliederbeiträge im letzten Jahr halbiert wurden - was der SRV als einziger Reisebranchenverband weit und breit machte -, gab es im Budget 20/21 ein ziemliches Loch auf der Einnahmenseite; die Einnahmen aus Mitgliederbeiträgen waren dann aber doch deutlich über Budget (367'476 statt der budgetierten 309'125 Franken, ein Budgetüberschuss von fast 19 Prozent). Auf Anfrage von Travelnews erklärt SRV-Geschäftsführer Walter Kunz hierzu: «Bei der Budgetierung gingen wir von 20 Prozent Konkursen/Schliessungen bei Mitgliedersbetrieben aus; das war - erfreulicherweise - zu hoch angesetzt.»

Gespart wurde dafür einerseits bei den Ausgaben für die Regionen - Covid-bedingt gab es im letzten Jahr auch keine Regionen-Anlässe - wie auch bei der Geschäftsstelle, deren im Budget ohnehin schon deutlich reduzierte Ausgaben gegenüber Budget abermals um 3 weitere Prozent reduziert wurden und noch 593'688 Franken betrugen (2019 lag man hier noch bei 734'807 Franken). Gespart wurde dort bei den Löhnen und Sozialabgaben (wo man sich aber fast genau auf Budgetkurs bewegte); gegenüber Budget wurde laut Kunz vor allem nochmals beim Verwaltungsaufwand gespart, also den Ausgaben für IT, Reisespesen, Beratung, Bürobedarf und dergleichen. Und während die Einnahmen aus der Grundbildung deutlich erhöht werden konnten, blieben die Ausgaben im Bereich Aus-/Weiterbildung stabil, trotz erhöhtem Budget. Dies vor allem, weil der Aufwand für das Projekt «Kaufleuten 2022» um ein Jahr verschoben wurde; dieser belastet somit nicht die Jahresrechnung 20/21, dafür aber das Budget 21/22.

Im Jahresergebnis heisst dies in Summe, dass statt dem budgetierten Verlust von 261'170 Franken ein Verlust von «nur» 112'083 Franken resultierte. Das Verbandskapital beträgt demnach noch immer komfortable 530'909 Franken. Die Annahme des Jahresberichts dürfte damit auch nur Formsache sein.

Erneuter Budgetverlust vorgesehen

Im Budget 2021/2022 wird wieder mit deutlich steigenden Einnahmen aus Mitgliederbeiträgen gerechnet. Allerdings wird der frühere Mitgliederbeitrag nicht einfach wieder verdoppelt, sondern es werden 80 Prozent des früheren Beitrags fällig. «Damit kommt der SRV seinen Mitgliedern in der aktuell angespannten Phase maximal möglich nochmals entgegen», so Kunz - wobei der Soli-Beitrag von 400 Franken weiterhin voll verrechnet werde. Man kann sich nun fragen, ob eine Reduktion der Beiträge überhaupt nötig ist, angesichts dessen, dass viele Mitglieder unter anderem dank staatlicher Hilfe doch ganz gut über die Runden kamen. Aber es ist nicht damit zu rechnen, dass sich die Mitglieder aktiv gegen eine Beitragsreduktion stellen...

Demgegenüber wird der Aufwand der Geschäftsstelle infolge Beendung der Kurzarbeit wieder steigen, während die Einnahmen aus der Grundbildung sinken und die Ausgaben im Bereich Aus-/Weiterbildung wieder anwachsen. Auch der zuletzt eingesparte Aufwand der Präsenz bei den Berufsmessen findet sich wieder im Budget. Kunz bemerkt aber noch: «Aktuell sind im Budget lediglich zwei Monate - Oktober und November - mit einer Kurzarbeitsentschädigung berücksichtigt; sollte die Bewilligung für eine Verlängerung bis Februar 2022 eintreffen, würde dies das Budget um einen fünfstelligen Betrag entlasten.»

Unter dem Strich heisst dies, dass im Jahresergebnis für 2021/2022 ein Verlust von 173'693 Franken budgetiert ist. Ein Verlust, der sich mit dem vorhandenen Kapital zwar auch nochmals auffangen lässt. Aber was heisst das langfristig? «Natürlich wollen wir so schnell wie möglich auch wieder ein ausgeglichenes Budget haben», so Kunz. Einen Kapitalrückgang will niemand, doch gibt es zu bedenken, dass der SRV auch schon gefragt wurde, wieso so viele Reserven vorhanden seien - nun habe sich in der beispiellosen Covid-Krise gezeigt, weshalb: Weil man so auf diese Reserven während der Krise zurückgreifen kann und nicht in Nöte gerät.

Schwindende Mitgliederzahlen

Ein Thema, das weiterhin adressiert werden muss, ist der Mitgliederschwund. Aus dem Geschäftsbericht geht hervor, dass per Ende September 2021 noch total 703 Aktiv- und Passivmitglieder beim SRV waren, womit sich der Mitgliederbestand seit 2019 (811 Mitglieder) - also über die Coronazeit hinweg - um 108 Mitglieder oder 15 Prozent reduziert hat. Das Gros der Rückgänge machen Filialschliessungen bei den Grossveranstaltern aus.

Es gab im vergangenen Jahr zwar auch Erfreuliches mit 25 Neuanmeldugen/Aufnahmen; dem gegenüber standen jedoch 54 Austritte/Abmeldungen. 24 davon gab es infolge von Schliessungen; ein Grossteil entfällt aber auch auf Austritte von Passivmitgliedern.

Weniger Lehrlinge

Dieses Jahr absolvierten 113 (Vorjahr: 104) Kandidatinnen und Kandidaten das Qualifikationsverfahren. 45 Lernende haben den betrieblichen Teil mit dem sehr guten Notenschnitt von 5.0 oder höher abgeschlossen, insgesamt fünf Kandidaten haben den betrieblichen Abschluss nicht bestanden.

So weit, so gut. Doch der Lehrstart 2021 gibt Bedenken auf. Im Sommer haben insgesamt nur 38 Lernende ihre Lehre in der Branche Reisebüro gestartet. Der Lehrgang in der Deutschschweiz konnte dank einem grosszügigen finanziellen Ausgleich der drei grossen Betriebe DER Touristik, Hotelplan und TUI Suisse sowie dem Entgegenkommen der üK-Organisation (IST) durchgeführt werden. Trotz grosser Anstrengung aller Beteiligten konnte in der Westschweiz für den Lehrstart 2021 leider kein Lehrgang angeboten werden; immerhin seien die Prognosen der geplanten Anzahl Lehrstellen für den Lehrstart 2022 in der Westschweiz positiv.

Der SRV hofft, dass wieder mehr Lehrbetriebe im Jahr 2022 Lehrstellen anbieten werden, um damit einen wichtigen Beitrag in der Nachwuchsförderung zu leisten.

Drei Workshops

Im Rahmen des GV-Ausflugs wird es übrigens drei Workshops geben. Einer befasst sich mit dem Thema «Neues Gebührenmodell beim Garantiefonds» (Travelnews berichtete); Garantiefonds-Geschäftsführer Marco Amos wird vor Ort in Ras-al-Khaimah hierfür Red' und Antwort stehen. Dieser Workshop kam allerdings «aus Aktualitätsgründen» spät hinzu und ist fakultativ, zumal ja nicht alle SRV-Mitglieder auch Teilnehmer im Garantiefonds sind.

Zur Auswahl standen ursprünglich vier Workshops, aus denen zwei ausgewählt werden muss. Infolgedessen wird sich ein weiterer Workshop mit dem Thema «Gebühren/Honorare für Dienstleistungen» auseinandersetzen. Auch das wurde bei Travelnews verschiedentlich thematisiert, etwa in einem Beitrag zum monetären Wert der Reiseberatung, einem Gastbeitrag von SRV-Mitglied Michael Mettler (Helbling Reisen), der wie viele andere ein stärkeres Engagement des SRV zu diesem Thema forderte (was offensichtlich Gehör fand) oder einem Kommentar von Travelnews-Verwaltungsratspräsidentin Vanessa Bay. Da darf man auf die Ausführungen zu diesem eigentlich nicht neuen und doch wichtigen und aktuellen Thema gespannt sein. Darüber hinaus wird es einen Workshop zum Trend-Thema «Nachhaltigkeit und bewusstes Reisen» geben. Auf der Strecke geblieben sind damit mögliche Workshops zum Thema «Nachwuchs und Aus-/Weiterbildung» sowie «Fit for Future: Best-Practice-Beispiele für moderne Strukturen im Reiseunternehmen». Dass ausgerechnet letztere beiden Themen auf der Strecke blieben, mag überraschen.

Wie Kunz erläutert, wird es im Anschluss an die eigentliche GV und dem Mittagessen zunächst eine Präsentation von Birgit Sleegers von der «Arbeitsgruppe SRV 2022» geben, wo deren Erkenntnisse präsentiert werden. Anschliessend gibt es die beiden 45-minütigen Workshops im Turnus, d.h. man muss sich nicht für den einen oder anderen entscheiden. Zum Tagesende folgt dann der Garantiefonds-Workshop.

Natürlich lassen sich nicht alle möglichen Themen in der knapp bemessenen Zeit behandeln. An Themen, mit welchen sich der SRV und dessen voraussichtlicher neuer Präsident befassen müssen, fehlt es auf jeden Fall nicht. Man darf sich somit endlich wieder auf spannende Live-Gespräche mit vielen Branchenkolleginnen und -kollegen freuen.