Reiseanbieter

Die Hotelplan Gruppe erlebte das schlechteste Geschäftsjahr aller Zeiten. Bild: JCR

Der dramatische Umsatzzerfall bei der Hotelplan Gruppe

Die Hotelplan Gruppe blickt auf das schlechteste Jahr aller Zeiten zurück. Um 57 Prozent brach der Umsatz ein. So haben die einzelnen Geschäftseinheiten abgeschlossen.

Eigentlich standen die Zeichen zu Beginn des Geschäftsjahres im November 2019 gut. Doch nach vier Monaten – im März 2020 – traf die Corona-Krise die Hotelplan Gruppe wie die gesamte Reiseindustrie mit voller Wucht. Der Beinahe-Stillstand der Reisetätigkeit riss ein tiefes Loch in die Kasse des Reisekonzerns. Mit dem Einbruch des Umsatzes um 57,7 Prozent auf noch 808,9 Millionen Franken (Vorjahr 1396,5 Millionen) resultierte das schlechteste Geschäftsergebnis in der Geschichte, wie das Unternehmen mitteilt.

Grosse Herausforderungen im Geschäftsjahr 2019/2020 waren die zehntausenden Rückreisen, welche zu Beginn der Krise organisiert werden mussten. Darüber hinaus hielten Flugumbuchungen und Reisestornierungen den Konzern auf Trab. Der Migros-Genossenschafts-Bund stellte in dieser herausfordernden Zeit genügend Liquidität zur Verfügung, sodass die Kundengelder schnellstmöglich rückerstattet werden konnten.

Detaillierte Zahlen der Geschäftseinheiten

Der Schweizer Reiseveranstalter Hotelplan Suisse wurde hart von der Krise getroffen. Bereits Ende Juni teilte das Unternehmen 170 Entlassungen sowie 12 Filial-Schliessungen mit. Um den Auswirkungen entgegenzuwirken, hat der Veranstalter das Schweiz-Portfolio ausgebaut. Der Umsatzverlust konnte dadurch jedoch bei weitem nicht kompensiert werden und es resultierte ein verrechneter Umsatz von 211,9 Mio. Schweizer Franken (Vorjahr: 572,9 Mio.).

Bei Hotelplan UK haben gleich zwei Ereignisse das vergangene Geschäftsjahr geprägt: Die Corona-Krise und der Brexit. Der verrechnete Umsatz sank bei Hotelplan UK auf umgerechnet 140,3 Mio. Schweizer Franken im Vergleich zu 288 Mio. Franken im Vorjahr.

Die Wintersaison ist für den Ferienwohnungs-Vermittler Interhome Group gut angelaufen. Durch die Pandemie wurde jedoch der Beginn des Sommergeschäfts stark in Mitleidschaft gezogen. Durch Lockerungen von Seiten der Regierung waren über die Sommermonate Reisen in der Schweiz jedoch weitgehend möglich - und dies sorgte für eine Steigerung der Nachfrage für Reisen im Heimatland. Der Umsatz lag im Geschäftsjahr 2019/2020 bei 236,7 Millionen Franken. Im letzten Jahr betrug dieser 341,5 Millionen Franken.

Einen drastischen Umsatzrückgang verzeichneten die beiden Geschäftsreisenbieter bta first travel und Finass Reisen. Einige Grossaufträge wurden in das nächste Jahr umgebucht. bta first travel schliesst das vergangene Jahr mit einem verrechneten Umsatz von 45,5 Mio. Franken (Vorjahr: 127,3 Mio.) ab. Der verrechnete Umsatz bei Finass Reisen lag zum Ende des Geschäftsjahres bei 16,8 Mio. Franken (Vorjahr: 43,5 Mio. Franken).

Für Vtours war es das erste Geschäftsjahr innerhalb der Hotelplan Gruppe. Der OnlineReiseveranstalter verzeichnete einen verrechneten Umsatz von umgerechnet 150 Millionen Franken. Im Vorjahr betrug dieser noch umgerechnet 499,5 Mio. Franken (nicht in Konsolidierung enthalten). Auch Bedfinder hat unter der Krise gelitten, konnte aber auch neue Partner für das B2B Touroperator-Business gewinnen. Bedfinder schliesst das Geschäftsjahr mit einem verrechneten Umsatz von 9,1 Mio. Franken ab (Vorjahr: 13,2 Mio. Franken).

Blick in die Zukunft

Trotz trübem Geschäftsjahr hat die Hotelplan Gruppe in die Zukunft investiert: Die Spezialistenmarke Travelhouse aus dem Hause Hotelplan Suisse hat drei komplett neue Broschüren mit themenbasierten Europa-Reisen lanciert. Bta first travel und Finass Reisen konnten mit diversen Tools weitere Mehrwerte für ihre Kunden schaffen. Ein neuer Angebotstyp bietet Vtours-Kunden in Zukunft noch mehr Sicherheit sowie Flexibilität und Bedfinder hat sein Portfolio mit Bahn-Pauschalreisen ergänzt. Gruppenübergreifend wurde durch die Konzernleitung ein neues, mehrjähriges IT-Projekt beschlossen. Dieses hat zum Ziel, die System- und Prozesslandschaft der verschiedenen Einheiten der Hotelplan Gruppe noch schneller zu harmonisieren und so die Basis für weitere Synergien zu legen.

Von einer Prognose für das laufende Geschäftsjahr (1. November 2020 bis 31. Oktober 2021), sieht die Gruppe ab. Die Entwicklung sei abhängig von den Impfstrategien und Reisebedingungen weltweit. Sobald Reisen nicht nur im Heimatland, sondern auch ins Ausland wieder vermehrt möglich ist, rechnet die gesamte Hotelplan Gruppe mit einer Steigerung der Geschäftstätigkeit.

Im Jahresbericht meldet sich Laura Meyer, neue CEO der Hotelplan Group, erstmals zu Wort und sagt beim Blick in die Zukunft: «Wir haben die vergangenen Monate auch genutzt, um uns für die Zukunft zu rüsten. So haben wir Prozesse und Zuständigkeiten vereinfacht, in den Ausbau unserer Technologien investiert und unsere Organisation noch kundennaher aufgestellt. Wir sind bereit, wieder das zu machen, was wir am liebsten tun und am besten können: Reiseträume erfüllen. Die Reiselust und das Fernweh werden grösser sein denn je. Wir können es kaum erwarten, bis es wieder richtig los geht und freuen uns darauf.»

(NWI)