Reiseanbieter

Roman Mehrow, Inhaber von RSelection in Zürich: «Heute wird eine Reise schon mal per Whatsapp gebucht.» Bild: zVg

De Luxe «Unsere Kunden suchen weniger Bling Bling und viel mehr Authentizität»

Jean-Claude Raemy

Roman Mehrow von RSelection in Zürich erklärt, wieso sein Unternehmen gut durch die Pandemie gekommen ist und was sich in den letzten Monaten geändert hat.

Roman Mehrow hat sich nach mehreren Berufsjahren bei Swiss, Hotelplan und Kuoni im Jahr 2013 mit RSelection selbständig gemacht; das Luxusreise-Unternehmen beschäftigt inzwischen fünf Personen. Mehrow war letzte Woche wie viele andere auch auf der Loop in Frankfurt und fand zwischen zwei Beratungen («bei uns ist derzeit sehr viel los») Zeit für ein paar Antworten.


Herr Mehrow, wie ist es RSelection während der Pandemie ergangen?

RSelection war zum Glück vor der Pandemie schon ein gesundes und solides Unternehmen. Die ersten Wochen waren natürlich geprägt von Umbuchungen und Stornierungen natürlich. Im letzten Sommer und Herbst hatten wir dann vor allem Buchungen im Mittelmeerraum und auch in der Schweiz.

Dann hat sich Eure neue Schweiz-Kompetenz also tatsächlich ausbezahlt?

Dass wir mit «Suisse Selection» kurz vor der Pandemie eine neue DMC lancierten, half uns bei der Beratung und Buchung ganz klar. Dieses Jahr stehen aber eher wieder die Mittelmeerländer sowie die Malediven und die Arabischen Emirate im Fokus.

Ein gutes Zeichen... Wie widerstandsfähig war die Luxusindustrie aus Ihrer Sicht in der Pandemie?

Ich glaube, dass die Luxusindustrie am wenigsten wirtschaftlich getroffen wurde. Kunden, welche bereits sind, viel Geld für Reisen und Luxusgüter auszugeben, gab es auch in dieser Zeit. Unsere Aufgabe war und ist es, die Kunden dann entsprechend kompetent zu beraten, was wie und wo möglich ist, und Sie entsprechend zu unterstützen. Die Organisation einer Reise ist auf jeden Fall aufwändiger geworden.

Was hat sich in der Luxusreise-Branche denn Corona-bedingt geändert?

Es wird bewusster gereist und auch vermehrt auf Nachhaltigkeit geachtet. Noch wichtiger wird vor allem die Beratung und die Beziehung zum Kunden – die Herausforderungen der letzten Monate haben uns auch Neukunden gebracht, welche davor vielleicht öfter direkt gebucht hatten.

«Die Organisation einer Reise ist auf jeden Fall aufwändiger geworden.»

Wie haben sich die Ansprüche der Luxuskundschaft bei RSelection über die ganze Zeit des Bestehens Ihrer Firma eigentlich geändert?

Unser Fokus war immer ganz klar die persönliche Beratung und Beziehung zum Kunden. Dies hat sich bis heute nicht verändert. Wir merken aber, dass Vieles digitaler wurde in der Kommunikation und vor allem auch schneller. Heute wird eine Reise schon mal per Whatsapp gebucht.

Das ist aber wohl eher die Ausnahme... Wie würden Sie Ihren «typischen Kunden» beschreiben?

Individuelle Feingeister, welche Beratung schätzen und mit RSelection einen Begleiter für jegliche Themen rund ums Reisen haben möchten.

Nun kann ja Luxus ganz vieles bedeuten – was versteht Ihrer Ansicht nach Ihre Kundschaft primär darunter?

Individualität und Exklusivität verstehen viele unserer Kunden als Luxus. Klar gehören auch eine exklusive Unterkunft und Transport dazu. Aber unsere Kunden suchen weniger «Bling Bling» und vielmehr Authentizität. Luxus heisst aber auch, einen Ansprechpartner für Reisen zu haben, der einen kennt und jederzeit erreichbar ist.

Und was bedeutet Luxus für Sie selber?

Luxus heisst für mich, die Freiheit zu haben, meine Passion für das Reisen in meiner eigenen Firma seit acht Jahren zu verwirklichen. Zudem bin ich ein Geniesser und erfreue mich an den schönen Dingen des Lebens – besonders im Kreise von lieben Menschen.

«Die Beziehungen zum Kunden werden noch intensiver werden.»

Luxus und Nachhaltigkeit rücken immer enger zusammen. Macht sich das auch bei der Nachfrage bzw. beim Angebot bemerkbar?

Wie vorher schon erwähnt, ist Nachhaltigkeit ein immer grösseres Thema. Auch unsere Hotel- und Reedereipartner setzen immer mehr darauf und schauen, dass vor allem lokale Produkte verwendet werden, Plastik verbannt wird und die Umwelt wo möglich geschont wird. Dazu gibt es auch immer mehr Labels und Zertifikationen. Im Beratungsgespräch werden solche Themen auch in Zukunft immer wichtiger. Der Kunde will Reisen, will aber bewusst wissen, wie mit der Umwelt dabei umgegangen wird.

Gibt es Reise-Marken, die Ihrer Meinung nach bei der Umsetzung von Nachhaltigkeit oder auch einer soliden strategischen Antwort auf die vielen Covid-Einschränkungen eine Vorreiterrolle spielen?

Wir haben, so glaube ich, alle gelernt, noch flexibler zu sein. Gewinner sind für mich die Individualisten, die erkannt haben, auch in schwierigen Zeiten jederzeit für den Kunden da zu sein.

Schauen wir weiter voraus: Wie sehen Sie den Luxusreise-Sektor «post Covid»?

In dieser herausfordernden Zeit hat sich gezeigt, dass es Gold wert ist, einen persönlichen Ansprechpartner für Reisen zu haben. Die Beziehungen zum Kunden werden noch intensiver werden. Wir sind bereit dazu! Die Passion ist da, der Luxus-Kunde will und wird nach wie vor Reisen. Jedoch ist eine solche Beratung und Dienstleistung nicht kostenlos. Sicherlich wandert die Masse noch mehr ins Netz. Der Luxuskunde aber, der eine Beratung und Begleitung sucht, ist bereit dafür, ein Honorar zu zahlen.

OK, kommen wir nochmals zum Produkt per se: Gibt es bei RSelection auf Angebotsseite Neues?

Wir arbeiten an einer neuen Website, welche hoffentlich zum Ende des Jahres bereit sein wird. Zudem waren wir auch in den letzten Monaten immer wieder unterwegs und haben Hotels und Partner vor Ort auf der ganzen Welt besucht, um nach wie vor auf dem neuesten Stand zu sein. Unser Fokus ist der Kunde – «gibt’s nicht, gibt’s nicht» ist und bleibt unser Motto!