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Die Globetrotter Group will verkleinert an einstige Erfolge anknüpfen. Bild: Globetrotter

Globetrotter-Umsatz von 243 auf 60 auf 145 Millionen Franken

Die Globetrotter Group wird im laufenden Jahr nur 25 Prozent des Vorjahres-Umsatzes erreichen. 70 Mitarbeitende verliessen in diesem Jahr das Unternehmen.

In einem ausführlichen Interview mit der «Handelszeitung» nennt CEO André Lüthi die aktuelle Umsatzentwicklung der Globetrotter Group und er blickt in die Zukunft. Der Optimismus ist ihm nicht abhanden gekommen.

«In der Globetrotter Group sind jetzt 14 Firmen vereint. Wir werden eventuell die eine oder andere Firma oder Marke zusammenführen und uns noch klarer positionieren», sagt Lüthi zur Entwicklung der Gruppe. In diesem Jahre schaffte es nur eine der 14 Firmen ins Plus, Media Reisen, etwa mit der Organisation von Zigeunerwagenreisen im Elsass.

Noch auf 20 bis 25 Prozent werde sich der Umsatz in diesem Jahr belaufen. Seit März beläuft sich der Umsatzausfall sogar auf 92 Prozent. Nach 243 Millionen Franken im Jahr 2019, werden es 2020 wohl nur noch 60 Millionen. Für das Jahr 2021 rechnet Lüthi mit 50 bis 70 Prozent des 2019er-Umsatzes, also rund 145 Millionen Franken. Auf die Entlassungen und Abgänge in diesem Jahr angesprochen, nennt er die Zahl 70. Viele Mitarbeiter hätten sich zudem bereit erklärt, zusätzliche unbezahlte Ferien zu beziehen. Letztes Jahr hatte Globetrotter noch 429 Angestellte.

Der Rückkauf der Globetrotter-Anteile, die in den letzten acht Jahren bei der Diethelm Keller Group lagen, sei partnerschaftlich und konstruktiv über die Bühne geganbgen. Jetzt gehe es darum, die Strategie für die Zeit nach Corona zu definieren. «Sicher werden wir kleiner, aber nicht minder erfolgreich aus der Krise kommen».

«Bloss keine Excel-Taliban am Schreibtisch.»

Dann wird Lüthi philosophisch: «Leider regiert im Moment die Angst den Menschen – nicht der Respekt. Die tägliche Einschätzung von Situationen auf dem ganzen Planeten anhand von Zahlen finde ich kritisch. Viele Medien verbreiten Panik.» Deshalb seien wir westlichen Menschen mittlerweile von der Angst und nicht mehr vom Respekt gesteuert. «Im Oktober sagte mir ein Arzt in Tansania: <Ihr Weissen, in Australien, Neuseeland, Europa, Nordamerika: Euer Problem ist nicht bloss das Virus, sondern eure Apps auf euren Handys. Täglich diese negativen News. Sie machen euch mehr krank als das Virus selber.> Die Aussage ist überspitzt, aber es muss wieder eine gewisse Sachlichkeit einkehren. Wir müssen uns an die Schutzkonzepte halten und respektvoll handeln, aber auch erkennen: Die Welt geht nicht unter.»

Als Lüthi von «Krise als Chance» spricht, muss er das genauer erklären: «Man lernt Führungscrews von einer anderen Seite kennen. Man lernt agieren, reagieren, es geht ans Lebendige. Man lernt Menschen anders kennen. Man merkt, was für Fehler man in den guten Zeiten gemacht hat.»

Und zu seinem persönlichen Learning sagt er: «Dass man sich eigentlich in so einer Krise, die uns unvorbereitet traf, verabschieden muss von vorgegebenen Strukturen und Plänen. In der Krise braucht es keine Excel-Taliban am Schreibtisch, sondern den Mut, auf den Bauch zu hören, Intuition und Weitsicht. Man muss Entscheide fällen, auch solche, die schmerzen.

(TN)