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War zu befürchten: Ryanair startet in die wiederbelebte Reisewelt mit Tieftieftiefpreisen. Bild: HO

Kommentar Die Dumpingpreise sind zurück

Gregor Waser

Kaum neigt sich die Pandemie dem Ende entgegen, tauchen bereits wieder irrwitzige Tiefpreise auf. Trotz vielen guten Vorsätzen und hoffnungsvoller Prognosen: die Reisewelt verändert sich wohl nicht.

Gestern hat der Bundesrat die Pandemie für mehr oder weniger beendet erklärt. Konzert- und Stadionbesuche sind bei Besitz eines Covid-Zertifikats wieder unbeschränkt möglich. Im zweiten Halbjahr 2021 wird auch das Reisen, zumindest mal innerhalb Europas, einigermassen normal erfolgen.

Viel wurde in den letzten Monaten gewerweisst, wie die Reisewelt nach der Pandemie aussehen würde. Zurück zu naturnahen, besinnlichen Reisen, weg vom Overtourismus, hin zu vernünftigen Preisen. Träumen wir weiter. Die Realität sieht anders aus.

Der Klick auf die Ryanair-Webseite öffnet bereits wieder irrwitzige Tiefpreise. Was denken Sie, was ein Flug von Basel nach Dublin und zurück vom 6. bis 13. Juli kostet? 350 Franken oder auch mehr wären wohl angesichts dieser Flugreise angebracht. Doch der Flug ist zu haben für... 30 Franken. Ohne Witz.

Panische Preistreiberei

Wirklich überrascht sind wir ja nicht. Die Entwicklung war absehbar. Bereits am 23. März 2020, eine Woche nach Ausruf des Lockdowns, kommentierte Travelnews: «Unsere Befürchtung ist, dass die Party fünf Minuten nach Krisenschluss weitergeht wie gehabt, der Ballermann wieder hochgefahren wird, der Overtourism mit 30 Zentimeter Distanz zwischen Touristennase und Touristennase wieder da ist, als ob nichts war.»

Hoffen wir, dass sich diese Preisauswüchse gegen unten auf einige wenige unbelehrbare Tourismusplayer beschränkt, deren Marketing-Repertoire auf blossem Lockvogel-Pricing basiert – um dann, wenn sie den Passagier am Kragen haben, diesen dann doch noch für Check-In, Gepäck, Sitzauswahl und Getränk ausnehmen.

Der Blick auf die aktuellen Badeferienpreise verspricht vorerst noch ein vernünftiges Preisniveau. Und die Schweizer Reiseveranstalter verzeichnen auch ohne Dumpingpreise seit anfangs Juni deutliche Zuwächse. Doch auch hier ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Die angelaufene Saison ist noch jung. Mit alten Mustern panischer Preistreiberei bei sich abzeichnender freier Flugsitze und Hotelbetten ist leider auch in Zukunft zu rechnen.