Reiseanbieter

Steht die Verbindung? Spielt die Zeitverschiebung mit? Dann steht dem Arbeiten von der Feriendestination aus nichts im Weg. Bild: Adobe Stock

Jetzt kommt der Arbeitsplatz mit Meerblick

DER Touristik Suisse ermöglicht neuerdings seinen Mitarbeitenden Workation-Aufenthalte an Feriendestinationen – und hat hierzu einen Leitfaden erstellt. Gibt es ein solches Angebot auch bei anderen Reiseunternehmen?

Das Arbeitsmodell «Homeoffice» hat in den letzten 18 Monaten gut funktioniert, lautet das Fazit bei DER Touristik Suisse. Nun hat das Reiseunternehmen den Ansatz weiterverfolgt und ermöglicht neuerdings das Arbeiten an Ferienorten. Wer kann da nun wo neuerdings arbeiten? Und wie kam es dazu, das Arbeitsmodell in dieser Form in einem Leitfaden zu verabschieden?

«Mobile Arbeitsformen haben in den vergangenen 18 Monaten die Flexibilität, Loyalität und Kreativität im Unternehmen positiv beeinflusst. Das bestärkt uns darin, weitere Erfahrungen mit diesem für Mitarbeitende attraktiven Angebot zu sammeln», zitiert DER Touristik Suisse CEO Dieter Zümpel. Wann, wie oft und wie lange DER Touristik Suisse ihren Mitarbeitenden das Arbeiten im Ausland ermöglicht, werde im Rahmen einer Einzelfallprüfung entschieden.

Und Unternehmenssprecher Markus Flick ergänzt: «Wir waren in den letzten Monaten bestrebt, das Thema möglichst pragmatisch anzugehen und haben uns nun entschieden, das Angebot Homeoffice aufrechtzuerhalten wie auch die Möglichkeit von Remote Work einzuführen». Neben Studienreisen würden Workation-Aufenthalte dazu beitragen, das Wissen einer Destination zu vertiefen und die Reise-Passion am Arbeitsplatz zu leben.

Trumpf im umkämpften Arbeitsmarkt

Natürlich sei das Modell nicht für jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter geeignet – Facility Management komme naturgemäss nicht in Frage und bei Reisebüro-Mitarbeitenden mit direktem Kundenkontakt gelte es die Möglichkeit näher anzuschauen. «Doch bereits heute beraten Mitarbeitende von Kuoni ihre Kundinnen und Kunden mehr und mehr auch virtuell über Videotelefonie», sagt Flick.

Als Grundvoraussetzungen formuliert DER Touristik Suisse, dass die betrieblichen Erfordernisse Remote Work zulassen müssen, die Anforderungen an Mitarbeitende unabhängig vom Arbeitsort identisch bleiben und der gewählte Arbeitsplatz technisch einwandfrei ausgestattet sein muss. Prädestinierte, aber nicht ausschliesslich mögliche Ziele für die Arbeit im Ausland sind europäische Destinationen wie Österreich, Italien, Portugal, Spanien, Griechenland, Zypern oder die Türkei, wo sich in lokalen Partneragenturen Arbeitsplätze befinden und die Zeitverschiebung keinen oder nur einen geringen Faktor darstellt. Ein zusätzliches Plus: Mitarbeitende profitieren bei der Reisebuchung von Workation von attraktiven Konditionen. Eingeschränkt ist die Dauer eines Workation-Aufenthalts auf acht Wochen.

Und klar ist auch: mit einem solchen Workation-Angebot kann sich DER Touristik Suisse im umkämpften Arbeitsmarkt als attraktiver Arbeitgeber präsentieren. Die Reisebranche hat in den letzten 19 Monaten 1700 Mitarbeitende verloren. Um den einen oder anderen wieder zurück in die Branche zu holen, kann die Karte Workation ein Trumpf sein.

Das sagen Globetrotter, TUI und Hotelplan

Wie sieht es bei anderen grossen Schweizer Tourismusunternehmen aus? Wird dort die Workation-Möglichkeit auch angeboten? New-Work-Konzepte sind ja per se nichts Neues, doch wurde deren Umsetzung durch die Pandemie befeuert und es zeigt sich, dass flexibles Arbeiten immer mehr zum festen Bestandteil der Arbeitswelt wird.

Bei TUI wurde bereits im August das Programm «TUI Workwide» implementiert; damit erlaubt TUI seinen Mitarbeitenden, bis zu 30 Arbeitstage im Jahr von jedem Ort der Welt aus arbeiten zu können. Insgesamt stehen den TUI-Kollegen damit sechs Wochen flexible Arbeit zu, die sie von überall aus nutzen können - wobei natürlich nur jene Angestellten davon profitieren, deren Arbeitsweise es erlaubt, ausschliesslich digital zu arbeiten. In diesem Zusammenhang erklärt Milica Vujcic, Sprecherin von TUI Suisse, auf Anfrage von Travelnews: «Wir setzen TUI Workwide auch in der Schweiz um. Unsere Mitarbeitenden haben während langer Zeit aus dem Home Office heraus die Arbeit bestens bewältigt und wir haben vollstes Vertrauen, dass dies auch bei Aufenthalten im Ausland funktionieren wird. Wir befassen uns aber auch intensiv mit der Frage, was mit jenen ist, welche nicht auf diese flexible Art arbeiten können, wie etwa die Filialmitarbeitenden.» Für diese werden nun anderweitige Benefits ausgearbeitet. Eine Möglichkeit sind etwa private Studienreisen, also als Studienreise deklarierte Privatreisen mit Kostenbeteiligung von TUI. Dies wird natürlich an Bedingungen wie Anstellungsdauer, Zielgebiet und Kenntnisse desselben etc. geknüpft. Es unterstreiche aber, dass man sich bei TUI Suisse in der nach wie vor schwierigen Situation um alle Mitarbeitenden kümmert.

Auch bei Globetrotter Travel Service ist dieses Modell nichts Neues, sagt Mediensprecherin Sandra Studer auf Anfrage: «Wir bieten ein flexibles Arbeitsmodell in den Abteilungen, in denen es arbeitstechnisch möglich ist. Auch Arbeiten im Ausland ist für eine begrenzte Zeit und nach Absprache möglich. Die Teams der verschiedenen Abteilungen entscheiden und organisieren selbst, was möglich ist und was nicht.» Die Nachfrage für solche Auslandaufenthalte halte sich jedoch in Grenzen. Es sei nicht so, dass die Product Manager irgendwo auf der Welt verstreut sind. Jedoch werde die Möglichkeit von den Mitarbeitenden sehr geschätzt: «Kürzlich hatten wir den Fall von einem Mitarbeitenden, der eine Partnerin in Europa hat und die gegenseitigen Besuche aufgrund von Covid schwierig waren. Wir haben ihm dann ermöglicht, dass er von dort aus arbeiten kann. Es ist aber wichtig, dass diese Entscheidung vom ganzen Team der Abteilung gutgeheissen und mitgetragen wird», erklärt Studer und führt aus, «als Vorteil sehen wir ganz klar, dass wir mit dieser freien Gestaltung auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden nach Flexibilität eingehen. Wir versuchen, dem aus Arbeitgebersicht so gut wie möglich Rechnung zu tragen.»

Walter Jung, Director Human Resources & Facilities Hotelplan Group, erachtet Workation als spannende Möglichkeit, um als Arbeitgeber an Attraktivität zu gewinnen. «Wir stehen positiv dazu und sind aktuell dabei dieses Thema zu prüfen. Dabei gilt es auch die rechtlichen Voraussetzungen genauestens zu klären und die Rahmenbedingungen für unsere Mitarbeitenden auszuarbeiten.»

(JCR/GWA/NWI)