Reiseanbieter

Niklas Zeller startete 2016 mit Viselio als Visa-Abwickler. Mittlerweile bietet die Firma auch umfangreiche Testmöglichkeiten für Reisende an. Bild: HO

«Schnelltests bringen für Reisende einige Vorteile»

Niklas Zeller, CEO von Viselio, äussert sich zum Bundesratsentscheid, auch Antigentests zuzulassen – weiter erklärt er die Testmöglichkeiten bei Viselio und sagt, dass der Papierkram für Reisende zugenommen hat.

Herr Zeller, der Bundesrat hat entschieden, nicht nur PCR-Tests sondern auch Antigenschnelltests als Testnachweis für die Einreise zuzulassen. Welche Vereinfachung bedeutet dies für Ferienreisende?

Niklas Zeller: Schnelltests bringen für Reisende einige Vorteile, denn diese benötigen keine Labor-Unterstützung, das Ergebnis steht in den meisten Fällen bereits nach 15 bis 20 Minuten fest. Einen Befund von einem Arzt, Labor oder einer anderen autorisierten Institution wird es aber weiterhin brauchen. Der grösste Vorteil aber dürfte der deutlich günstigere Preis sein, denn Antigen-Schnelltests kosten häufig einen Bruchteil von einem PCR-Test. Das Reisen dürfte so wieder etwas günstiger werden.

Wie steht es um Antigentests bei Viselio?

Wir haben im vergangenen Monat das perfekte Produkt für Reisende lanciert, den Antigentest für zu Hause, verbunden mit einer Telemedizin-Session. Das Material dazu könnte man aus der Schweiz mit in die Ferien nehmen. Nur leider lässt die Medizinprodukteverordnung die Abgabe von Testmaterial an Privatpersonen nur in Ausnahmefällen zu. Wir haben eine solche Ausnahme beantragt, warten nun aber seit Wochen auf ein Feedback aus Bern – echt frustrierend für uns.

Was sagen Sie zu den weiteren Entscheidungen des Bundesrats?

Eine weitere spannende Anpassung von gestern versteckt sich im Artikel 9a, Abschnit C der Verordnung. Demnach sind Personen, die das Schweizer Bürgerrecht oder einen von der Schweiz ausgestellten Aufenthaltstitel besitzen und keine Möglichkeit haben, sich innert nützlicher Frist oder mit vernünftigem Aufwand auf Sars-CoV-2 testen zu lassen von einem Test ausgenommen und dürfen befördert werden. Die fehlende Möglichkeit muss mit einer Selbstdeklaration bestätigt werden. Wie diese auszusehen hat und ob der Test bei der Ankunft in der Schweiz nachgeholt werden muss, ist noch unklar.

«Ab Sommer hat das Testvolumen konstant angezogen.»

Viselio bietet für Reisende seit längerem PCR-Tests an? Wie erfolgen diese genau?

Schon im Mai 2020 sind wir mit einem Angebot gestartet. Wir bieten über ein Netzwerk von Partnern sowohl Tests in einem von 11 Partnerlabors in allen Landesteilen, sowie Selbstentnahmekits für zu Hause an. Beim Selbstentnahme-Kit, das übrigens über 90 Prozent unserer Verkäufe ausmacht, werden zuerst die Daten über unsere Plattform elektronisch vorerfasst, anschliessend wird das Kit versandt. Der Kunde entnimmt anschliessend seine Probe selbst. Neu handelt es sich dabei nicht mehr um einen Nasen-Rachenabstrich, sondern um einen Spucktest. Nachdem der Entnahmezeitpunkt notiert wurde, sendet der Reisende die Probe direkt mit einem vorfrankierten Umschlag an unser Partnerlabor ein. Das Ergebnis trifft anschliessend in maximal 24 Stunden in englischer Sprache ein. Über unsere Plattform sind aber ebenfalls Termine direkt bei unseren Partnerlabors buchbar. Hauptvorteil bei einem Termin im Labor ist der Transportweg der Post. Viele unserer Kunden misstrauen dem Postweg etwas, wir sind jedoch durchaus glücklich mit der Performance der Post, es konnte noch nie jemand auf Grund einer Postverspätung nicht verreisen.

Wie hat sich das Testvolumen via Viselio jüngst entwickelt? Verfügen Sie über genügend Tests und Laborkapazitäten?

Als wir im Mai unser Angebot lanciert hatten, waren wir der Zeit etwas voraus. Viele Reisende gab es noch nicht und wenige Destinationen verlangten einen PCR-Test für Reisende. Ab Sommer hat das Volumen konstant angezogen und wir hatten Ende Dezember einen klaren Peak. Seit Anfang des Jahres verbleibt das Volumen auf hohem Niveau, wir spüren aber auch deutlich, dass weniger geflogen wird.

Was macht es Reisenden besonders leicht, den Test via Viselio abzuwickeln?

Wir bieten garantierte Umlaufzeiten, was gerade bei Ländern mit einer 48-Stunden-Regel wichtig ist, wir stellen einen international anerkannten Befund auf Englisch aus, mit allem was draufzustehen hat. Wir beraten unsere Kunden kompetent zu den gültigen Einreisebedinungen über Telefon, Chat und Email – wir erreichen auf der Bewertungsplattform Trustpilot 4,8 von 5 Sternen. Dazu kommen mit dem Spucktest für zu Hause natürlich zwei weitere unschlagbare Argumente dazu für den Test nicht den Hausarzt oder ein kantonales Testzentrum zu bemühen.

«Der PCR-Test wird wohl noch einige Zeit ein Reisebegleiter und Reisehemmer bleiben.»

Zahlreiche Reisebüros arbeiten mit Ihnen zusammen – wie erfolgt hier der Testablauf?

Es gibt verschiedene Modelle der Zusammenarbeit, gewisse Reisebüros verweisen den Kunden an uns, andere haben die Kits direkt in der Filiale vorrätig und geben diese an die Reisenden ab. Der PCR-Test wird wohl noch einige Zeit ein Reisebegleiter und Reisehemmer bleiben. Daher sollten es Reisebüros und Reiseveranstalter ihren Kunden so einfach wie nur möglich machen an einen Test zu kommen.

Was sagen Sie zu den Testmöglichkeiten am Flughafen?

Zuerst einmal ist es absolut positiv, dass es nach fast einem Jahr Pandemie ein entsprechendes Angebot am Flughafen Zürich gibt. Im Vergleich zu anderen Ländern hat das wirklich lange gedauert. Das PCR-Angebot ist sicher der Rolls-Royce unter den Test-Angeboten, mit langen Öffnungszeiten, einem Angebot am Sonntag und kurzer Umlaufzeiten. Das schlägt sich auch im Preis nieder. Es gibt auf jeden Fall einen Markt für dieses Angebot, für die grosse Mehrheit der Reisenden macht es aber wenig Sinn 5 Stunden vor Check-In oder am Tag zuvor an den Flughafen zu kommen. Für diese Reisenden und vorallem auch für die ganz grosse Masse an Reisenden, die wir hoffentlich auf den Sommer hin erwarten können, müssen Alternativen zu Verfügung stehen.

Wie verfolgen Sie die stetig ändernde BAG-Risikoländerliste? Was solle das BAG anders handhaben?

Ich glaube wir sind alle froh, dass diese Liste nun deutlich früher publiziert wird und wenigstens etwas Planungssicherheit bietet. Uns als Viselio betrifft diese Liste nur sehr bedingt, wir merken ausschliesslich anhand der Buchungszahlen, sobald ein neues Land auf oder weg von der Liste kommt.

Alle Schweizer müssen seit dem 8. Februar vor der Flug-Rückreise in die Schweiz einen PCR-Test absolvieren – oder neu einen Antigentest. Können Sie Reisenden auch vor Ort an den Ferienzielen zur Seite stehen?

Viselio verfügt über PCR-Angebote in Österreich, Grossbritannien, Schweden und Holland, diese Testmöglichkeiten sind ebenfalls über unsere Homepage buchbar. Wir unterstützen Reisebüros mit einer Datenbank an PCR-Testmöglichkeiten im Ausland. Diese kann über unsere Website abgerufen werden. Weiterhin prüfen wir unser eigenes Angebot an geeigneten Standorten im Ausland zu vergrössern.

«Es ist noch nicht nachgewiesen, dass Geimpfte das Virus nicht übertragen können.»

Wie verfolgen Sie das Impfgeschehen? Wie wichtig werden Corona-Tests noch sein, sollte bis im Sommer oder Herbst der Grossteil der Bevölkerung geimpft sein?

Im Moment öffnen diverse Staaten die Grenzen für Geimpfte, was viele auch müssen als Teil einer Öffnungs- / Lockerungsstrategie. Das hat im Moment wohl vorallem wirtschaftliche und politische Gründe, denn noch ist nicht nachgewiesen, dass Geimpfte das Virus nicht übertragen können. Gleichzeitig hinken viele, vorallem ärmere Länder wohl noch länger mit den Impfungen den reicheren Staaten hinterher. Testen wird daher noch länger von Bedeutung sein, gerade auch mit den zahlreichen Mutationen.

Viselio hat ursprünglich als Visa-Start-Up losgelegt. Was für Entwicklungen sehen Sie an der Visa-Front?

Genau, Viselio ist 2016 mit Visa gestartet. Mittlerweile bieten wir viel mehr, als nur Visa die in den Pass geklebt werden. Unser Ziel ist es, alle Papiere, die der Reisende für seine Reise benötigt, aus einer Hand anzubieten. Mit der Pandemie hat sich der Papierkram für alle vervielfacht, waren doch Visa bis vor einem Jahr noch eher exotisch und nur für wenige Länder notwendig, so braucht man für fast alle Destinationen heute irgendein Papier, eine Registrierung, eine Bestätigung, ein Einreiseformular oder Ähnliches. Wir gehen davon aus, dass ganz Vieles davon nicht so schnell wieder verschwinden wird und auch auf kurzen Strecken ein Muss bleiben wird. Wir haben in den vergangenen Monaten daher diverse dieser Papiere automatisiert und können unseren Kunden heute Visum, Einreiseformulare, Covid-Tests und die aktuellsten Einreisebestimmungen aus einer Hand bieten. Mit unserer Lösung lässt sich das sogar ganz einfach via GDS oder OBE automatisieren.

(GWA)