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Beat Künzler, Inhaber vom Reisebüro Arotur in Arosa, hatte in seinen Italien-Ferien eine zündende Idee. Alle Bilder: zVg

Mit dieser Erfindung will Beat Künzler sein Reisebüro retten

Nina Wild

In den Italien-Ferien hatte der Inhaber von Arotur in Arosa GR eine zündende Idee, wie er das Maskentragen angenehmer machen und gleichzeitig mit einem zweiten Standbein Einnahmen für sein angeschlagenes Geschäft generieren kann. Mit seiner Erfindung will Beat Künzler aber auch anderen Reisebüros Mut machen, etwas Neues auszuprobieren, um ihre Firma zu retten.

Die Herbstferien verbrachte Beat Künzler, Inhaber des Reisbüros Arotur im Bündnerland, mit seiner Familie in unserem Nachbarstaat Italien. Ein Land, das die Maskentragepflicht schon viel früher eingeführt hat als die Schweiz. Seit dem 7. Oktober gilt diese sogar unter freiem Himmel. Ergo dessen, muss der Mund-Nasen-Schutz quasi den ganzen Tag über getragen werden. «Als ich die Schutzmaske über längere Zeit getragen habe, merkte ich, dass mir die Bänder hinter den Ohren Schmerzen verursachen», erklärt Künzler gegenüber Travelnews und führt aus, «daraufhin habe ich angefangen, die Maskenbänder hinter dem Kopf zusammenzubinden, damit der Zug auf die Ohren nachlässt.» Tatsächlich lindern sich dadurch seine Beschwerden.

Zurück in der Schweiz beginnt der Reisebüro-Inhaber in seinem Backoffice in Arosa sogleich mit tüfteln. Im Internet findet Künzler nämlich kein Produkt, das dieses schmerzhafte Problem beseitigen kann. Seine Lösung: Mit einem Druckknopf versehene Gummibänder, die hinter dem Kopf die Maskenbänder zusammenhalten. Doch das ist nicht der einzige Vorteil, welcher der Erfinder entdeckt: «Die Kopfschmerzen von den Druckstellen hinter den Ohren sind weg, das Loch auf der Seite des Kopfes, weil die Maske nicht richtig schliesst verschwindet ebenfalls durch das Upgrade. Darüber hinaus muss die Schutzmaske für den Transport sowie für das An- und Ausziehen nicht mehr am Stoff angefasst werden. Somit werden allfällige Corona-Partikel nicht auf der Schutzmaske verteilt», erklärt Künzler weiter.

Sofort beginnt er mit der Produktion der ersten Maskenbänder und erzählt Freunden und Bekannten von der Neuheit - und stösst auf Begeisterung in seinem Umfeld. Ausserdem liegen die Bänder im Schaufenster seines Reisebüros auf. Seit knapp einer Woche hat er bereits 80 Stück à fünf Franken verkauft. Unter den Kunden auch eine Firma, welche direkt für die ganze Belegschaft solche Bänder bestellt hat. «Ich kommuniziere ganz klar, dass die Käufer damit einen Beitrag zur Erhaltung von Aroturs leisten.» Das Geschäft ist durch die Corona-Pandemie und die Folgen - wie auch viele andere kleine Reisebüros - schwer gezeichnet. «Es ist mir wichtig, mit einer Idee und Eigenleistung Einnahmen zu generieren, damit Arotur weiter existieren kann.»

Beat Künzler ist keiner von der Art Menschen, die einfach still auf bessere Zeiten warten. Bereits am Anfang der Pandemie lancierte er ein Crowdfunding-Projekt, um seine Firma zu retten. Im Zeitraum vom 31. März bis 31. Mai 2020 wurden insgesamt 66'310 Franken gespendet - das Ziel lag bei 50'000 Franken. Ein riesen Erfolg. «Irgendwann wird es aber dennoch schwierig. Dies, weil es beim Bund und bei den Kantonen mit der Hilfe für die Reisebranche nicht voran geht», bedauert Künzler.

Ihm sei bewusst, dass es unter dem Strich nicht «viel» Geld sei, das er nun zusätzlich mit dem Verkauf der Maskenbänder einnimmt. «Aber wenn ich Ende Monat 500 Franken habe, dann habe ich die. So kann ich die Last der Betriebskosten reduzieren. Wenn ich hingegen nichts mache, habe ich auch nichts», so Künzler weiter. Er plant nun die Einbindung der Maskenbänder auf der Website und will seine Erfindung auch auf weiteren Online-Kanälen vertreiben. «Natürlich besteht die Gefahr, dass es Nachahmer gibt und die Idee kopiert wird», so Künzler, «ein Copyright auf das Produkt zu machen wäre aber schlichtweg zu teuer.» Die originalen Maskenbänder können unter arotur@bluewin.ch bestellt werden.

Mut für die Branche

Wie die neue Geschäftsidee ankommen wird, ist offen, weiss Künzler: «Entweder werde ich total überrannt oder es ist ein Flopp - aber es ist immerhin ein Versuch.» Und im Moment zählt für ihn wortwörtlich jeder Rappen. Der Inhaber möchte damit auch anderen Reisebüros Mut machen, etwas ganz neues auszuprobieren um ihrerseits ihr Geschäft zu retten, bis sich die Situation bessert oder gar normalisiert. Einige Reiseprofis hatten in der Vergangenheit bereits ihre vielseitigen Ideen vorgestellt.

Auf die Frage, ob die fast gänzliche Auflösung der Quarantäneliste Besserung für das Reisegeschäft gebracht hat, antwortet Künzler: «Nein. Nach diesem halben Jahr in dem der Bundesrat die Bevölkerung aufgerufen hat in der Schweiz zu bleiben, ist die Verunsicherung einfach zu gross. Das ist nach wie vor in den Köpfen verankert.» Darüber hinaus befinden wir uns mitten in der zweiten Welle, viele Menschen fürchten ihren Job und haben aufgrund von Kurzarbeit ohnehin nur 80 Prozent des Lohnes erhalten. Etwa diese fehlenden 20 Prozent, wurden in der Vergangenheit jeweils für Ferien ausgegeben. Licht am Ende des Tunnels? Fehlanzeige.

Der Bundesrat und hat mit der Aufforderung in der Schweiz zu bleiben quasi ein Berufsverbot für die Reisebüros ausgesprochen. Künzler wünscht sich, dass nun auch die Verantwortung für die Folgen getragen werden. Und zwar schnell und gesamtschweizerisch geregelt. Er fordert, dass auch Inhaber wie er gleich behandelt werden wie jeder andere Arbeitnehmer. Schliesslich bezahle er alle gesetzlichen Beiträge für die Arbeitslosenversicherung für sich genauso wie für die Angestellten. «Das ist weder richtig noch fair», findet er. Gehe seine Firma in den Konkurs, seien die Angestellten genauso betroffen und verlieren ihre Arbeitsstelle, die man nun mit der Kurzarbeit zu erhalten versuche.