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Laut Kurt Eberhard steht für die neue Organisation eine neue Marke im Raum. Bild: TN

«Wir sehen uns nicht als Verband»

Jean-Claude Raemy

Das Zusammengehen von TTS und TPA kam überraschend. Wir haben bei TTS-Präsident Kurt Eberhard nachgehakt.

Die Travel Trade Services (TTS) und die Travel Professional Association (TPA) spannen zusammen und wollen, vorbehältlich Zustimmung ihrer Mitglieder, gemeinsam eine Genossenschaft gründen, unter welcher die Leistungen für die Mitglieder gebündelt werden. Dies gaben die beiden Organisationen heute morgen gemeinsam bekannt. Diese überraschende Entwicklung hat einige Fragen ausgelöst. Einige davon haben wir bereits mit TTS-Präsident Kurt Eberhard erörtern können.

Zunächst einmal geht es um die Frage der Kundengeldabsicherungslösung. TPA hat eine eigene Reisegarantie-Lösung. Gehen nun die TTS-Mitglieder zu dieser über? Eberhard verneint: «Wie bis anhin dürfen die TTS-Mitglieder selber wählen, wo sie ihre Kundengeldabsicherung abschliessen. Die TPA ihrerseits hatte auch bereits Nicht-Mitglieder als Versicherungsnehmer. Hier wird von der neuen Organisation nichts vorgegeben.»

Eine weitere Frage stellt sich hinsichtlich der Organisationsform. Warum eine Genossenschaft? Dazu Eberhard: «Mit der Idee einer Organisation in Genossenschaftsform haben wir uns bei der TTS schon vor der Annäherung an die TPA herumgetragen, und ähnliche Gedanken gab es meines Wissens auch bei der TPA. Angesichts der vielen Änderungen muss man einfach festhalten: Die AG-Form, wie wir sie jetzt haben, ist für Mutationen schwerfällig. Ist man genossenschaftlich organisiert, lassen sich Änderungen viel einfacher bewerkstelligen.» Auf die Frage, wer denn dieser neuen Organisation bevorstehen wird, erklärt Eberhard: «Es hat noch viele offene Fragen, es konnten nicht alle Punkte bis ins letzte Detail bereits im Voraus definiert werden. Zu Beginn bzw. in der Übergangsphase wird es sicher so sein, dass ich gemeinsam mit Sonja Laborde [Präsidentin TPA, Anm.d.Red.] noch am Ruder bleibe. Langfristig können wir aber nicht beide mehrere Funktionen auf lange Zeit hin übernehmen. Wir werden sicher je eine Person für die Verwaltungsratspräsidentschaft und für die Geschäftsführung brauchen, diese Ämter also separat besetzen.» Aktuell ist Eberhard beim TTS sowohl Präsident als auch Geschäftsführer ad interim, aus pandemiebedingten Kostenspargründen. Das soll zumindest mittelfristig in der neuen Organisation nicht mehr so sein.

Und wie wird diese Organisation denn heissen? Auch das gehört laut Eberhard zum Punkt «offene Fragen», wobei er anfügt: «Zunächst einmal bleiben die TTS AG und die TPA SA noch bestehen; das Weiterführen der Markennamen ist jedoch nicht in Stein gemeisselt. Es ist gut denkbar, dass wir einen neuen Brand lancieren. Darüber müssen dann aber auch die Mitglieder befinden.» Eberhard hält fest, dass es beim Zusammenschluss von TTS und TPA nicht darum geht, in Konkurrenz zu Verbänden zu treten: «Wir sehen uns nicht als Verband.» Der TTS war beispielsweise bislang auf dem politischen Parkett nicht sehr aktiv; bei der TPA ist das anders. Allerdings hiess es bei der Bekanntmachung des TTS/TPA-Deals: «Die Mitglieder profitieren von gebündeltem Wissen, einem starken politischen Arm zu den nationalen Verbänden und Organisationen, vorteilhaften Einkaufskonditionen, fundierten Aus- und Weiterbildungsangeboten, Produktcontent und einer Plattform mit breitem Serviceangebot vom Rechtsdienst über Marketingdienstleistungen bis zu Buchhaltungsarbeiten.» Gewisse Überschneidungen mit dem Schweizer Reise-Verband (SRV) oder der Swiss Travel Association (STAR) sind hierbei nicht von der Hand zu weisen.

In diesem Zusammenhang wollte Travelnews auch beim SRV nachfragen; die gesamte Geschäftsleitung befindet sich dort jedoch in einer ganztägigen Sitzung und wir erhielten bislang keinen Rückruf mit einer Stellungnahme. STAR-Präsident Luc Vuilleumier zeigte sich derweil von der Ankündigung überrascht, zumal am heutigen Nachmittag SRV, STAR und TPA noch gemeinsam zusammensitzen wollten, und spricht von einem «Alleingang» - was den Zeitpunkt der Ankündigung von TTS/TPA in ein neues Licht rückt. Pikant ist auch, dass Laborde - gemeinsam mit einigen TTS-Mitgliedern - Teil der Arbeitsgruppe ist, welche die Zukunft des SRV erarbeitet. Wir konnten Sonja Laborde auf die Schnelle nicht erreichen. Fortsetzung folgt.