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Max E. Katz wird im Herbst das SRV-Präsidium nach 9 Jahren abgeben - es sei Zeit für andere Leute und Ideen. Bild: JCR

Der SRV sucht einen neuen Präsidenten

Max E. Katz hat angekündigt, auf die GV 2021 im November hin nicht mehr für das Amt zur Verfügung zu stehen. Diese Information wurde im Rahmen der ersten SRV-Vorstandssitzung des Jahres bekannt. Dabei wurden auch über Härtefallhilfen, Erwerbsersatz und die eigene Neuorganisation debattiert.

Am 21. Januar tagte der Vorstand des Schweizer Reise-Verbands (SRV) erstmals in diesem Jahr, natürlich in der neuen Vollbesetzung. Dabei gab es nebst den üblichen Geschäften die Bestätigung einer Info, welche bereits 2019 in einem Travelnews-Interview durchgesickert war: Max E. Katz (65), seit November 2012 und somit bald neun Jahren Präsident des SRV, kündigte an, dass er nach Ablauf seiner dritten Amtsperiode sich an der Generalversammlung 2021 nicht mehr für eine weitere Amtsperiode zur Verfügung stellen wird.

Max E. Katz sagt auf Nachfrage von Travelnews: «Ich will kein Sesselhocker sein und finde, es ist an der Zeit, dass andere Leute neue Ideen einbringen. Mein Abgangs-Entscheid hat nichts mit einem ras-le-bol oder auch mit der Corona-Situation zu tun. Es stand seit längerem im Raum und passt nun auch ideal dazu, dass ja eine Arbeitsgruppe sich um die Neuausrichtung des SRV kümmert. Ich versichere Ihnen aber, dass ich bis zur GV 2021 weiterhin mit vollem Elan meinen SRV-Aufgaben nachkommen werde.» Katz lässt zudem durchblicken, dass er sich im Rahmen der Vorstandssitzung für eine «Dienstalters-Guillotine» eingesetzt hat, weil es seiner Meinung nach immer mal wieder frisches Blut in Vorständen brauche.

Das war schon bei Kuoni so: Max E. Katz war von 1995 bis Ende 2010 Ende als Chief Financial Officer bei Kuoni; nach 15 Jahren hatte er - der nach der Uni zunächst im Konsumgüterbereich bei Unilever, Mars, Jacobs-Suchard und Hürlimann Karriere gemacht hatte - genug und richtete sich auf eine Tätigkeit als Vollzeit-Verwaltungsrat und Investor ein. Katz bleibt dem Tourismus somit übrigens auch verbunden: Über seine Engagements als VR, Inhaber oder Teilhaber bei Firmen wie Nezasa, Caribbean Tours, Best of Switzerland Tours oder indirekt auch der AXA Versicherungen. «Mein Herz bleibt im Tourismus», so Katz.

Die Suche nach einer Nachfolge im SRV-Präsidium wird nun durch eine Findungskommission umgehend in Angriff genommen. Dieser gehören Katz selber, SRV-Vizepräsident Stéphane Jayet sowie das SRV-Vorstandsmitglied Roger Geissberger an. Für die Kandidatensuche soll es eine eigene Liste von Kandidaten geben, daneben werden natürlich auch Gesuche (freie Kandidaturen) entgegengenommen; parallel dazu soll das Anforderungsprofil nochmals geschärft werden, so Katz.

Grosse Enttäuschung über die Härtefallhilfen

Ein weiterer wichtiger Diskussionspunkt der Vorstandssitzung waren die Härtefallhilfen - oder eher die extrem komplizierten, teils komplett ausbleibenden Härtefallhilfen. Der SRV-Vorstand zeigte sich darüber enttäuscht, dass in den meisten Kantonen immer noch keine Härtefallgelder geflossen sind, obwohl die Reisebranche seit dem Herbst 2020 vom Parlament als eine Härtefallbranche deklariert ist und dies im Gesetz verankert wurde.

Der SRV teilt weiter mit: «Es zeichnen sich zudem bereits diverse systemische Fehler in der Beurteilung der Kantone ab. Reisebüros, die in den vergangenen Jahren seriös gearbeitet und die Liquidität in der Firma belassen haben, sollen nicht unterstützt werden, da auf Grund der Reserven keine unmittelbare Geschäftsaufgabe bevorsteht. Dies entbehrt jeder Logik und steht diametral zur Meinung des Bundes, der explizit wollte, dass nur gesunde Unternehmen unterstützt werden und keine Strukturerhaltung betrieben wird. Wir werden zusammen mit den kantonalen Taskforces nicht nur auf diesen Punkt hinweisen, sondern auch auf den Fakt, dass die Kundengelder, die die Unternehmen aus annullierten Dossiers treuhänderisch bei sich verwalten, nicht zur Liquidität gezählt werden dürfen, genau so wenig wie die Covid19-Kredite.» Der SRV plant, diesbezüglich auch stärker an die Öffentlichkeit zu gehen, via Presse.

Aktuell herrscht bei den Reisebüros riesige Verunsicherung, weil die Härtefallhilfe kantonal geregelt ist und es mittlerweile 26 unterschiedliche Regelungen gibt, die Kantone unterschiedlich weit mit den Prozeduren sind, die Bedingungen teils anders ausgelegt werden, die Hilfs-Plafonds ebenfalls, und somit einerseits Wettbewerbsverzerrung von Kanton zu Kanton herrscht, andererseits manche Reisebüros fürchten, gar keine Härtefallhilfe mehr zu erhalten. Das letzte Wort ist hierbei allerdings noch nicht gesprochen - doch die Zeit drängt, immer mehr, und die Monate umspannende Trägheit der kantonalen Regierungen in der Frage der Härtefallhilfe löst enorm viel Unsicherheit und Missmut aus.

Gute News beim Erwerbsersatz

Positive News gibt es immerhin beim Thema «Erwerbsersatz für selbstständig erwerbende Reisebüroinhaber». Der SRV stellt nämlich fest, dass dort die Kantone fast ausnahmslos à jour sind. Sprich, die kantonalen Ausgleichskassen haben die Erwerbsersatz-Entschädigungen weitgehend und bis und mit Monat November ausbezahlt, sogar der Kanton Zürich. Die Kassen haben dem SRV darüber hinaus Gesprächsbereitschaft signalisiert, falls noch Ausstände vorhanden sind. Sollte dies bei einem SRV-Mitglieds-Reiseunternehmen der Fall sein, soll sich dieses direkt an den SRV wenden, welcher dann mit der kantonalen Ausgleichskasse koordiniert.

Auch von anderer Seite her gibt es noch Gesprächsbereitschaft. Die Reisebranche wird sich via SRV mit Anne Lévy, Direktorin des Bundesamts für Gesundheit (BAG), austauschen können. Der SRV wird die Anliegen der gesamten Branche vortragen und im Februar in einer kleinen Delegation bestehend aus TO, Retailer und Fluggesellschaft die Branchen-Sicht der Dinge und die damit verbundenen Forderungen platzieren.

(JCR)