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Die Corona-Pandemie wird für die Reisebranche langsam aber sicher zum Schrecken ohne Ende. Bild: Adobe Stock

Neuer Schwindelanfall in der Reisebranche

Die Corona-Taskforce des Bundes erwägt eine Quarantäne für Geimpfte bei Einreisen aus bestimmten Ländern. Reiseveranstalter befürchten einen Rückschlag.

Im Juni war in der Schweizer Reisebranche viel Optimismus auszumachen, die Buchungszahlen stiegen deutlich an. Nun machen sich aber Sorgen bereit. Europaweit wieder ansteigende Infektionszahlen und Schlagzeilen über eine angespannte Situation an den Ferienorten dämpfen die Reiselust. Und nun droht noch neues Ungemach.

Denn die Corona-Taskforce des Bundes will ein Ampelsystem einführen. Die Ausbreitung der Delta-Variante beunruhigt die Wissenschaftliche Taskforce des Bundes. Sie fordert eine Verschärfung der Massnahmen vor, wie sie im Papier «Grenzkontrollmassnahmen zur Eindämmung von Sars-Cov-2» schreibt.

Dazu sollen Länder je nach Risiko eingeteilt werden. Liegt die Inzidenz unter 60 Neuinfektionen pro 100'000 Einwohner innerhalb von zwei Wochen, zählt das Land zur grünen Gruppe. Ab einer Inzidenz höher als 60 sind Länder in der roten Gruppe. Ländern, in denen eine besorgniserregende Variante kursiert, werden in die violette Gruppe eingeteilt. Grau sind jene Länder, die weniger als 10'000 Tests pro Million Einwohner durchführen.

Nun sollen für alle ungeimpften Reisenden bei der Rückkehr aus einem nicht-grünen Land die Quarantäne-Pflicht gelten. Aber auch für Geimpfte soll eine Quarantäne-Pflicht geprüft werden, verlangt die Taskforce. Sollten Geimpfte aus violetten Ländern zurückkehren, müssten sie sich in Quarantäne begeben oder zu Tests verpflichtet werden. Betroffen wären etwa Reisende aus Ländern wie Südafrika oder Brasilien.

«Schlag ins Gesicht»

Wäre der neue Vorschlag der Taskforce bereits Realität, stünden Länder wie Spanien, Portugal oder Griechenland wieder auf der Risikoliste. Nicht ganz klar ist, was bei der Delta-Variante gilt. Einerseits ist auch diese laut Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine sogenannt «besorgniserregende Variante», andererseits ist sie in der Schweiz längst dominant. Für alle Reisenden soll zudem die Swiss-Covid-App oder andere kompatible Tracking-Apps zur Pflicht werden. Dies solle nicht nur für Schweizer, sondern alle Reisenden in die Schweiz gelten. Die Taskforce rät zudem Schweizern die Reise in nicht-grüne Länder ab, ausser es liegen wesentliche Gründe vor.

Im «Blick» nervt sich Globetrotter-Chef André Lüthi. Er spricht von einem Schlag ins Gesicht: «Das Ampelsystem ist viel zu kompliziert. Wir brauchen ein System, das für alle Bürger einfach verständlich ist und das die Behörden seriös prüfen können.» Und er kritisiert die fehlende Unterscheidung bei der Rückreise per Luft- oder Landweg.

Auch bei Hotelplan und TUI kommt die drohende Neuerung schlecht an. «Eine erneute Einschränkung der Reisefreiheit wäre für alle Betroffenen ein Rückschlag», sagt Tui-Suisse-Sprecherin Constanze Andrianello. Und Hotelplan-Sprecherin Bianca Gähweiler sagt: «Würde der Vorschlag umgesetzt werden, würde dies negative Auswirkungen auf unser Geschäft haben.»

Die Schweizer Reisebranche dürfte nun wohl darauf hoffen, dass sich der Bundesrat – wie in der Vergangenheit schon mehrmals –, über die Vorschläge der Taskforce hinwegsetzt; wenngleich sich der Bundesrat damit hinsichtlich des Infektionsgeschehens nicht immer einen guten Dienst erwiesen hat.

(GWA)