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Das Visageschäft bleibt lukrativ. Dem US-Investor Blackstone soll jenes von VFS Global gar eine Milliarde Dollar wert sein. Bild: AdobeStock

Blackstone will sich VFS Global angeln

Die US-Investmentgesellschaft will das früher zum Kuoni-Konzern gehörende Visumsgeschäft von der schwedischen EQT übernehmen. Damit kommt die Kuoni und Hugentobler Stiftung wohl nochmals zu viel Geld.

Das US-Investmentunternehmen Blackstone kauft aktuell einige Firmen im Tourismussektor zusammen. Neustes Objekt der Begierde ist offenbar das weltweit grösste Visa-Outsourcing-Unternehmen VFS Global, in der Schweiz bestens bekannt als eines der Standbeine des früheren Kuoni-Konzerns. Wie die indische «Economic Times» schreibt, befindet sich Blackstone in fortgeschrittenen Gesprächen mit dem aktuellen Eigentümer EQT über die Übernahme von VFS Global; im Raum steht eine Kaufsumme in Höhe von über 1 Milliarde US-Dollar.

Zur Erinnerung: VFS Global wurde in Indien gegründet, hat ihren Hauptsitz aber in Dubai und war von Beginn an ein Teil der Kuoni Holding AG. Das Unternehmen gehört zu 90% der schwedischen Private-Equity-Firma EQT und zu 10% der Kuoni und Hugentobler Stiftung sowie dem Gründer und CEO Zubin Karkaria. Zusammen mit der Kuoni und Hugentobler Stiftung hat EQT in das bestehende und in neue Geschäftsfelder dieses früheren Kuoni-Geschäftsbereichs investiert. Die weniger profitablen früheren Kuoni-Bereiche wurden derweil schon kurz nach der Übernahme der Kuoni Group im Jahr 2016 wieder veräussert. Der Geschäftsbereich GTA ging bekanntlich an Hotelbeds, die Global Travel Services an die JTB Corporation; bereits zuvor hatte sich die Rewe Group das Touristikgeschäft mit den Marken Kuoni und Helvetic Tours gekrallt. Der Exit von VFS Global war von Beginn an geplant, jedoch die Art noch nicht entschieden und es wurde wie erwähnt dort weiter investiert. Im Jahr 2018 fusionierte die Kuoni-Gruppe mit VFS Global und machte ihr in Indien angesiedeltes Geschäft zur tragenden Säule der Gruppe.

Nun scheint also der Zeitpunkt fürs profitable Abstossen bei EQT gekommen. Die Reisebeschränkungen lassen allmählich nach, die Reisetätigkeit nimmt wieder zu, hie und da aber noch mit weiterhin verschärften Visumsbestimmungen. Die Geschäftsaussichten für VFS Global sind also nicht schlecht. Blackstone wiederum scheint sich strategisch auf Unternehmen zu fixieren, welche zwar durch die Pandemie möglicherweise angeschlagen wurden, jedoch weiterhin grosses Wachstumspotenzial haben. Allein in diesem Jahr hat Blackstone bereits die britische Bourne Leisure gekauft, welche Ferienanlagen betreibt, und auch für den australischen Casino- und Hotelbetreiber Crown Resorts geboten. Blackstone hatte schon vor der Pandemie immer wieder im Bereich Touristik investiert, ebenso in den Bereichen Tech und IT Services.

VFS Global will sich nach Anfrage von Travelnews zum Deal nicht äussern. Die Kuoni und Hugentobler Stiftung darf derweil auf viel Geld hoffen, welchen statutengemäss für gemeinnützige Tätigkeiten einzusetzen ist (Travelnews berichtete). Zu Erinnerung: Nebst der 25%-Beteiligung an Kuoni Reisen IP AG (darin sind nebst VFS Global auch die Markenrechte am Namen Kuoni enthalten, welche 2015 für 50 Jahre an DER Touristik lizenziert wurden) hält die Kuoni & Hugentobler Stiftung (nebst EQT) auch eine Beteiligung an der hochprofitablen Hotelbeds Group.

(JCR)