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Dimitra Vlachou, Hospitality Stories: «Die Reise- und Entdeckungslust der Individualreisenden, welche geheime Juwelen der verschiedenen Destinationen suchen, ist stärker denn je.» Bild: zVg

De Luxe Hospitality Stories – der Luxus im Detail

Jean-Claude Raemy

«Experiential Tours» sind ein wesentlicher Bestandteil des modernen Luxusreise-Angebots: Kleine, feine, von Kennern verfasste Erlebnistouren in Zielgebieten, welche für die Anbieter keine Geheimnisse mehr haben. Ein solcher Anbieter, in diesem Fall für Griechenland, ist die Firma «Hospitality Stories».

Man hört oft, dass Luxus - gerade im Tourismus - untrennbar und eng mit persönlichem Service, originellen und individuellen Angeboten sowie spürbarem «Herzblut» des Anbieters verbunden ist. Vor diesem Hintergrund ist zuletzt das Segment der «Experiential Tours» stark gewachsen - bei dieser Tourismus-Form konzentriert man sich darauf, ein Land, eine Stadt oder einen bestimmten Ort «immersiv» zu erleben, indem man sich aktiv und auf sinnvolle Weise mit der Geschichte, den Menschen, der Kultur, den Speisen und den unmittelbaren Umwelt vor Ort auseinandersetzt. Das kann auf vielerlei Weise geschehen - im Luxussegment, wo diese Reiseart erst richtig Fuss fasst, muss natürlich eben noch Service und Authentizität dazukommen.

In genau dieses Feld hat sich Dimitra Vlachou im Dezember 2019 mit der Gründung einer eigenen Firma in Zürich hineingewagt. Ihre Firma heisst «Hospitality Stories» und legt den Schwerpunkt auf Design, Vermarktung und Verkauf von ebensolchen «Experiential Tours», zunächst mit Fokus auf Griechenland. Travelnews hat sich mit ihr über ihre Firma und ihre Angebote unterhalten.


Frau Vlachou, wofür steht die Firma Hospitality Stories in ihrem Kern?

Kern unseres Produktangebots ist die Entdeckung von Destinationen - in der Regel von kleinen Juwelen - in Griechenland, und zwar in einer sehr erlebnisreichen, authentischen Art. Die wichtigsten Pfeiler im Angebot sind Geschichte & Kultur, Trekking, Hiking, Natur, Önogastronomie inklusive Kochkursen, Sailing und Wellness.

Und Sie erstellen das Angebot?

Ich habe den Inhalt aller Touren persönlich bestimmt und  kann Ihnen garantieren, dass man ein ähnliches Produkt für Griechenland nicht finden kann. Die «Experience Tours» haben eine Dauer von drei bis zehn Stunden, je nach Thema und Programm, und angesprochen werden damit mehrheitlich Individualreisende mit gehobenen Ansprüchen, manchmal auch kleine Gruppen  - zum Beispiel mehrere Familien, die gemeinsam Ferien verbringen und eine Destination von einer neuen «Hands-on-Perspektive» kennenlernen möchten. Wichtig: Bei uns gibt es jeweils einen «Destination Angel», eine lokale Reiseleitung, welche die Besucher wie eigene Gäste begleiten wird und Ihnen wertvolle Eindrücke und Informationen zur Destination vermittelt. Keine trockene «Guided tour», sondern eine Reise durch die Zeit!

Wie würden Sie denn das «Leitmotiv» bei der Produktgestaltung definieren?

Meine ersten Überlegung beim Produkt-Design gilt der Destination und was diese anzubieten hat. Konkreter gesagt: Wofür steht eigentlich diese Destination, welche «hidden stories» und «hidden gems» gibt es hier, welche nicht jeder Tourist schon kennt? Ich denke hierbei an lokalen Gebräuche, Geschichte, Gastronomie und das Alltags-Leben der Einheimischen.

Anders formuliert: Mein Fokus liegt in der Entdeckung jeder Destination im wahrsten Sinne, dem «deep dive» in die Lebensart der Einheimischen und welche Erlebnisse die Besucher nach Ihrer Rückkehr in ihr Heimatland mitnehmen werden. Wir bieten Erlebnisse - statt passiver Zuschauer bei einem lokalen Fest zu sein, nimmt man bei uns aktiv am Fest teil, unter Betreuung unseres «Destination Angels». Statt einfach eine lokale Spezialität im Restaurant zu geniessen, gibt es bei uns eine aktive Teilnahme an der ganzen Vorbereitung, man lernt aus erster Hand Geheimnisse des Kochs, welche für den unvergleichbaren Geschmack sorgen.

Haben Sie da ein Beispiel?

Es gibt beispielsweise im Rahmen bestimmter Experiences in ausgewählten Destinationen Gerichte, welche nach Originalrezepten während der ganzen Nacht in einem Holzofen gebraten werden und erst am nächsten Tag anlässlich eines Mittagsessens zusammen mit unserem «Destination Angel» und lokalen Einwohnern, welche den Besucher zum Essen einladen, genossen werden. Unser Gast nimmt also nicht nur an der Vorbereitung des Essens teil, sondern lernt auch die versteckten Geschichten um die Gastronomie der Destination und speist mit Einheimischen an einer Tafel.

Solche authentischen Erlebnisse sind die Quintessenz der Reise: So lässt sich die Destination am besten erleben und so erfährt man alles über diese.

«Authentische Erlebnisse sind die Quintessenz jeder Reise.»

Nun erfolgte die Gründung der Firma Ende 2019, der Start wurde also Corona-bedingt wohl etwas schwierig. Wie hat sich das Unternehmen seitdem entwickelt?

Ja, Hospitality Stories wurde erst im Dezember 2019 gegründet. Im Jahr 2020 habe ich meinen Fokus primär auf das Design, also die Gestaltung der Experiences, gelegt, vor Ort ausgewählte Destinationen besucht und mit den lokalen Geschäftspartnern eng zusammengearbeitet, um alle Einzelheiten genau zu besprechen und den präzisen Verlauf der Experiences zu gestalten. Trotzdem konnten wir 2020 einen «Soft Launch» machen, etwa mit der Lancierung des eigenen Travelblogs.

Aber ja, eigentlich ist die Saison 2021 das «Jahr 1» für Hospitality Stories. Die Pandemie hat bis anhin sicherlich auf den Geschäftsverlauf der Tourismusbranche einen negativen Einfluss gehabt, wir merken jedoch, dass die Reise- und Entdeckungslust der Individualreisenden, welche die «geheimen Juwelen» der verschiedenen Destinationen suchen, stärker denn je ist. Wir können bestätigen, dass die «versierten» Besucher von fremden Destinationen sehr lange und sehr intensiv recherchieren, um mehr Insider-Infos über weniger bekannte Zielgebiete zu finden, welche mit ihren Interessen im Einklang stehen, bevor sie ihre nächsten Ferien buchen. In diesem Sinne sind wir überzeugt, dass der Geschäftsverlauf für die Saison 2022 sehr positiv ausfallen wird, weil wir genau dafür auch das richtige Produkt haben.

Finden Sie denn auch die nötigen Partner vor Ort?

Wir legen sehr grossen Wert auf unsere Partner vor Ort, sie sind für uns die Garantie für einwandfreie Operations und für Kundenzufriedenheit. Meine Kenntnisse der Heimat helfen da mit. Aber wir gehen sorgfältig vor. Santorini zum Beispiel haben wir noch nicht im Portfolio, da wir dort noch keinen geeigneten Business Partner gefunden haben. Wir sind jedoch auf der Suche und werden hoffentlich bald auch dort einen geeigneten Partner haben.

Liegt der Fokus primär auf Schweizer Kundschaft oder wird international gedacht?

Der Fokus ist international, die Schweiz spielt jedoch wegen der Reise- und Entdeckungsfreude und der starken Kaufkraft des Schweizer Publikums eine sehr zentrale Rolle. Die Märkte mit dem grössten Potential sind aber sicherlich USA/Kanada, Australien - leider geschlossen dieses Jahr -, Japan, Lateinamerika und Europa, hierbei nebst der Schweiz wohl insbesondere Deutschland, Frankreich, Spanien und Skandinavien.

Aktuell liegt der Angebots-Fokus auf Griechenland. Ist auch eine Ausweitung auf andere Gebiete geplant?

Unser Angebotsfokus liegt generell im Östlichen Mittelmeer, wo Griechenland und die Türkei eine zentrale Rolle spielen.

«Die kundenspezifischen Interessen stellen die Basis dar, auf welcher das Ferienszenario aufgebaut wird.»

Wie kann ich die Angebote von Hospitality Stories buchen? Existieren – auch und gerade in der Schweiz – bereits Vertriebspartnerschaften oder basiert alles auf Direktverkauf?

Die Website von Hospitality Stories ist in erster Linie auf den B2C-Individual-Markt ausgerichtet, mit F.I.T.-Preisen. Das Konzept mit privaten Touren richtet sich vermehrt an Individualreisende. Um die Interaktion zwischen «Destination Angel» und Besucher zu gewährleisten, haben wir Experiences konzipiert, die im Idealfall für 2-12 Teilnehmern geeignet sind.

Wir haben für den Vertrieb auch TOs und Reisebüros im Visier. Zum Beispiel Zerzuben Touristik, welche solche Experiences im Rahmen eines dafür speziell geeigneten Brands vermarkten werden. Wir haben ausser Spezialisten wie Parianos Reisen auch Branchenriesen wie Hotelplan angesprochen. Das Feedback ist sehr positiv, wir sehen jedoch die Chancen eher für 2022 und weniger für 2021. Wir sind dennoch froh, dass wir unser Produkt dieses Jahr schon auf dem Markt gebracht haben. Von den grossen TOs haben wir Antworten erhalten wie «wir suchen genau das was Hospitality Stories anbietet». Und in Anlehnung an Ihre vorherige Frage: Wir haben nicht nur Schweizer TOs kontaktiert, sondern auch solche in den USA und in Kanada. Darüber hinaus haben wir auch sehr gute Kontakte mit den grössten DMCs in Griechenland und in der Türkei, und da läuft sehr viel Last Minute für 2021, doch der Fokus liegt hauptsächlich auf 2022, wenn unsere Produkte in diversen Programmen inkludiert werden. Auch Hotelketten und Yachtunternehmen haben wir kontaktiert und es sieht sehr positiv aus!

Sie sind, wie Ihr Mann, aus dem Cruise-Bereich gekommen. Gibt es eventuell Kooperationen mit Cruise-Gesellschaften hinsichtlich dem Anbieten von exklusiven Landgängen?

Wir sind in fortgeschrittenen Diskussionen mit «Boutique Cruise»-Reedereien, welche Destinationen im Östlichen Mittelmeer anfahren. Hospitality Stories hat für diese Partner speziell entwickelte, also massgeschneiderte Experiences im Angebot. Hier sprechen wir natürlich über ausgewählte Experiences für die Saisons 2022 und 2023.

Wir sprechen hier von etwas, das gut ins Luxussegment passen würde, aber auch ebenso gut in ein herkömmliches Middle Class Segment – je nach Preisgestaltung und Ausgestaltung der Experience. Worauf liegt der Fokus bei der Kundenansprache?

Gemäss den Ergebnissen vieler aktuellen Umfragen entfernen wir uns im Tourismus langsam aber sicher von der Masse und konzentrieren uns eher auf eine individuelle, in vielen Fällen massgeschneiderte Art des Reisens. Es geht also nicht um eine stereotype «Luxus vs. Mainstream»-Marktsegmentierung, sondern eher in Richtung individueller Gestaltung des Inhaltes der extrem wertvollen Ferienzeit. Die kundenspezifischen Interessen - ob Wandern, Biking, Naturerlebnis, Sailing oder was auch immer - stellen die Basis dar, auf welcher das Ferienszenario aufgebaut wird.

Das Portfolio der Experiences muss vielfältig sein, um verschiedene Kundeninteressen zu decken, aber gleichzeitig muss der Anbieter in der Lage sein, sein Portfolio an spezielle Kundenwünsche anzupassen, um spezielle Kundenbedürfnisse zu befriedigen. Wir bieten diverse Experiences, welche mehrere Interessen der Kunden ansprechen, also nicht nur ein Thema innerhalb einer Experience zu decken versuchen, sondern mehrere, welche gut kombiniert werden können. Ich denke da an Hiking und Önogastronomie, etwa den Besuch einer Olivenöl-Produktionsstätte im Rahmen einer achtstündigen Experience mitsamt Wanderung.

Was heisst das für den Preis?

Die Dauer der Experiences und deren Inhalt sind für die Preisgestaltung ausschlaggebend. Da es sich um private Touren handelt, die bekanntlich teurer als «shared tours» sind, sehen wir hier die Möglichkeit, ein Nichen-Produkt anzubieten, welches nicht nur ein bestimmtes Kundensegment anspricht, sondern den neuen Charaktertyp des smarten Individualreisenden.

Zum Abschluss: Was sind die mittelfristigen Ziele von Hospitality Stories?

Mittelfristig haben wir als Ziel, im Bereich der «Brand Awareness» die Firma Hospitality Stories als einen Leistungsanbieter zu etablieren, welcher für sehr versierte Besucher in Frage kommt, welche das Leben an der Zieldestination gemeinsam mit den Einheimischen erleben möchten und nicht einfach für kurze Zeit vor Ort «präsent» sein wollen. Ein weiteres Ziel ist natürlich der kontinuierliche Aufbau von strategischen Kooperationen mit Boutique Hotels, Villas, TOs und Reisespezialisten.

Und natürlich dreht sich vieles um Finetuning. Also um den Aufbau und die Förderung neuer, weniger bekannter Destinationen und Experiences sowie die Gestaltung von Experiences in der Vor- und Nachsaison, welche die geeigneten Zeitpunkte sind, um eine neue Destination ohne den Ansturm der Hochsaisonreisenden zu erleben und geniessen. Ebenso werden wir Experiences, welche wegen der Pandemie-Restriktionen gar nicht erst möglich waren, jetzt umso mehr fördern und veramrkten. Ich denke da an Olivenernte, Traubenernte oder Schnapsproduktion - z.B. Tsipouro, Raki, Tsikoudia und andere. Auch das sind Aktivitäten, welche die Einheimischen ausserhalb der Hochsaison pflegen.