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Erachtet einen Vorstandssitz im SRV als wichtig und spannend: Tim Bachmann, CEO Hotelplan Suisse, stellt sich am 26. November zur Wahl. Bild: TN

«Jetzt sollten wir als Gesamtbranche einen neuen Anfang nehmen»

Gregor Waser

Tim Bachmann, CEO von Hotelplan Suisse, äussert sich zu seiner Kandidatur für den Vorstand des Schweizer Reise-Verbands (SRV) und er sagt, was geändert werden muss.

Herr Bachmann, nach zweijähriger Absenz will Hotelplan Suisse wieder Einsitz nehmen im SRV-Vorstand. Weshalb?

Tim Bachmann: Als ich CEO wurde, hatte ich Kontakt mit dem SRV und dieser begrüsste unseren Wunsch, im Vorstand dabei zu sein. Ich erachte es als wichtig, dass wir als grösster Schweizer Reiseveranstalter in diesem Gremium vertreten sind, insbesondere in der aktuellen Zeit. Weitere Gründe sind: wir sind einer der grössten Ausbildner und einer der grössten Zahler. Dann sollten wir uns auch einbringen.

Der SRV musste in diesem Jahr Kritik einstecken. Mit ein Grund für Ihre Kandidatur?

Der Anfang der Covid-19-Krise hat gezeigt, dass es Zeit ist, gewisse Sachen zu überdenken im SRV und eine gewisse Reformation hinzukriegen. Der SRV ist wichtig und wir möchten dies mittragen. Diese Voten, die ich anfangs hörte, «ihr seid ja extra nicht mehr dabei, ihr habt ja die Migros im Rücken», dies sehen wir überhaupt nicht so. Für die Reisebranche ist der SRV sehr wichtig und wir möchten mit diesem Schritt dies auch bekräftigen und Ressourcen stellen, um hier mitzuarbeiten.

Welches sind denn aus Ihrer Sicht die wichtigsten Aufgaben des Verbandes?

Ich denke da an zwei Dimensionen. Es ist sehr wichtig, dass wir möglichst einen Verband haben, einen Dachverband, der unsere Outgoing-Industrie gegen aussen vertritt, einerseits politisch und in der Öffentlichkeit, aber auch gegenüber gewissen Leistungsträgern, ich nenn da mal die Swiss und MSC. Hier sind ein Verband und eine Stimme sehr wichtig. Unsere Branche ist für uns sehr wichtig, aber im Vergleich zur Gesamtwirtschaft sind wir nicht systemrelevant. Darum sollten wir uns nicht verzetteln.

Zweitens glaube ich, der Verband sollte auch eine interne Diskursplattform bilden, in der zwar alle eingebunden sind aber man auch die unterschiedlichen Meinungen zum Ausdruck bringen kann – ob grosse Generalisten, Spezialistenveranstalter, Reisebüros –, so dass der Verband als Plattform dienen kann, um Themen zu diskutieren.

«Ich bin unverbraucht, bringe viel Erfahrung mit und bin pragmatisch.»

Wie sollte der Verband denn künftig aussehen?

Meiner Meinung nach müsste man ihn modernisieren in der Kommunikation, sowohl auf technischer Ebene aber auch von der Denkweise. Ich orte da noch ein bisschen viel Historie in Bezug auf unterschiedliche Meinungen – «wenn du das sagst, bin ich dagegen». Diese Zeiten sind vorbei. Jetzt sollten wir als Gesamtbranche einen neuen Anfang nehmen, deswegen benötigt es gewisse Reformationen. Diese sollten aber in geordnetem Mass ablaufen. Allfällige Streitigkeiten Klein gegen Gross, die dann in den Publikumsmedien dargestellt werden, können wir uns derzeit nicht leisten. Man müsste auch mal über eine breitere Vertretung reden, obwohl bei diesem Punkt meine Kandidatur eher ein Nachteil ist. Ich finde auch, mittelfristig müsste man die verschiedenen Interessen neu gruppieren und entsprechend den Vorstand stellen, etwa mit STAR, TPA, Fair oder Mayday. Dass die Grossen das Steuer an sich reissen, wie es meine Kandidatur erscheinen lässt, ist jedenfalls nicht der Zweck oder meine Absicht.

Ist Ihre Kandidatur überhaupt «rechtens»? Die SRV-Statuten sagen, dass im Vorstand nicht zwei Personen der gleichen Firma bzw. Firmengruppe sein können – das wäre aber mit Daniel Bauer (bta first travel) und Ihnen der Fall…

Ja, wir haben diesen Passus in den Statuten und die «Sollte»-Formulierung gelesen. Den Punkt habe ich mit dem Vorstand auch schon angeschaut. Am Schluss des Tages gibt es eine GV, an der man dies beurteilen kann. Wenn die Leute finden, «nein, geht nicht», dann geht’s halt nicht. Persönlich halte ich meine Kandidatur als absolut unkritisch, wir haben Null mit bta first travel zu tun. Meiner Meinung nach ist es wichtig, dass Dani Bauer im SRV-Vorstand drinbleibt und wieder gewählt wird. Als Ausbildungsverantwortlicher steht er vor der KV-Reform. Den Sachverhalt kann man an der GV aber gerne diskutieren.

Sind Ihnen weitere Anliegen wichtig, die Sie bei einer Wahl im SRV-Vorstand ansprechen würden?

Wir müssen das Pauschalreisegesetz nun wirklich an die Hand nehmen. Klar gibt es die Motion Markwalder, die irgendwo parkiert ist, aber Covid-19 hat gezeigt: das vorliegende Gesetz entspricht einem Anachronismus und muss überarbeitet werden. Dies ist wichtig für die grossen Veranstalter, aber auch für die kleinen Veranstalter und die Reisebüros.

Und wieso sollte ein SRV-Mitglied Sie wählen? Welches sind Ihre Argumente im Wahlkampf?

(lacht) Plakate zu drucken, habe ich eigentlich nicht vor... Was für mich spricht ist, dass ich in gewisser Weise von aussen komme. Ich bin schon lange in der Reisebranche dabei, war aber noch nie persönlich an einer SRV-GV. Ich bin also unverbraucht, bringe aber viel Erfahrung mit. Vor allem bringe ich auch eine gewisse Infrastruktur wie Beziehungen mit. Damit lässt sich produktiv arbeiten. Und ich bin ein pragmatischer Typ. Ich würde es jedenfalls spannend finden.