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Mit den Tourismusformaten musste Heinz Zimmermann (Top Line Group) zuletzt zwar massive Umsatzeinbrüche erleiden - trotzdem geht es seiner Firma gut. Bild: zVg

Asia Workshop und Arabian Souk werden zusammengelegt

Jean-Claude Raemy

Darüber hinaus wird das Visit USA Seminar 2021 nicht stattfinden. Wir haben uns mit Heinz Zimmermann über die Situation bei den grossen Schweizer B2B-Reiseformaten unterhalten.

Heute Mittwoch (20. Januar) blickt die Welt gebannt auf die USA, wo die Amtsübergabe vom aktuellen Präsidenten Donald Trump (der allerdings abwesend ist) an seinen Nachfolger Joe Biden erfolgt. Im Vorfeld dieses Ereignisses gab es auch aus touristischer Sicht Interessantes: Kurz vor der Amtsübergabe verfügte Donald Trump noch die Aufhebung des Einreisestopps für Europäer per 26. Januar; die Einreise ins wichtigste Überseeziel der Schweizer wäre somit nach fast einjährigem Unterbruch wieder zu bereisen gewesen; lediglich ein negativer Corona-Test sollte vorgelegt werden. Die Biden-Administration widersprach umgehend und stellte klar, dass wegen der Corona-Situation in Europa die Einreisesperre bestehen bleibe. Kurz: Es wird noch etwas dauern mit der USA-Einreise.

Was heisst das nun aber für das «Visit USA Seminar», seit Jahren die wichtigste USA-Ausbildungsplattform für Reiseprofis in der Schweiz? Das so genannte «VUSA» findet jeweils Ende Januar/Anfang Februar statt und konnte somit 2020 noch normal ausgetragen werden (unseren Bericht dazu finden Sie hier), doch musste die Ergänzungsveranstaltung «Visit USA Roadshow» im Herbst dann abgesagt werden. Und eine Austragung des VUSA in den kommenden Wochen macht wenig Sinn. Auf Nachfrage von Travelnews erklärt Heinz Zimmermann, CEO von Top Line Marketing und Präsident des Visit USA Committee Switzerland, Folgendes: «Wir haben uns bereits im Spätherbst im Anschluss an ein Treffen des Committe-Boards entschieden, das Visit USA Seminar 2021 abzusagen. Die Gesamtsituation rund um USA-Reisen hat sich noch nicht gebessert und US-Partner hätten nur mit Quarantänepflicht einreisen können.»

Aktuell analysiere man die Situation und habe daher noch nichts Neues geplant. Laut Zimmermann werden die VUSA-Organisatoren in Kürze eine Umfrage bei den B2B-Besuchern sowie separat bei den B2B-Ausstellerpartnern lancieren und dabei eine Bedürfnisabklärung vornehmen. «Wir werden dann im Februar entscheiden und kommunizieren, ob es im Herbst noch zu einer VUSA-Roadshow kommt oder allenfalls ein völlig neues Format auf die Beine gestellt wird, oder ob wir 2021 abschreiben und uns heute schon auf Aktivitäten und Events 2022 konzentrieren», so Zimmermann.

Aus zwei Grossanlässen wird einer

Nun richtet Topline Marketing aber noch zwei weitere touristische Grossanlässe in der Schweiz aus, nämlich den «Asia Workshop», der üblicherweise im Spätherbst stattfindet (hier unser Bericht zur Edition 2019), jedoch 2020 abgesagt wurde, sowie den «Arabian Souk», der jeweils im März stattfindet (hier die Ausgabe 2019), jedoch 2020 ebenfalls ins Wasser fiel. Zimmermann ist dort in den jeweiligen Veranstaltungs-Komitees ebenfalls im Vorstand mit dabei. Was ist mit diesen Events?

Hier hat Zimmermann eine faustdicke Überraschung parat: «Wir werden den Asia Workshop und den Arabian Souk in diesem Jahr als Event-Plattform aufgrund der Covid19-Situation zusammenlegen.» Der Event wird am Montag, 13. September stattfinden, und zwar im Zürcher Volkshaus, wo üblicherweise der Souk stattfand - das Swissôtel Zürich-Oerlikon, üblicherweise Durchführungsort des Asia Workshops, kommt aus bekannten Gründen nicht mehr in Frage. Das genaue Konzept ist in Bearbeitung - es muss unter anderem noch geklärt werden, wie man nun mit der Gastdestination verfährt. Aus Sicht von Zimmermann bietet das neue Format aber nur Vorteile: «Man hat an einem Event mehr Substanz und geografische Breite. Auch für viele Fluggesellschaften, welche beide Weltregionen bedienen, macht ein einzelner Anlass sowohl finanziell als auch organisatorisch mehr Sinn. Zudem versprechen wir uns so mehr Besucher.»

Gerade hinsichtlich Letzterem ist Zimmermann ganz nüchtern: «Ich gehe nicht davon aus, dass man in naher Zukunft wieder bis zu 400 Personen für einen solchen Tages-Event generieren kann. Die Zusammenlegung ist mal als Test für 2021 von beiden Komitees gutgeheissen worden. Je nach Entwicklung, Marktsituation und Erfolg des Events wird dann innerhalb der Komitees für die Zukunft weiter entschieden. Der Event wird 2021 zusammengeführt, die beiden Komitees bleiben aber unverändert und unabhängig bestehen.» Dass es nicht mehr dasselbe Besucherpotenzial wie früher mehr gibt, liege daran, dass es in vielen Reisebüros infolge der Krise weniger Manpower und folglich weniger Zeit für mehrere Ganztages-Ausbildungen gibt, oder weil es auch schlicht weniger Reisebüros geben wird, weil aktuell noch ein Konsolidierungsprozess in der Branche wütet. Ob die beiden genannten Messen künftig wieder einzeln durchgeführt werden oder diese geografisch gar noch ausgeweitet werden, steht deshalb aktuell noch in den Sternen.

Wieso wurde aber nicht auf ein Online-Format gesetzt? Dazu Zimmermann: «Sehr viele Destinationen und Leistungsträger führen schon seit geraumer Zeit Webinare im ganzen DACH-Raum durch. Wir wollen da nicht auch noch mitmischen - unser Anspruch ist es, alles kompakt zu bieten, während nun zuletzt die ganze Ausbildung atomisiert auf zahllose Webinare stattfand. Wir hören allerdings von vielen Partnern, dass das Interesse an Webinaren nach anfänglichen Erfolgen inzwischen deutlich sinkt. Es gibt eine gewisse Online-Müdigkeit, weshalb wir davon ausgehen, dass im Herbst ein Live-Event durchaus erfolgreich sein kann.»

Die Top Line Group ist zuversichtlich

Und was ist mit der Firma Top Line Group per se? «Wir haben im touristischen Bereich natürlich 2020 enorm Umsatz verloren und werden die früheren Umsätze auch 2021 bei weitem nicht erreichen, dies sind wir uns klar bewusst», so Zimmermann, «doch es ist für uns verkraftbar, zumal wir im letzten Jahr deutlich mehr Neukunden - in anderen Branchen - als üblich generieren konnten.» Besonders im Digitalbereich eröffnen sich für Zimmermanns Firma gute Chancen, und er bleibt auch mit touristischen Unternehmen geschäftlich verbunden, selbst wenn die grossen B2B-Reiseschulungs-Formate etwas ins Hintertreffen geraten sind.

«Wir kommen über die Runden und werden gar gestärkt aus dieser Krise herauskommen», bilanziert Zimmermann. Er nehme aber seine Komitee-Aufgaben sehr ernst und versuche intensiv, die wichtigen B2B-Ausbildungsplattformen im touristischen Bereich auch für die Zukunft mit bestehenden oder adaptierten Konzepten weiterzuführen. Als Erstes wird er mit seinen Komitee-Vorstandskollegen an der kommenden virtuellen «ITB Now» Kontakte pflegen und neue Ansprechpartner zu finden versuchen, im Hinblick auf einen Restart im Tourismus, der spätestens 2022 Tatsache sein müsste. Man darf gespannt sein.