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"Die Existenz von Germania Schweiz ist überhaupt nicht gefährdet"
Hanspeter Bürgin- (Bild) Hier war das Band noch nicht zerschnitten, von links: Rolf Hancock (Manager Aviation Flughafen Zürich), Kurt Eberhard (CEO Hotelplan Suisse), Urs A. Pelizzoni (Verwaltungsrat Germania Flug AG) und Tobias Somandin (CEO Germania Flug AG).
Das dritte Germania-Flugzeug kommt
Auch am Tag nach dem Eklat rätselt und spekuliert die Branche über die Ursachen, die Hotelplan Suisse bewogen haben, bereits nach wenigen Monaten die Zusammenarbeit mit Germania Flug AG zu beenden. Auf Anfrage zeigt sich Hotelplan-Sprecherin Prisca Huguenin-dit-Lenoir zwar „erstaunt“ über die harsche Reaktion seitens Germania, verweigert darüber hinaus aber „jeglichen Kommentar“ zu den Hintergründen des Konflikts. Germania Schweiz hatte am Montag im Anschluss an eine kurze Mitteilung an die Fachmedien, die Hotelplan mit dem Titel „Neuer Flugplan für Wintersaison 2015/2016“ versah, von einem „rechtswidrigen Verhalten“ gesprochen und rechtliche Schritte angekündigt.
Germania-Verwaltungsrat Urs Pelizzoni bemühte sich am Dienstag die Wogen etwas zu glätten und Gelassenheit zu demonstrieren. Zirkulierende Gerüchte, wonach das Ende der Zusammenarbeit mit Hotelplan das Ende für Germania Schweiz bedeuten könnte, widerspricht er mit Nachdruck: „Wir sind absolut überlebensfähig und nehmen am 20. Oktober — wie geplant — den Airbus 321 als drittes Flugzeug in Betrieb.“ Das Verhalten von Hotelplan sei zwar „ärgerlich, aber keine existenzielle Bedrohung“. „Wo Türen zugehen, gehen neue Türen auf“, gibt sich Pelizzoni optimistisch. Es sei jetzt Sache der Juristen, die Fakten zu klären und festzustellen, ob die Vertragsauflösung überhaupt rechtens ist. Zu diesem Zweck hat er am Dienstag eine externe Anwaltskanzlei engagiert. Zur Sache selbst will er sich aber so wenig äussern wie Hotelplan.
Auf die Verträge gepocht
Wie Insider wissen, soll man bei Hotelplan über die im Vorjahr eingegangen Vertragskonditionen nicht mehr glücklich gewesen sein. Deshalb wollte man von Germania Zugeständnisse erreichen, sei aber aufgelaufen. Die Art und Weise, wie Germania in der Folge auf die Verträge gepocht habe, sei als arrogant und überheblich empfunden worden. Offenbar gab es aber auch Unstimmigkeiten über die Zuverlässigkeit der erbrachten Leistungen. „Hotelplan mit dem Migros-Konzern im Hintergrund muss sich seiner Sache sehr sicher sein“, sagt ein Branchenkenner, „sonst würde man nicht einen Vertrag brechen und einen Prozess riskieren.“
Dass es tatsächlich zu einer Auseinandersetzung um Millionen von Franken vor dem Zürcher Handelsgericht kommt, scheint allerdings eher unwahrscheinlich zu sein. Urs A. Pelizzoni legt im Gespräch mit Travelnews auffallend stark Wert darauf, dass die Kommunikation mit Hotelplan „professionell funktioniert“ und es „keinen Grund gibt, an der reibungslosen Abwicklung der Flüge bis Ende Oktober zu zweifeln“. Auch der Hinweis auf den Umstand, dass es sich ja um ein Zivilverfahren handelt, deutet in diese Richtung. „Das Gesetz des Handelns liegt bei uns.“
Deeskalation angesagt
In Richtung der Deeskalation geht auch das Verhalten von Hotelplan. Zum einen wollte man den Eklat möglichst tief hängen, weshalb die Pressemitteilung nur an die Fachmedien ging, zum andern bemüht sich die „für ergänzende Auskünfte“ aufgeführte Mediensprecherin, so wenig wie möglich zu sagen... Lediglich dem Vorwurf, Hotelplan habe sich im Einkauf für die Sommersaison „völlig verkalkuliert“ und wolle deshalb den Vertrag mit Germania kündigen, widerspricht sie spontan: „Das ist nicht korrekt“. Die Vertragskündigung werde gegenüber der Öffentlichkeit nicht begründet, sagt Huguenin-dit-Lenoir, „aber selbstverständlich kennen wir die Rechtslage.“
Neben Air Berlin, das als Teilcharter in die Lücke springt, ist Helvetic Airways des Financiers Martin Ebner der grosse Profiteur. Ab Oktober wird sie als Vollcharter für Hotelplan die Schweizer Kunden in die Wärme fliegen. Ob die mit Germania aufgebaute Marke HolidayJet beibehalten wird, ist noch nicht entschieden. Tobias Pogorevc als Vertreter von Helvetic Airways will den Eklat ebenfalls „nicht kommentieren“. Er bestätigt aber, dass die Anfrage von Hotelplan „recht kurzfristig war“. Dank des Airbus 319 und der neuen Embraer 190 sei man in der Lage, „ausreichend Kapazitäten anzubieten und sehr flexibel zu reagieren“. „Wir wurden uns schnell handelseinig“. Die Information, wonach die Verträge erst am Montag kurz vor dem Versand der Medienmitteilung unterschrieben wurden, will Pogorevc „weder bestätigen noch dementieren“.