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Offenbar wurde wenig Härtefallhilfe beansprucht - in der Reisebranche sieht dies anders aus. Bild: Sincerely Media

Die Reisebranche hat Gebrauch von der Härtefallhilfe gemacht

Rund 1400 Gesuche kamen aus der Reisebranche. Gesamthaft gesehen ist dies ein kleiner Teil der Härtefallhilfen, rein für die Branche berechnet verdeutlicht es aber das Bedürfnis auf externe Hilfe. Machen Sie bei unserer Umfrage mit!

Per 20. April haben in der Schweiz lediglich 25'454 Firmen Härtefallhilfe beantragt. Dies geht aus einer Untersuchung der «NZZ am Sonntag» hervor, welche sich auf Datenmaterial des Eidgenössischen Finanzdepartements stützt. Das sei erstaunlich wenig, zumal der Bund mit rund 100'000 Gesuchen gerechnet habe. Und auch auffallend wenig, das der Bund die Bedingungen für Härtefallhilfen zuletzt gelockert hatte und damit mehr Firmen anspruchsberechtigt wurden. Von den 10 Milliarden Franken, die bereitgestellt wurden, sind bislang erst 2,1 Milliarden beansprucht worden, primär in Form von à-fonds-perdu-Beiträgen.

Seltsam mutet diese niedrige Zahl insofern an, als doch gerade aus der Gastrobranche - stets eine der lautesten Branchen, wenn es um fehlende Hilfe geht - deutlich mehr Gesuche hätte geben müssen, gemessen an der Anzahl der betroffenen Betriebe. Dennoch machte die Gastronomie fast 42 Prozent aller Härtefallhilfe-Anträge aus. Und die Reisebranche? Diese machte laut den Daten 5,66 Prozent aller Anfragen aus (die Rubrik heisst «Reisebüros». doch dürften darin auch Veranstalter vermerkt sein). Macht also gut 1440 Anträge. Das ist in einer Branche, in welcher von noch rund 2000 Reisebüros/Reiseveranstaltern ausgegangen werden kann, ein hoher Wert. Travelnews hat lediglich Kenntnis von der Anzahl theoretisch bezugsberechtigter Reisebüros/TOs aus der Deutschschweiz; da sind es 1051. Die Romandie und das Tessin sind darin nicht enthalten. Man kann also davon ausgehen, dass der Anteil Gesuche aus der Reisebranche sehr hoch ist. «Mir ist kein Reisebüro bekannt, das noch kein Gesuch eingereicht hat, lediglich ein Veranstalter», sagt Walter Kunz (Geschäftsführer Schweizer Reise-Verband). Er erinnert auch daran, dass die Härtefallhilfe weiterhin enorm wichtig ist, da die Reisebranche nach wie vor mit einer unsicheren Situation konfrontiert ist.

Doch noch sind nicht alle Unternehmen auch aus der Reisebranche erfasst. Beispiel Zürich: Die Gesucheingabe für Unternehmen mit mehr als 5 Millionen Umsatz ist erst ab der ersten Hälfte Mai möglich. In ganz wenigen Kantonen gibt es zudem noch weitere Hürden, doch eigentlich kann davon ausgegangen werden, dass die allermeisten Unternehmen ein Gesuch einreichen konnten. Auch bei der Umsetzung sollen die Kantone recht gut nach sein: Der Kanton Zürich etwa habe alle 6381 bisher eingegangenen Gesuche bearbeitet. Bei manchen Kantonen hat sich aber auch etwas «Rückstau» gebildet. Sarah Weidmann, SRV-Delegierte für Härtefallhilfe im Kanton Zürich, erklärt derweil, dass im Kanton Zürich noch das eine oder andere Gesuch pendent ist. Dabei werden nur seriöse Gesuche eingereicht - es habe laut Weidmann teils auch «seltsame Anfragen» gegeben.

Unter dem Strich bleibt die Erkenntnis: Die Reisebranche scheint die Härtefallhilfe durchaus zu beanspruchen, zumal diese wirklich nötig ist. Woher die Diskrepanz zwischen den Erwartungen des Bundes und der effektiven Anzahl Gesuche herrührt, lässt sich also nicht schlüssig beantworten, scheint aber zumindest nicht an zu wenig Gesuchen aus der Reisebranche zu liegen. Wir wollen mal mittels Umfrage schauen, wo die Reisebranche liegt:

Die Umfrage dauert bis Mittwoch, 10.30 Uhr. Sollten Sie die Antwort «Nein, obwohl ich berechtigt wäre» angeklickt haben, wären wir froh um eine kurze Begründung dazu, idealerweise per Mail an redaktion@travelnews.ch. Vielen Dank fürs Mitmachen!

(JCR)