Reiseanbieter

Globetrotter-Group-Chef André Lüthi stellt sich den fragen der 20-Minuten-Community. Bild: 20 Minuten / Michael Scherrer

«Wir können uns nicht zu Tode sparen»

Nach 120 gestrichenen Stellen hat André Lüthi den Abbau satt, räumt der Globetrotter-Group-CEO in einem Interview ein – sonst fehle das Knowhow, wenn es wieder richtig losgehe.

Im gestrigen 20-Minuten-Talk «Live aus dem Chefbüro» hat Globetrotter-Chef André Lüthi die aktuelle Situation geschildert – und sich für die verbliebenen Mitarbeitenden stark gemacht: «Wir haben als Gesamtgruppe 120 Stellen abgebaut bis März 2021. Dann drückten wir drei Aktionäre den Stopp-Knopf. Wir können uns nicht zu Tode sparen. Wir haben so gute Leute, deshalb sind wir bereit, Geld zu verlieren, um die Mitarbeitenden zu halten. Sonst fehlt das Knowhow, wenn es wieder richtig los geht.»

Zum aktuellen Buchungsstand sagt Lüthi: «Das Interesse ging schon im Februar los, die Sehnsucht ist da. Doch die Kundschaft ist verunsichert. Sie lässt sich beraten, aber Reisen ausserhalb Europas ist noch fast unmöglich. Wir werden auch dieses Jahr wieder 80 Prozent an Umsatz einbüssen.» Ob er nach dem zweiten Verlustjahr in Folge nie ans Aufgeben gedacht habe? Ja, dies habe er: «Aber solange ich als Unternehmer 30 Jahre das machen konnte, was Spass macht, will ich das Schiff nicht beim ersten Sturm verlassen. Ich will es durch den Sturm bringen. Aber wir kommen mit Schäden aus dem Sturm.» Die Entlassungen seien sehr schmerzhaft gewesen. Er habe seine Grenzen kennengelernt und «Momente, wo ich nicht mehr wusste, was richtig oder falsch ist.»

Doch wie weiter? Werde künftig bewusster gereist? «Vor Corona hatten wir die Thematik des Overtourism. Den Besuchern und den Einheimischen war an den Hotspots nicht mehr wohl. Deshalb gab es Ideen für Kontingentierungen. Das waren richtige Wege. Corona hat nun den Trend, dass weniger mehr ist, verstärkt: Besser eine lange statt viele kurze Reisen pro Jahr.»

«Aber ich würde raten, geduldig zu bleiben.»

Auch zu einzelnen Destinationen äusserte sich Lüthi gestern. Das sagt er zu...

... Botswana: «Die Auflagen in Botswana sind strenger als bei uns. Beim Tanken wird Fieber gemessen. Es ist ein grosses Land, da ist man mehrere Tage in der Natur und sieht keine Menschen. Wenn man sich an die Regeln hält, kann ich Namibia oder Botswana wirklich empfehlen.»

... Brasilien: «Brasilien kann man bereisen, die Frage ist aber, was man bereit ist in Kauf zu nehmen. Es kann sein, dass man vor Oktober noch in Quarantäne muss, wenn man zurück in der Schweiz ist.»

... Australien: «Australien schottet sich ab, das kann ich fast nicht glauben. Das ist eine der wichtigsten Stationen für uns.»

... Nepal: «Wenn ich mit Experten spreche, heisst es, dass es ab Oktober oder November möglich sein soll, nach Nepal zu gehen. Aber ich würde raten, geduldig zu bleiben.»

... Thailand: «In Thailand sind so viele Menschen vom Tourismus abhängig, deshalb glaube ich, dass auch ab Herbst etwas möglich ist.»

... USA: «Ich habe das Gefühl, dass die USA aufgehen, aber wohl erst im Herbst. Aber sicher kann ich das leider nicht sagen.»

... Spanien: «Spanien ist eines der Länder, in das man gut einreisen kann mit einer Impfung.»

(TN)