Reiseanbieter

Hat klare Vorstellungen vom künftigen Reisevertrieb: Marek Andryszak, CEO von TUI Deutschland. Bild: TUI

Marek Andryszak und seine Vorbehalte gegen das alte Geschäftsmodell

Der TUI-Deutschland-Chef unterstreicht den Digitalisierungskurs. Reisebüros will er aber nicht loswerden.

In der jüngsten Ausgabe des Podcasts «Hin & Weg» unterstreicht TUI-Deutschland-Chef Marek Andryszak, dass er künftig die Digitalisierungschancen noch stärker nutzen will: «Wenn wir uns dem Online-Kanal nicht widmen, diesen Kundenwunsch nicht erfüllen, werden wir alle kollabieren. Daran können auch Reisebüros kein Interesse haben». In wenigen Jahren werde ein Grossteil der Kunden standardisierte Packages nach Mallorca, Antalya oder Fuerteventurea nur noch online buchen.

Das traditionelle Veranstaltergeschäft sei alles andere als Online-affin. «Ich habe Vorbehalte gegen das alte Geschäftsmodelll, weil es nicht zukunftsfähig ist», sagt er. TUI müsse im Modular- und Online-Geschäft stärker werden. «Ich weiss, dies ist eine sehr emotionale Diskussion, ob sich Veranstalter noch stärker auf das Web und den Vertrieb über Websites konzentrieren sollen. Wenn wir es aber nicht tun, werden wir schwächer und noch stärker von Portalen bedrängt». Dies sei nicht im Sinn der Reisebüros.

Mittlerweile generiere TUI einen Umsatz von 30 Prozent über die eigenen Webseiten und dies sei richtig und gut. Und die Digitalisierung helfe den Reisebüros, dass man insgesamt stärker werde. «Die Digitalisierung ist nicht nur der Arm, mit dem wir über die Websites verkaufen, sondern auch jener, mit dem wir über Omnichannel den Traffic auch den Reisebüros zur Verfügung stellen. Dafür entwickeln wir die Technologie und leben diese zum Teil schon mit den eigenen Filialen, versuchen mit Franchise-Partner hier vorwärts zu laufen und nach und nach auch mit dem gesamten Agenturvertrieb in diesem Bereich enger zusammenzuarbeiten». Zudem sagt Andryszak: «Wir müssen in der Reisebranche aufhören damit, dass jede Veränderung, die platziert wird, gleich kaputt kritisiert wird.»

Am Ende des aufschlussreichen Talks mit «Hin & Weg» räumt TUI-Deuschland-Chef Marek Andryszak ein: «Ich war noch nie in einem Robinson Club». Viel lieber sei er in der Freizeit ganz alleine unterwegs, auf dem Fahrrad in der Natur, weg von den Menschen.

Kunststück, schliesslich ist er Chef von 10'000 Leuten, schätzt eine lebendigte Streitkultur, lässt sein Smartphone im Alltag nie aus der Hand, erlebt derzeit grosse Herausforderungen und ist dran, die Digitalisierung in Europas grösstem Touristikkonzern entscheidend voranzutreiben. Da lockt wohl eher die Erholung im Wald als der Rummel im Ferienclub.

(GWA)