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Claudia Spring (vorne) und Kollegin Alexandra Benz von asia365 beim Besuch des Wat Chalong Tempels auf Phuket letzte Woche. Bild: zVg

«Die Strände in Phuket sind noch menschenleer»

Claudia Spring, Product Manager des Asien-Spezialisten asia365, beobachtet in diesen Tagen vor Ort, wie sich Phuket sowie weitere Destinationen der Andamanensee auf die Rückkehr der ausländischen Gäste vorbereiten. Im Travelnews-Interview bewertet sie zudem die aktuellen Restart-Pläne der thailändischen Regierung und das steigende Buchungsaufkommen bei asia365.

Claudia Spring

Frau Spring, wie sieht die Einreise auf Phuket aktuell aus? Ist diese wirklich so einfach wie vielfach berichtet wird?

Claudia Spring: Noch bis Ende Oktober ist die Einreise im Rahmen des Sandbox-Programmes möglich. Die thailändische Botschaft stellt sogenannte Certificates of Entry (COE) aus, wenn eine Krankenkassen-Deckung, eine Flug- und Hotel-Buchung, ein Impfnachweis sowie bestätigte Termine für PCR-Tests vorliegen. Diese Tests sind dann vor dem Abflug in der Schweiz, bei Ankunft auf Phuket sowie am 5. Tag des Aufenthaltes notwendig. Auf das Testresultat der Probe nach der Ankunft muss einige Stunden im Hotelzimmer gewartet werden. Das ist etwas aufwändig, aber erstens funktionieren die Prozesse vor Ort reibungslos und andererseits werden Einreisen in ganz Thailand schon ab dem kommenden Montag wesentlich erleichtert: Ein Thailand-Pass mit im Vergleich zum COE geringeren Anforderungen wird ab dann Einreisen in ganz Thailand für Geimpfte ermöglichen. Der Test am 5. Tag entfällt – bereits ab dem zweiten Reisetag werden sich Gäste frei im ganzen Land bewegen können. Noch warten wir allerdings auf die letzten organisatorischen Details seitens der thailändischen Behörden.

Wie sieht denn die Lage vor Ort in Phuket aus? Ist alles offen? Wie viele Touristen hat es?

Das ist abhängig davon, wo man sich aufhält. Am Karon Beach etwa wurde die touristische Infrastruktur noch nicht wieder hochgefahren. Am Bang Tao Beach hingegen finden sich geöffnete Läden, Marktstände und Cafés – nicht im Umfang von 2019, aber immerhin. Die Strände sind menschenleer und in Kombination mit dem ungewohnt klaren Meerwasser traumhaft, sogar im sonst so turbulenten Patong. Noch befinden sich erst wenige ausländische Touristen auf Phuket.

Wie entwickelt sich die Nachfrage für Thailand bei Asia365, insbesondere seit der Ankündigung der Thailand-Öffnung per November?

Bereits durch das Sandbox-Programm nahm das Buchungsvolumen für die daran teilnehmenden Destinationen wieder zu. Seit der Ankündigung weiterer Einreiseerleichterungen per 1. November ist die Nachfrage weiter gestiegen. Allerdings gilt es für jene Buchungen, sich noch einen Moment zu gedulden, bis die letzten offenen Fragen zu den neuen Bestimmungen geklärt sind. Das Potenzial für eine signifikante Anzahl an Thailand-Buchungen schon für die kommenden Monaten ist jedenfalls vorhanden.

Was wird gebucht, und wie lange? Ist das anders als noch vor der Pandemie?

Da die Bedingungen des Sandbox-Programmes mit einem 7-tägigen Pflichtaufenthalt auf Phuket vor einer allfälligen Weiterreise recht strikt sind, war es uns zuletzt beispielsweise kaum möglich, Rundreisen für unsere Gäste zu buchen. Dennoch sind wir überrascht, wie viele Kundinnen und Kunden sich für eine Erfüllung der Bedingungen entschieden haben, um ihre Sehnsucht nach Thailand wieder ausleben zu können.

Wie sieht es preislich aus? Man hört, dass die Preise extrem günstig sind. Hält sich dies noch länger oder endet dies bald?

Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist in weiten Teilen Asiens seit jeher attraktiv. Zusätzlich locken viele Hotels in der Andamanensee in jeder Kategorie mit Sonderangeboten – teilweise noch bis Ende Jahr, teilweise aber sogar bis Ende März 2022. Bei den Flügen sind Umsteigeverbindungen preislich aktuell sehr attraktiv, der Edelweiss-Direktflug nach Phuket ist dafür besonders komfortabel.

«Das Leben vor Ort ist ruhiger und langsamer geworden.»

Was hat sich seit dem letzten Phuket-Besuch geändert, aus Ihrer Sicht?

In erster Linie ist das Gästeaufkommen nicht vergleichbar mit dem Vorkrisenniveau, insbesondere an den Stränden. Das Leben vor Ort ist ruhiger und langsamer geworden, und viele Jalousien bleiben vorerst unten. Dafür ist die berühmte Gastfreundschaft der Thais noch etwas ausgeprägter im Vergleich. Wer kommt, spürt eine riesige Dankbarkeit seitens der lokalen Mitarbeitenden.

Wie geht es der Tourismusindustrie vor Ort?

Natürlich bis heute sehr schlecht. Einige Hotels blieben monatelang geschlossen, andere blieben für den lokalen Tourismus geöffnet und konnten ihren Mitarbeitenden wenigstens einen Teil-Lohn auszahlen. Jetzt besteht für die Betroffenen vor Ort wieder eine Perspektive. Die Motivation der Angestellten im Hinblick auf den Restart ist riesig, auch wenn noch nicht immer alles einwandfrei klappt.

Phuket wollte sich eine Zeit lang als «Retreat fernab der Covid-Sorgen» platzieren, wo man nach Quarantäne und Tests sorgenfrei verweilen könnte, doch niemand ging hin. Was wurde falsch gemacht?

Mehrtägige Quarantänepflichten schrecken den allergrössten Teil der klassischen Hotel-Gäste ab. Zudem war die vorhandene Infrastruktur vor Ort noch etwas eingeschränkter, wie dies heute der Fall ist.

Soeben haben Sie Phuket verlassen und befinden sich aktuell auf Koh Lanta, und werden später noch Koh Krabi und Koh Yao besuchen. Wie präsentiert sich die Lage dort?

Gerade auf Koh Lanta geht es schon in «gewöhnlichen» Zeiten ruhig zu und her. Es ist keine Überraschung, dass ich hier nur ganz wenige Touristen angetroffen habe, und diese erst auf eine kleine Infrastruktur zurückgreifen können. Aber ein lokales Leben findet durchaus statt. Und die Strände zeigen sich auch hier von ihrer schönsten Seite. Jetzt freue ich mich auf weitere Erkenntnisse, wo es Parallelen und wo Unterschiede im Vergleich zu Phuket gibt.

Was habt ihr für Erwartungen an das Thailand-Geschäft für diesen Winter? Glaubt ihr schon 2022/2023 an eine Rückkehr hin zu früheren Besucherzahlen auf Phuket?

Wenn die angekündigten Neuregelungen per 1. November 2021 tatsächlich auch so umgesetzt werden, unterscheiden sich die Regelungen nicht mehr gross gegenüber anderen wie beispielsweise jenen der Malediven. Und an der Nachfrage dort sieht man, dass Impfungen sowie ein zusätzlicher Test für die Erfüllung des Reisetraums durchaus in Kauf genommen werden.

Wie sich das Buchungsvolumen im kommenden Winter präsentiert, ist abhängig davon, wie die Eindämmung der Pandemie bis dann weltweit, in Thailand und in der Schweiz gelingt. Natürlich wünsche ich mir für asia365 und die vom Tourismus abhängigen Menschen vor Ort die Rückkehr möglichst vieler Gäste. Gleichzeitig sind wir uns alle bewusst, dass mit einem eher langsamen Anstieg der Gästezahlen auch Vorteile verbunden sind.

Zum Schluss: Wie fassen Sie Ihre persönlichen Eindrücke vor Ort zusammen?

Ich habe mich vergewissern dürfen, dass die von mir besuchten Destinationen für den Restart bereit sind. Die Menschen vor Ort fürchten sich nicht vor Virus-Einschleppungen, sondern freuen sich auf die Rückkehr der Gäste. Ein tolles, unbeschwerliches Ferienerlebnis ist in ganz Thailand bereits in wenigen Tagen wieder möglich – ohne dass wir erwarten dürfen, dass jeder hohe Gästeanspruch schon von Anfang an erfüllt werden kann. Wir dürfen aber optimistisch auf die kommenden Monate blicken.

(JCR)