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Wer mit dem Flugzeug in die Schweiz reist, ob aus einem Risiko- oder Nichtrisiko-Land, muss vor Flugantritt einen negativen PCR-Test vorlegen. Bild: Adobe Stock

«Für uns ist die Entscheidung des Bundesrates nicht nachvollziehbar»

Dass ab dem 8. Februar 2021 jeder Flugpassagier, der in die Schweiz einreist, einen negativen PCR-Test vorweisen muss, sorgt in der Reisebranche für Kopfschütteln. Das sind die Reaktionen.

Am Wochenende forderten die Schweizer Parteipräsidenten, dass bei jeglicher Einreise in die Schweiz eine Test und eine Quarantäne erforderlich ist. Gestern hat nun der Bundesrat neue Bestimmung erlassen – in leicht abgeschwächter Form: Rückreisende aus Risikoländern müssen ab dem 8. Februar 2021 einen negativen PCR-Test vorweisen und in eine zehntägige Quarantäne. Nach sieben Tagen kann man sich neuerdings freitesten.

Doch der gestrige Hammer für die Reisebranche: Wer aus einem Nicht-Risikoland mit dem Flugzeug einreist, untersteht ebenfalls der PCR-Testpflicht, wenn auch nicht der Quarantänepflicht. Das Boarding wird nur mit negativem PCR-Tests gewährt; bei einem positiven Test droht die Quarantäne vor Ort.

Damit erhält die dümpelnde Schweizer Reisebranche, die noch sporadische Buchungen etwa Richtung Malediven, Tansania, Dominikanische Republik oder Costa Rica verzeichnet, einen weiteren Nackenschlag. Denn nun müssen sich alle Flugreisenden am Ferienort 72 Stunden vor Abflug um einen PCR-Test kümmern. Wir haben zahlreiche Reaktionen aus der Schweizer Reisebranch eingeholt.

«Was ist da der Unterschied zu Reisenden im Zug oder im Auto?»

«Wir verstehen den Wunsch nach mehr Testen», sagt Raffaela Stelzer, Mediensprecherin des Flughafens Zürich. «Für uns ist jedoch die Entscheidung des Bundesrates nicht nachvollziehbar, dass sich im Flugverkehr alle Einreisende – auch solche aus Nicht-Risikogebieten – testen lassen müssen, bei der Einreise auf dem Landweg jedoch nicht.» Grundsätzlich unterstütze der Flughafen Zürich alle Massnahmen, die das sichere Reisen weiterhin ermöglichen. «Sobald sich die medizinische Lage verbessert, muss mit negativem Test oder Impfung Reisen ohne Reisebeschränkung oder Quarantäne wieder möglich sein».

Kopfschütteln ist auch bei Hotelplan Suisse auszumachen. Die stellvertretende Hotelplan-Suisse-Sprecherin Tanja Pöll sagt: «Für uns ist es rational schwer zu verstehen, dass sich die Massnahme für die Einreise aus Nicht-Risikoländer auf Flugreisende bezieht. Was ist da der Unterschied zu Reisenden im Zug oder im Auto?» Auf mögliche Auswirkungen angesprochen, sagt Tanja Pöll: «Dies wird sich zweifellos negativ auf das Buchungsverhalten auswirken. Für uns heisst dies nun, dass wir unsere Kunden vor Ort noch stärker unterstützen und ihnen dabei helfen, den nötigen Test zu machen». Aber sie räumt auch ein, dass in den nächsten Tagen verhältnismässig nur wenige Kunden vor einer Abreise ins Ausland stehen.

Noch ungewiss scheinen die Auswirkungen bei der Swiss. Sprecher Marco Lipp sagt: «Die neuen Bestimmungen werden Auswirkungen auf unser Passagiergeschäft haben. In welchem Ausmass, können wir noch nicht abschätzen, hierzu müssen wir die neue Verordnung zunächst eingehend prüfen und entsprechende Massnahmen daraus ableiten.»

Markus Flick, Sprecher bei DER Touristik Suisse, beurteilt die neue Situation so: «Die Reisebranche hat sich ja schon seit Längerem dafür ausgesprochen, dass die Einreise mit einem negativen PCR-Test ohne Quarantäne erfolgen muss. Insofern begrüssen wir, dass dank Tests das quarantänefreie Reisen wenigstens teilweise möglich bleibt und sind erleichtert, dass der Vorschlag der Parteipräsidenten mit der zusätzlichen Quarantänepflicht auch für Einreisende aus Nichtrisiko-Ländern nicht umgesetzt wurde.»

«Diverse Länder, etwa die Malediven, haben schon eine gute Test-Infrastruktur aufgebaut.»

Alle drei grossen Schweizer Reiseveranstalter und ihre Reisebüros unterstützen nun die Kunden verstärkt, sich im Vorfeld und während der Reise testen zu lassen. «Für die Hinreise vermitteln wir in unseren Kuoni-Filialen die nötigen Test-Kits», sagt Markus Flick. «Für die Rückreise setzen wir auf unsere Agenturen vor Ort, die unsere Kunden beim Testen unterstützen werden. Diverse Länder, etwa die Malediven, haben schon eine gute Test-Infrastruktur aufgebaut».

«Kunden, die bei TUI buchen, erhalten bei Bedarf einen zuhause anwendbaren Corona-Test», sagt Milica Vujcic, TUI-Suisse-Sprecherin. «Für die Tests am Ferienort klären wir derzeit die Situation mit allen Destinationen noch ab, so dass unsere Kunden leicht an die Testmöglichkeiten gelangen. Auf den Malediven klappt das schon gut. Dort sind ja auch Tests nötig, um von Insel zu Insel gelangen. Die einzelnen Resorts sind diesbezüglich gut ausgerüstet.»

«Es kommen ohnehin praktisch keine Gäste in die Schweiz.»

Wie sich für das Reiseland Schweiz die neue Situation präsentiert, sagt Markus Berger, Kommunikationsleiter bei Schweiz Tourismus: «Auch in vielen anderen Ländern sind Tests vorgeschrieben und viele Airlines sehen solche vor. Reisende sind sich Tests mittlerweile gewohnt. Insofern ist die neue Massnahme kein Nachteil für die Schweiz, sondern reiht uns ein mit anderen Ländern und ähnlichen Sicherheitsmassnahmen.» Deswegen würde die Massnahme auch auf Akzeptanz stossen.

Und zu möglichen Auswirkungen befragt, sagt Markus Berger: «Keine, leider, weil derzeit praktisch ohnehin keine Gäste in die Schweiz kommen. Ob nun noch dieser PCR-Testzwang obendrauf kommt, wird keinen Unterschied mehr machen. Welche Länder haben denn die Schweiz nicht auf einer Quarantäneliste? In Europa ist dies einzig noch Polen.» Aktuell sei das Gästevolumen in der Schweiz brutal runtergedrückt.

(GWA)