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Tobias Pogorevc (Helvetic Airways), Silvia Schembri (Universal Reisen) und Dieter Zümpel (DER Touristik Suisse) sprachen im Mayday-Branchencall Klartext. Bild: TN

Wie wird denn nun das Reisejahr 2021?

Tobias Pogorevc (Helvetic Airways), Silvia Schembri (Universal Reisen) und Dieter Zümpel (DER Touristik Suisse) geben Einblick in den aktuellen Geschäftsstand und schauen auf die nächsten Monate.

Gestern organisierte die Branchenhilfsorganisation Aktion Mayday einen weiteren Branchencall – diesmal mit der Frage: Wie wird das Reisejahr 2021? Tobias Pogorevc (CEO Helvetic Airways), Silvia Schembri (Managing Director Universal Reisen) und Dieter Zümpel (CEO DER Touristik Suisse) sassen auf dem virtuellen Zoom-Podium vor über 90 Zuhörern und sprachen offen über die schwierige Situation, nachdem der Bundesrat im Januar die Einreisemassnahmen nochmals verschärft hat.

Bei DER Touristik Suisse werden derzeit kleinere Brötchen gebacken, als noch im Dezember vorgesehen: «Bis Ende Jahr hofften wir noch auf einen 21er-Umsatz von 50 bis 65 Prozent gemessen an den 2019er-Zahlen, weil wir den Nachholbedarf bei den Kunden ja sehen. Mittlerweile sind 50 Prozent nicht mehr das pessimistische, sondern das optimistische Szenario», sagt Dieter Zümpel. Mit dem Osterngeschäft werde es wohl nichts, nun lägen die Hoffnungen auf Mai und den Pfingsten. «Die Nachfrage, die wir haben ist extrem kurzfristig, Kunden fragen nach flexiblen Buchungsmöglichkeiten, wir stellen ein extremes Sicherheitsbeürfnis fest.» Und es falle den Reiseberatern zunehmend schwer, den Kunden stets die neue Situation zu erklären, was es nun mit PCR- oder Schnelltests und Quarantäneauflagen auf sich habe und für welche Zielgebiete, was nun gelte.

Gleichwohl spricht Dieter Zümpel von einigen Lichtblicken: Die Malediven laufe ganz gut, Dubai auch, dann die erdgebundenen Reisen mit Railtour, hochwertige Cruise-Buchungen bereits für 2022 sowie Kontiki-Buchungen dank treuer Stammkundschaft.

Aus der Warte des Mallorca-Spezialisten Universal Reisen sagt Silvia Schembri: «Im Dezember freuten wir uns noch über die vielen Vorreservationen. Mitte Januar mit den neuen Einreisebestimmungen stoppten die Buchungen aber abrupt. Da war klar: im März läuft noch nichts. Nun öffnen wir die Hotels gestaffelt.»

Auch Universal habe auf 50 Prozent des 2019er-Umsatzes gehofft, derzeit lägen aber erst 20 Prozent in den Büchern, darunter sind auch die Umbuchungen aus dem Vorjahr. Die Hoffnung hat Silvia Schembri aber noch nicht aufgegeben: «Die Buchungen können auch kurzfristig noch anziehen. Mallorca liegt nahe, man verbringt nur kurze Zeit im Flieger – und wir rechnen mit einem grossen Nachholbedarf. Und die Kunden wissen, dass sie bei uns gut aufgehoben sind.» Wichtig für Universal sei zudem, dass Mallorca nicht einfach in den Spanien-Topf geworfen werde, die Zahlen auf der Balearen-Insel seien tiefer als auf dem Festland und stark sinkend.

«Die grosse Leisure-Nachfrage kommt erst im Juni, wenn nicht erst auf die Sommerferien hin.»

Airliner Tobias Pogorevc spricht von drei Standbeinen bei Helvetic Airways, die sich alle unterschiedlich entwickeln. Der ethnische Flugverkehr, visit friends and relatives, sei recht stabil: «Die grösste Diaspora, der Kosovo, hat keine Reiseeinschränkungen. Hier erfolgen ab Zürich und Basel weiterhin 10 bis 15 Flüge pro Woche.» Hier sei die Nachfrage ungebrochen. Hingegen bei den Flügen im Auftrag für die Swiss sei die Produktion im Moment nicht hoch.

Und zum dritten Standbein, dem Bereich Charter, sagt Pogorevc: «Bei den Spezialchartern für Gruppen von 40 bis 50 Personen haben wir weiterhin eine relativ starke Nachfrage. Beim restlichen Charter- und Linienbereich, der auf den Leisure-Kunden abzielt, liegt die Nachfrage praktisch bei Null.»

Er habe auf einen Restart per Mitte Mai gehofft mit all den Feiertagen. Mittlerweile sei er pessimistisch, es werde weiter hinausgeschoben, weil die verschiedenen Reiserestriktionen wohl aufrecht erhalten bleiben. «Die grosse Leisure-Nachfrage kommt erst im Juni, wenn nicht erst auf die Sommerferien hin. Und wenn es dann richtig anzieht, dann könnten wir auf die von Dieter Zümpel erwähnten 50 Prozent kommen.»

Bei der Aufschaltung des Flugplans zeigt sich Helvetic Airways derzeit noch zurückhaltend. «Die Veranstalter drängen auf den konkreten Flugplan, sie möchten die Produkte verkaufen. Doch wir wissen noch gar nicht, wann wir fliegen. Nun gibt es Airlines, die schalten die Flüge schon auf. Aber ich gehe davon aus, dass da noch ganz viel gecancelt wird. Ich gehe jedenfalls von einer enormen Kurzfristigkeit aus und damit einher auch von einer Preisschlacht.»

Auf die konkrete Planung angesprochen, verweist Tobias Pogorevc auf das Beispiel Griechenland: «Heute sind im Markt bereits Aegean, Chair, Condor, Edelweiss und Swiss buchbar. Aus der heutigen Sicht zeigt sich eine riesige Überkapazität und ein ungesunder Preiskampf – wieso sollen wir nun Griechenland aufschalten?». Helvetic warte vorerst noch ab und plane bereits auch wieder Pop-up-Flüge. Doch zum aktuellen Zeitpunkt Griechenland-Flüge aufzuschalten, sei auch nicht ehrlich gegenüber dem Endkunden.

(GWA)