Reiseanbieter

Laura Meyer bei ihrem Live-Auftritt im Rahmen der ITB Now: Für sie ist «Client Centricity» der Schlüssel zum zukünftigen Erfolg. Screenshot: JCR

«Viele Agenten arbeiten seit der Krise noch stärker mit Hotelplan»

Jean-Claude Raemy

Laura Meyer, seit Anfang 2021 CEO der Hotelplan Group, beantwortete im Rahmen der ITB Now Fragen zur Zukunft des Tourismus. Wir haben reingehört.

Seit Jahresbeginn ist Laura Meyer als CEO der Hotelplan Group tätig, wo sie die Nachfolge des langjährigen Chefs Thomas Stirnimann angetreten hat. Bislang noch kaum in der Öffentlichkeit aufgetreten, gab sie nun im Rahmen der «ITB Now» ein 15-minütiges Interview zum Thema «New Destination Trends: Perspectives from the Source Markets». Geführt wurde das Interview von Gerry Romanescu in englischer Sprache.

Auf die Frage, warum sie – dazu noch mitten in einer Pandemie – von der soliden Finanzwelt in die Reisebranche gewechselt habe, erklärt Laura Meyer: «Das werde ich tatsächlich, insbesondere von ex-Kollegen, oft gefragt. Ich finde, Reisen sind das schönste Produkt, das man verkaufen kann. Dazu gibt es, gerade wegen der aktuellen Situation, viele interessante strategische Fragen, vor allem im digitalen Bereich. Ausserdem verfolge ich hier auch eine eigene Leidenschaft.» Neu ist Meyer in der Reisebranche nicht, war sie doch schon seit September 2018 im Verwaltungsrat der Hotelplan Group und deshalb mit den dringlichen Themen längst gut vertraut. Die frühere Medien- und Banking-Managerin hat zudem selber schon an mehreren Orten der Welt gearbeitet und bringt viel internationale Erfahrung mit ein.

Sie wird auch darauf angesprochen, als «nonkonformistisch» zu gelten, und ob das der beste Weg für Frauen sei, in der Geschäftswelt «gehört zu werden». Meyer lässt sich hier aber nicht zu billigen Parolen verleiten und hält fest: «Ich habe nie so gedacht. Für mich war es immer eine bewusste Wahl, meinen eigenen Weg zu gehen.» In der Geschäftswelt gebe es immer noch zu wenige weibliche ‹Role Models›, fügt sie an.

«In Grossbritannien haben wir zuletzt eine Steigerung von 500% bei den Buchungen verzeichnet.»

Was hat Sie zu den Hotelplan-Geschäftszahlen zu sagen? «2020 war schlimm und 2021 ist auch nicht gut gestartet», so Meyer, «aber wir haben mit der Migros einen sehr starken Shareholder und konnten so auch während der Krise Investitionen tätigen. Darüber hinaus gibt es in unserem Unternehmen bei den Mitarbeitenden einen grossartigen ‹Mindset›. Wir waren im vergangenen Jahr – und sind immer noch – solid, zuverlässig, haben unsere Aufgaben bei Rückvergütungen gemacht, halfen wo wir konnten. Das zahlt sich jetzt aus: Zahlreiche Agenten arbeiten jetzt noch stärker mit uns, als dies vor der Krise der Fall war.»

Angesprochen auf ihre Prognosen hinsichtlich dem Ende der Krise holt Meyer aus: «Wir sehen Licht am Ende des Tunnels, wenn auch ein kleines Licht in einem langen Tunnel. Ich denke da etwa an den für uns sehr wichtigen Markt Grossbritannien, wo wir, seitdem dort ein Weg hin zur Öffnung des Landes definiert wurde, eine Steigerung von 500 Prozent bei den Buchungen verzeichnen konnten. Die Situation ist aber vorerst immer noch recht unstabil und es wird entscheidend sein, was im Bereich der Impfungen passiert.»

Meyer sieht es bei einem allfälligen «Reopening» – gemeint ist damit natürlich wieder eine grössere Reisetätigkeit infolge gelockerter Reiserestriktionen – als grösste Wichtigkeit an, bereit zu sein für alle Kundenbedürfnisse. Sie sieht weiterhin Nachfrage in einem klassischen Badeferiensegment, aber anerkennt auch ein gesteigertes Bewusstsein bei vielen Kunden für Themen wie Sicherheit, aber auch Nachhaltigkeit. Es gelte, über alle Kanäle hinweg alle diese Bedürfnisse optimal bedienen zu können. «Flexibilität» sei das Kernwort – wobei natürlich auch von den Trade-Partnern und in den Zielgebieten mehr Flexibilität erforderlich sein werde. Insofern lässt sich Meyer auch nicht auf pauschale Aussagen hinaus, als sie gefragt wird, ob es ein grosses Comeback der Reisebüros geben werde: «Gewiss hat der Beratungsbedarf wieder zugenommen. Aktuell beraten wir viel im Videoconferencing, teils wird es sicher wieder mehr im Reisebüro per se der Fall sein. Der Kanal, worüber gebucht wird, ist für uns aber letztlich nicht entscheidend: Der Kunde bestimmt hier und wir müssen für alles bereit sein. Es geht also um ‹Client Centricity›, und nicht das, was wir als Unternehmen lieber sähen.»

Fazit

Laura Meyer kommt im Interview sympathisch und authentisch rüber, und trotz gelegentlicher seichter Austausche mit Interviewer Gerry Romanescu auch als seriös und wohl überlegt, mit kohärenten Antworten. Mehr durfte man wohl von den 15 Minuten am Ende eines langen ITB-Tages nicht erwarten. Und das Interview hat auf jeden Fall Lust gemacht, mehr von der neuen Hotelplan-Chefin zu hören.

Schweizer Treffen über die Plattform der ITB Berlin: Laura Meyer mit dem Interviewer Gerry Romanescu. Screenshot: JCR