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Die Covid-Impfstoffe sind da - aber wer diesen erhält und wer diesen gar spritzen muss, bleibt noch Gegenstand von Diskussionen. Bild: Artem Podrez

«Gewisse Berufe setzen eine Impfung inzwischen voraus»

Reisebranchen-Mitarbeitende bereisen die Welt - und müssen nun über allfällige Covid19-Impfungen nachdenken. Eine von Unternehmensseite auferlegte Impfpflicht droht ihnen aber nicht, wie unsere Umfrage bei den «Big 5» zeigt.

Das ging schnell: Der Impfstoff von Pfizer/BioNTech hat die Zulassung durch Swissmedic bereits letzte Woche erhalten. Aufgrund der Daten zu Sicherheit, Wirksamkeit und Qualität ist der Impfstoff ohne Alterseinschränkung für alle Erwachsenen ab 16 Jahren geeignet. Aktuell wird darüber gefeilscht, wer wann den Impfstoff erhält - in einzelnen Kantonen hat das Impfen bereits begonnen. Laut Aussagen des Bundesamts für Gesundheit (BAG) gilt grundsätzlich: Die Covid19-Impfung wird für die Bevölkerung gratis sein. Es besteht aber keine Impfpflicht.

Anders könnte dies bei Unternehmen sein, bei denen Reisen gewissermassen zum beruflichen Alltag gehört. Swiss etwa erwartet, dass gewisse Länder die Einreise von einem Impfnachweis abhängig machen werden, weshalb für Piloten und Flight Attendants möglicherweise möglicherweise ein «faktisches Impfobligatorium» vorliegen werde - wobei Swiss betont, dass man grundsätzlich auf freiwillige Impfungen setzen werde.

Nun stellt sich die Frage: Wie sieht das beispielsweise bei Reiseveranstaltern aus? Deren Produktmanager und Einkäufer begeben sich regelmässig ins Ausland, ebenso Filialmitarbeitende, etwa im Rahmen von Studienreisen. Um es gleich vorwegzunehmen: Auch dort muss sich wohl niemand einem Impfzwang unterwerfen, wie eine Umfrage von Travelnews ergeben hat.

Impfzwang ist kein Thema

«Sobald berufliche Reisen wieder zum Regelfall werden, werden wir das Thema Gesundheitsschutz auf Dienstreisen neu bewerten», hält etwa Markus Flick (Sprecher DER Touristik Suisse) fest; «eine Impfpflicht für einzelne Mitarbeitende von DER Touristik Suisse steht aktuell aber nicht im Raum.» Auch Hotelplan Suisse will laut Sprecherin Bianca Gähweiler von einer Impfpflicht absehen: «Letztlich ist es ein freier Entscheid jedes Mitarbeitenden, ob eine Impfung vorgenommen wird oder nicht. Für die Einreise in gewisse Länder gilt aber schon jetzt ein Impfpflicht, also von Seiten des Ziellandes. Das war bislang nie ein Problem. Und sollte ein Mitarbeitender partout auf die notwendige Impfung verzichten wollen, würden wir sicherlich eine Lösung finden.»

Bianca Schmidt, Sprecherin von TUI Suisse, sieht das Ganze von der pragmatischen Seite: «Aktuell überlegen wir uns eine Impfung für die Schweizer TUI-Mitarbeitenden nicht. Bei TUI Suisse verfügen wir ja nicht über eigene Produkteinkäufer und das Jahr 2020 hat gezeigt, dass sehr viele geschäftliche Termine auch sehr gut virtuell stattfinden können. So haben wir den Austausch mit unserem internationalen Mutterhaus auch in der Pandemie sehr gut virtuell gepflegt und können somit aktuell auf Geschäftsreisen im grossen Stil verzichten.» Und auch bei Knecht Reisen scheint es so, dass eine Impfung wegen den beschränkten Reisemöglichkeiten zurzeit kein Thema ist: «Bei uns gibt es diesbezüglich noch keine Überlegungen, welche für die Öffentlichkeit bestimmt wären», hält Sprecher Matthias Reimann fest, «Product Manager dürften aufgrund von Einreisebestimmungen zahlloser Zielländer in unserem Sortiment ohnehin noch eine Weile nicht auf Einkaufstour gehen. Auch darum ist es aus unserer Sicht verfrüht, sich im Hinblick auf die Covid19-Impfung in irgendeine Richtung festlegen zu wollen.»

André Lüthi schliesslich, der CEO der Globetrotter Group, erklärt: «Wir können und wollen niemanden zu einer Impfung zwingen, d.h. es wird sicher keine zentrale Order dafür kommen. Aber gewisse Berufe setzen eine Impfung inzwischen quasi voraus. Ich denke da etwa an Reiseleiter in Zielgebieten, die ohnehin gegen Hepatitis, Polyo, Typhus und anderes geimpft sein müssen. Wenn für die weitere Ausübung des Berufs eine Impfung notwendig sein wird, dann liegt es im Ermessen der Mitarbeitenden, diese Impfung vorzunehmen oder eben die Konsequenzen einer Nicht-Impfung zu tragen.»

(JCR)