Reiseanbieter

Das Firmengebäude der DER Touristik in Frankfurt: Hier wie auch am Standort in Köln kommt es zu einem Abbau. Bild: DER Touristik Central Europe GmbH

Weitere Verschlankung bei DER Touristik

In Deutschland werden über 250 Stellen abgebaut. Das Schweizer Geschäft ist davon nicht tangiert. Es unterstreicht aber, wie die Touristiksparte verdünnt wird, auch wenn es dem Mutterhaus eigentlich gut geht.

Die DER Touristik richtet in Deutschland ihr Reiseveranstalter-Geschäft neu aus. Damit wird vollzogen, was schon länger im Raum steht: Die beiden Standorte in Frankfurt und Köln rücken näher aneinander und es entstehen erstmals über die beiden Firmen übergreifende Verantwortungen.

Wie die «FVW» berichtet, fallen dieser Neuaufstellung - oder anders gesagt, dieser Prozessoptimierung, Synergiebildung und Digitalisierung - auf Seite der Angestellten insgesamt 253 Vollzeitstellen zum Opfer; darüber hinaus wird die Führungsetage um 14 Positionen reduziert. Neu wird beispielsweise das Marketing zentral geleitet und es gibt neu auch einen für beide Standorte verantwortlichen «Chief Product Officer».

Die Schweiz ist nicht tangiert: «Für DER Touristik Suisse bleibt es bei der von uns im August und im September angekündigten Neuaufstellung», hält Sprecher Markus Flick fest. Will heissen: In der Zusammenarbeit mit dem Mutterhaus Deutschland ändert sich der eine oder andere Prozess, aber an der Aufstellung in der Schweiz ändert sich nichts und es gibt keine (weiteren) Entlassungen.

Dem Mutterhaus REWE geht es sehr gut

Im Gegensatz zu anderen Marktteilnehmern ist die DER Touristik bislang ohne besondere staatliche Zuschüsse/Kredite über die Runden gekommen. Das dürfte auch damit zusammenhängen, dass es dem Mutterhaus, dem REWE-Konzern, vergleichsweise gut geht. Die Rewe Group kann den Einbruch in der Touristik mit deutlichen Zuwächsen im Handelsgeschäft offenbar mehr als ausgleichen. Laut der «Lebensmittel Zeitung» steuert das Unternehmen im laufenden Geschäftsjahr 2020 nicht nur beim Umsatz, sondern auch beim Ergebnis auf ein Plus zu.

Die Situation bleibt aber sicherlich angespannt, gerade auch bei der Touristiktochter. Insider berichten, dass das bei DER Touristik zusammengefasste Touristikgeschäft nach jüngsten Zahlen einen Umsatzrückgang von rund 75 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verkraften müsse, und dass beim Ergebnis ein deutlich dreistelliges Millionenloch klaffen soll - die Rede ist dem Vernehmen nach in der Touristik von einem negativen EBITA von etwa 380 Millionen Euro.

Obwohl die Konzernsparten Nahrungsmittel/Detailhandel mit Rewe, Penny und weiteren Marken wie erwähnt überraschend gute Zahlen zeitigen, wurde in der Touristiksparte der Rotstift angesetzt, zumal davon ausgegangen werden muss, dass sich das Geschäft 2021 erst teilweise erholen wird. In der Schweiz geschah dies bereits (Streichung von 140 von 810 Vollzeitstellen), in Grossbritannien wurde das Vertriebsnetz gestrafft und nun gibt es auch bei DER Touristik Deutschland Einschnitte. Es ist also nicht so, dass die Mutterkonzerne bei ihren Touristiktöchtern einfach abwarten und die Löcher stopfen...

(JCR)