Reiseanbieter

Jede Informations-Dienstleistung muss in irgendeiner Form abgegolten werden - die Frage ist, wie und zu welchem Preis. Bild: Amy Hirschi

Die Reisebranche wünscht sich Orientierung hinsichtlich Vergütungsfragen

Das Thema ist so alt wie die Reisebranche und doch heiss wie nie: Wie viel ist die Leistung der Reiseberatung bzw. der Reisevermittlung wert? Die Umfrage von Travelnews führt zutage, dass durchaus Leitplanken gewünscht wären.

«Wie viel monetären Wert hat die Reiseberatung?», fragte Travelnews vor einer Woche in einem Artikel. Das Thema, eigentlich uralt, ist durch die Corona-Krise und die dadurch verursachte massive Mehrarbeit bei Reisebuchungsstellen, welche sehr oft ohne adäquate Vergütung erfolgt, wieder ins Zentrum gerückt.

Von vornherein klar ist, dass die Preisgestaltung stets Sache des einzelnen Unternehmens ist und Preisabsprachen gesetzeswidrig sind. Doch schon allein bei der Frage, wofür überhaupt Geld genommen wird und in welcher Form - separat deklariert oder in einen Gesamtpreis eingerechnet und somit «versteckt» - eröffnet sich eine riesige Bandbreite. Muss man unterscheiden zwischen der reinen Reisebuchung, einem quasi administrativen Vorgang, und der Reiseberatung, einem Consulting-Vorgang? Für ersteres haben Reisebüros vielleicht geeignetere Tools, welche etwas kosten, und müssen auch dafür vergütet werden - im Wissen, dass viele Kunden im Prinzip selber im Internet buchen können. Das steht ihnen auch frei zu tun. Haarig wird es, wenn der Kunde durch die Informationsflut des Internet überfordert ist. Hier wird dann gerne wieder nach spezifischen Informationen gesucht. Das kann man entweder durch die Suche im Bekanntenkreis bzw. in der Social-Media-Bubble, oder man richtet sich gleich an Spezialisten. Doch in diesem Fall muss eben auch wieder ein Honorar anfallen - keine Information ist gratis, auch wenn uns dies das Internet-Zeitalter suggeriert.

Doch es gibt immer noch Reisebüros, welche auf ein solches Honorar verzichten. Oder darauf verzichten, wenn der Kunde bekannt ist, also Stammkunde ist. Man fürchtet sich davor, potenzielle Kunden zu vergraulen, indem man direkt die Sanduhr umdreht, wenn einer ins Büro läuft... Unter dem Strich ist also die Reisebranche ein Flickenteppich unterschiedlicher Methoden der Vergütung - wir reden hier klar nicht von der Preishöhe der Vergütung, sondern des Vorgehens, also der Bekanntmachung von Honoraren gegenüber dem Kunden. Deshalb hat Travelnews im Rahmen einer Umfrage wissen wollen, ob hier gewisse «Leitplanken» erwünscht wären. Die Umfrage ist abgeschlossen, total haben 217 Branchenpersonen teilgenommen. Das erlaubt eine doch recht aussagekräftige Analyse. Nachfolgend das Resultat:

Daraus geht also hervor, dass insgesamt 67%, also fast 150 Personen/Unternehmen, gerne «Leitplanken» hinsichtlich der Vergütung hätten bzw. in solchen ein gutes Signal an die Konsumenten sieht. Jeder Fünfte weiss allerdings genau, wie er/sie vorzugehen hat, während 12% glauben, dass solche Leitplanken aufgrund der Komplexität unserer Branche kaum umsetzbar sein dürften. Interessant: Lediglich 4%, also 8-9 Personen, haben angemerkt, dass sie gar kein Honorar erheben wollen (und damit wohl schlicht auf Kommissionen bzw. versteckte Kosten setzen). Ob diese Handhabung/Einstellung auch dem Prozentsatz in der ganzen Branche entspricht, wissen wir natürlich nicht.

Es zeigt sich aber, dass das Thema durchaus wieder Nahrung erhalten sollte. Die Travel Professionals Association (TPA) hat bereits angekündigt, hier auf eigene Faust Nägel mit Köpfen machen zu wollen. Die «Aktion Mayday» wird zu diesem Thema nächste Woche einen Branchen-Call veranstalten. Unterdessen hat sich Michael Mettler, Inhaber von Helbling Reisen und immerhin auch Mitglied in der Arbeitsgruppe «SRV 2022», im Rahmen eines Interviews mit Travelnews ebenfalls dahingehend geäussert, dass man den Wert der Reiseberatung klar definieren sollte und moniert, dass sich der Schweizer Reise-Verband (SRV) hier zu sehr hinter dem Argument der Auflagen der Wettbewerbskommission versteckt.

Es scheint so, als ob in irgendeiner Form doch etwas auf gesamter Branchen-Ebene (also auch Verbands-übergreifend) passieren muss, um dieses Thema endlich zufriedenstellend behandeln zu können.  

(JCR)