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Australien lockt auch bald wieder (im Bild ein Strand bei Coolangatta QLD): Die Veranstalter bereiten sich aufs Comeback vor. Bild: Barbara Rezende

«Australien steht unter Zugzwang»

Langsam erwacht Australien aus der Corona-Starre. Wie verfolgen die Australien-Veranstalter die möglichen Öffnungsschritte?

Am vergangenen Mittwoch berichtete Travelnews, dass Australien zumindest in kleinen Schritten bereits ab Dezember wieder für internationale Touristen öffnen könnte. Am Freitag (1. Oktober) kündigte der australische Premierminister Scott Morrison dann Pläne an, die Grenzen des Landes schon ab November für vollständig geimpfte australische Bürger und Personen mit ständigem Wohnsitz in Australien wieder zu öffnen. Die Ausreise wäre den Australiern endlich wieder erlaubt und bei Heimkehr stünde nur noch eine siebentägige Heimquarantäne an.

Das mag für internationale Touristen noch keine grosse News sein, signalisiert aber, dass Australien von einer strikten Null-Covid-Strategie zu einem Modell des «Leben mit dem Virus» übergegangen ist. Das bringt Bewegung in den Markt: Qantas beispielsweise wird die Wiederaufnahme ihrer internationalen Flüge auf den 14. November 2021 vorverlegen.

Selbst wenn Australienferien noch nicht in unmittelbarer Sichtweite sind, gibt es doch etwas Aufbruchstimmung bei den gebeutelten Australien-Spezialisten und auch Australien-Fans. Travelnews hat nachgefragt, wie diese nun angesichts der sich ändernden Situation vorgehen wollen.


Dominic Eckert, Dreamtime Travel

«Wir haben das auch so verstanden, dass es erst Grenzöffnungen für Australier gibt und dann schrittweise für Reisende. In welchen zeitlichen Schritten die Öffnung dann vonstatten gehen soll, ist mir nicht bekannt. Ich höre, dass sich da auch die Bundesstaaten nicht einig sind und dass es auch davon abhängt, wie die Situation in den Quellenländern aussieht. Ich gehe davon aus, dass Geimpfte/Genesene bei einer Öffnung mit wenig Restriktionen (z.B. keine Quarantäne) einreisen können und es für Ungeimpfte hohe Hürden gibt.

Wir promoten und buchen Reisen nach Australien ab 1. April 2022. Wir kommunizieren das per Newsletter und planen auch klassische Werbung. Ich denke nicht, dass es Rabatte braucht, um das Geschäft anzukurbeln. Dreamtime macht ohnehin nie Rabatte. Wir müssen der Kundschaft hohe Flexibilität, Sicherheit, Kompetenz und Unterstützung bieten. Die Kundinnen und Kunden planen und buchen reisen, wenn sie die Sicherheit haben, dass es keinen Ärger gibt, wenn es doch wieder zu Einschränkungen kommt. Mit unserer «Hakuna matata»-Garantie machen wir ein attraktives Angebot, was auch sehr gut angenommen wird und funktioniert.

Und ja, wir haben tatsächlich seit Freitag schon ein paar Anfragen bekommen und auch Reiseprojekte, welche die letzten 18 Monate ‹on hold› waren, werden jetzt wieder reaktiviert. Es braucht sicher noch weitere Infos und etwas verbindlichere Öffnungspläne aus Australien, bis ein echter Boom einsetzt. Die letzte Woche kommunizierten Öffnungsschritte waren ein wichtiges Signal. Das gibt uns jetzt die nötige Vorlaufzeit, um aktiv zu werden und die Leute zur Reiseplanung zu ermuntern. Wir sind zuversichtlich, dass wir im zweiten Quartal 2022 Kundschaft haben, die nach Australien reisen wird.»

Caroline Bleiker, Globetrotter Travel Service

«Wir haben natürlich von der schrittweisen Öffnung Australiens vernommen, unternehmen aber vorerst noch nichts. Unsere Kunden wollen die genauen Bedingungen rund um ihre Reisen kennen, und solange diese nicht klar sind, ist Australien noch kein grosses Thema. Wir würden natürlich gerne mehr machen und haben schon einiges in der Pipeline für den Zeitpunkt, wenn sich Australien dann verbindlich und mit klaren Bedingungen öffnet. Vorerst konzentrieren wir uns noch auf die USA.»

Matt Reimann, Knecht Reisen

«Nach all den Erfahrungen der letzten Monate wollen wir zuerst mal schauen, wie Australien dies konkret umsetzt. Insofern werden wir marketingseitig noch nicht aktiv, sind aber selbstverständlich im Austausch mit Partnern vor Ort oder auch den europäischen Repräsentanzen von australischen Regionen und Unternehmen. Wir gehen die Wiedereröffnung mit Ruhe und Gelassenheit an und werden bereit sein, wenn sich eine konkrete, gangbare Öffnung abzeichnet. Natürlich sind wir aber froh, dass nun Bewegung in der Sache ist, nachdem wir ursprünglich davon ausgingen, dass es wohl mindestens bis Frühjahr 2022 mit einer Öffnung dauern würde.»

Marco Russo, Nova Tours

Noch keine Auswirkungen ob der jüngsten Ankündigungen aus Australien sind bei Marco Russo auszumachen, dem Geschäftsführer von Nova Tours in Aarau. «Hopeless. Die haben erst mal für ihre Bürgerinnen und Bürger aufgemacht im November. Die Ankündigung, was internationale Touristen betrifft, ist noch ausstehend», sagt Russo. Im Gegenteil, es seien jüngst Annullationen für anfangs 2022 eingegangen. «Ich denke nicht, dass es losgeht vor dem... ach, ich weiss es nicht, wann».

Auf die Frage, wie er derzeit auf die aktuelle Situation reagiere, sagt Russo: «Wir versuchen, alles zu machen.» Neulich habe er erfolgreich eine dreitägige Vespa-Tours mit sieben Teilnehmenden durch die Ostschweiz durchgeführt. Ansonsten habe er die Webseite angepasst mit dem Fokus weltweiter reisen.

Fabio Merki, Ozeania Reisen

Kamen bei Ihnen, Herr Merki, jüngst vermehrt Anfragen für Australien-Reisen rein? Dazu sagt der Ozeania-Chef: «Anfragen nicht, wenngleich nun die Hoffnungen grösser werden, dass es wieder losgehen könnte. Bisher gingen wir von Mitte 2022 aus, nun könnten internationale Reisen vielleicht früher erfolgen. Falls es März oder April wird, schön. Aber von den lokalen Partnern oder Tourism Australia haben wir noch nichts dahingehend gehört.»

Er glaube, Australien stehe im Zugzwang. «USA und Kanada gehen auf. Das wird Australien genau verfolgen. Da geht es auch darum, keine Marktanteile zu verlieren.» Zudem sei der australischen Regierung im Vorfeld der nächjährigen Wahlen daran gelegen, Hoffnung zu verbreiten und zumindest den Ärger der vielerorts gestrandeten Landsleute einzudämmen.

Auf pendente Australien-Dossiers angesprochen, sagt Merki: «Wir hatten viele 2020er-Buchungen, die wir aufs 2021 geändert haben. Eine zweite Umbuchung kam aber für die meisten nicht mehr in Frage.» Australien-Reisen dauern bekanntlich meist länger als drei Wochen und benötigen eine langfristige Planung, ev. ein Sabbatical oder einen Antrag bei der Schule, die Kinder länger rauzunehmen. Dies liesse sich nicht so kurzfristig machen. «Die meisten Buchungen sind auf Eis gelegt. Wenn aber ein konkretes Datum vorliegt, kann ich mir gut vorstellen, dass es einen Run geben wird».

(JCR/GWA)