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Eine neue Arbeitsgruppe wird den SRV in die Zukunft führen
Technisch gesehen war die diesjährige Generalversammlung des Schweizer Reise-Verbands (SRV) am heutigen 26. November bereits vor dem Mittag erledigt. Dies, weil ja in diesem unüblichen Jahr die Stimmen der Wahlberechtigten nicht live, sondern schriftlich abgegeben wurden. Deadline für die Stimmabgabe war der Montag (23.11.); heute morgen nun gingen die von einem Treuhänder ausgewerteten Resultate ein. Am frühen Nachmittag führte dann der SRV-Vorstand, in corpore im Auditorium am Hotelplan-Hauptsitz in Glattbrugg versammelt, durch eine Online-Informationsveranstaltung, an welcher die Resultate der Wahl und der Abstimmungen präsentiert wurden und nochmals kurz auf die Geschäfte der einzelnen Fachgremien eingegangen wurde. Eine Premiere in der Geschichte des Reiseverbands.
Um es gleich vorwegzunehmen: Eine grosse Überraschung blieb aus. Olivier Emch (Executive Travel SA), Stéphane Jayet (VT Vacances) und Roger Geissberger (Knecht Reisen) haben ihre Erneuerungswahl in den Vorstand ebenso geschafft wie die vier neuen Kandidaten Birgit Sleegers (Rhyner Travel), Jacqueline Ulrich (L'Esprit du Voyage), Tim Bachmann (Hotelplan Suisse) und Philipp von Czapiewski (TUI Suisse). Geissberger, Bachmann und von Czapiewski - die Vertreter der «Grossen», welche zur Wahl standen - mussten zwar etwas mehr Nein-Stimmen als die anderen Vorstandsmitglieder verzeichnen (siehe Aufstellung unten), wurden aber letztlich mit grosser Mehrheit an Ja-Stimmen problemlos gewählt. Insgesamt wurden 90 Stimmen abgegeben, das heisst das absolute Mehr lag bei 46. Alle Kandidaten lagen weit darüber. An dieser Stelle von unserer Seite her «Herzliche Gratulation».
Bei den anderen Traktanden kam es zu keiner Kontroverse. Es gab zwar tatsächlich zwei Nein-Stimmen bei der Festsetzung der Jahresbeiträge (welche ja halbiert sein sollen im kommenden Jahr) und auch zwei Nein-Stimmen zum Budget 20/21. Der Mitgliederantrag von Rolf Weber hinsichtlich der Schaffung einer Fachgruppe Recht wurde ebenfalls gutgeheissen, mit lediglich 3 Nein-Stimmen.
Insofern mag vordergründig lediglich die Anzahl Stimmen erstaunen: Mit 90 abgegebenen Stimmen bewegt man sich in etwa im Rahmen der Vorjahre, oder liegt sogar leicht darunter. In Abu Dhabi waren es 97 Stimmberechtigte, in Interlaken und in Tel Aviv je rund 100 (die genaue Zahl haben wir nicht mehr), auf der AIDA deren 87 und im Europa-Park 85. Zur Erinnerung: Aktuell hat der SRV 667 Aktivmitglieder. Übrigens: Am Ende der Präsentation gab es keinerlei Fragen aus der Zuschauerschaft.
Eine Arbeitsgruppe soll Weichen stellen
Insgesamt nahmen am Info-Event 113 Personen als Zuschauer teil; 8 Personen (aus dem Vorstand und der Geschäftsführung des SRV) waren als Diskussionsleiter präsent. Zur Einleitung erinnerte SRV-Präsident Max E. Katz daran, dass man eigentlich in Ras-al-Khaimah hätte sein sollen, nun aber eben online miteinander kommunizieren muss. Weiter führte Katz aus, dass der Verband wegen Corona «gefordert wie noch nie» war und schnell die Kommunikation und die politischen Kontakte hochfahren musste - eine Situation, wofür man nicht bereit war, zumal in den letzten Jahren das politische Lobbying in Bern kaum nötig war. Der Verband schaffte es, sich Gehör in Bern zu verschaffen - selbst nochmals am Tag vor der GV, als Katz vor politischen Vertretern die Anliegen der Reisebranche im Hinblick auf die Wintersession des Parlaments nochmals vortragen konnte.
Angriffig wurde Katz, als er erklärte, dass sich der SRV den «grossartigen politischen Erfolg in Bern» nicht kleinreden lassen wolle. Dies, weil der SRV wiederholt mit aus Sicht von Katz «undifferenzierter Kritik» angegriffen wurde, man diesem zu wenige oder zu langsame Aktivitäten vorwarf. «Wir verstehen die Frustration vieler Kollegen über die langsamen Prozesse», so Katz, «man muss sich aber mit der Tatsache abfinden, dass die Politik teils langsam ist.» Der stete Druck habe aber genützt, dass gewisse Entscheidungen vergleichsweise schnell umgesetzt wurden.
Weiter liess Katz wissen, dass eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen wird, welche sich je hälftig aus Vorstandsmitgliedern sowie aus externen Personen aus der Outgoing-Reisebranche zusammensetzen soll. Diese soll sich zeitnah mit folgenden Fragen auseinandersetzen:
- Strategie des SRV und Prüfung einer Einbindung der weiteren Interessensgruppen
- Künftige Grösse & Zusammensetzung des Vorstands
- Organisation der Geschäftsstelle
- Verbesserung der Lobby-Arbeit in Bern und auf kantonaler Ebene
Auch SRV-Geschäftsführer Walter Kunz führte einige der Kritikpunkte an, die an ihn und sein Team von Mitgliedern wie auch von Externen getragen wurde - und erinnerte daran, was der Verband alles leistet, auch und gerade im kommunikativen Bereich: 41'578 Mails seien auf der Geschäftsstelle beantwortet worden und man sei auch durchwegs in den Medien präsent gewesen - natürlich auch tatkräftig unterstützt durch Mitglieder und andere Exponenten der Reisebranche, welche in lokalen und nationalen Medien aktiv auf die Probleme der Reisebranche aufmerksam machten. Zum Ende bedankte er sich bei André Lüthi, dem Leiter der Fachgruppe Politik, welcher durch seine enorme Medienpräsenz viel dazu beitrug, dass die Reisebranche auf dem Radar der Politik ist.
Die Taskforce war ein positiver Effekt der Krise
Lüthi selber, für seine offenen und teils unerwarteten Äusserungen im Rahmen der GVs berüchtigt, führte nochmals Revue über all die Aktivitäten im politischen Bereich. Die Schaffung einer «Taskforce Reisebranche» mit den Kollegen der Verbände STAR und TPA nannte er einen der Lichtpunkte in diesem schwierigen Jahr, und erinnerte an die enorme Arbeit, welche diese im Hintergrund im Interesse der Reisebranche leistete. Er lobte aber auch externe Aktivitäten wie etwa die Branchencalls der Aktion Mayday. Was Lüthi indes nicht gelten lässt, ist der teils gehörte Vorwurf, dass der SRV sich nur an den Interessen der «Grossen» orientiere. Ausserdem appellierte er an die Reisebranche, sich in Sozialen Medien mit öffentlichen, diffamierenden Statements gegenüber politischen Instanzen wie Bundesräten und dem BAG, doch bitte zurückzuhalten - dies sei für die Arbeit der Taskforce pro Reisebranche alles andere als hilfreich.
Nun sei es an der Zeit, Visionen zu entwickeln und umzusetzen - beim Verband, bei den Kundengeldabsicherungen, beim Pauschalreisegesetzt. Auch damit wird sich die oben genannte Arbeitsgruppe befassen. Freude hatte Lüthi immerhin, dass bei den kantonalen Umsetzungen zur Härtefallregelung Kantone wie Freiburg, Genf oder Glarus vorwärts machen, was hoffentlich einen positiven Effekt auf grössere, aber trägere Kantone wie Bern oder Zürich haben möge.
Das letzte Wort hatte schliesslich Daniel Bauer, Leiter Fachgruppe Aus-/Weiterbildung, welcher die Bildungsreform «Kaufleute 2022» nochmals thematisierte und sich bei den Grossveranstalters für das Behalten der Lehrlinge inmitten der Krise bedankte. Und am Ende des Anlasses wurden noch die abtretenden Vorstandsmitglieder und weitere verdankt.