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FAIR-Beisitzer Marcel Gsell in den Räumlichkeiten von Avideas Travel in Gossau, wo der Event durchgeführt wurde: «Wir bei FAIR wollen uns aufs Positive fokussieren.» Alle Bilder: JCR

«Der direkte Branchenaustausch hatte zuletzt gefehlt»

Im Nachgang zur Hauptversammlung der Genossenschaft FAIR Reisegarant in Gossau präsentierten diverse Reiseunternehmen ihre Produkte und Gedanken. Der Bedarf am direkten Austausch schien gross zu sein. FAIR-Mitinitiant Marcel Gsell war mit dem Anlass rundum zufrieden.

Eigentlich sollte die Hauptversammlung der Genossenschaft FAIR (Federation of Active and Independent Retailers) im Rahmen des Swiss Travel Day stattfinden, doch dieser wurde bekanntlich für 2020 abgesagt. Statt nun die Versammlung einfach kurz irgendwo stattfinden zu lassen und zu riskieren, dass nur wenige Mitglieder physisch dabei sind, und auch um den Austausch untereinander sowie mit anderen Branchen-Exponenten zu fördern, machten FAIR-Beisitzer Marcel Gsell (Sunshine Reisen) und das FAIR-Team aus der Hauptversammlung kurzerhand einen Ganztages-Anlass mitsamt Präsentationen. Ein an sich gewagtes Unterfangen, sowohl in Bezug auf Präsentatoren und Besucher, doch am Ende kam ein ansprechender Event in den Räumlichkeiten von Avideas Travel in Gossau SG mitsamt Präsentationen von Hanse-Merkur, FAIR selber, DER Touristik Suisse, TUI Suisse, Linguista und FTI zusammen, welchem über 40 Branchenprofis beiwohnten.

Doch von vorne: Zunächst ging am Morgen, natürlich ohne externe Besucher, die FAIR-Hauptversammlung über die Bühne. Diese war laut Gsell wie erwartet relativ schnell abgehakt, mit den üblichen Traktandumspunkten Kasse, Jahresbericht und dergleichen, die allesamt einstimmig abgenickt wurden. Wahlen gab es keine; nennenswert war bestenfalls die Ernennung von Werner Bauer (Bauer Travel Rorschach), einem FAIR-Gründungsmitglied, zum Ehrenpräsidenten. Es folgten noch vor dem Mittag erste Präsentationen durch die Reiseversicherung Hanse Merkur, welche dieses Jahr einige interessante Produkte im Schweizer Markt lancierte, sowie durch FAIR-Präsidentin Yvonne Walser Georgy (Tödi Reisen Sargans), welche die Vorteile des Informationsportals Passolution anpries. Der Datenservice verwaltet in einer zentralen Datenbank die Visa-, Transit-, Einreise- und Impfbestimmungen für über 190 Nationalitäten weltweit und kostet lediglich 9 Franken pro Monat.

Es folgte ein kleiner Imbiss, bei welchem es dann für die inzwischen zahlreiche eingetroffenen externen Branchenprofis Möglichkeiten zum Austausch gab. Dazu Gsell: «Uns war wichtig, dass es eine solche Möglichkeit gibt. Der direkte Branchenaustausch hat zuletzt gefehlt.» Zudem wolle man bei FAIR «auf das Positive fokussieren», weshalb der Anlass weniger im Zeichen von Corona-Themen per se stand, sondern eben relativ herkömmlich über Reiseprodukte und -möglichkeiten und selbstverständlich auch Themen wie Flexibilität von Angeboten in Corona-Zeiten gesprochen wurde. Mit dem gestrigen Anlass ist es übrigens auch nicht getan: Bei Avideas Travel - das Reisebüro befindet sich in der ersten Etage, im Parterre ist ein grosses Ladenlokal, wo der Anlass durchgeführt wurde - geht vom 8.-10. Oktober noch eine «Herbstausstellung» mit zahlreichen Reisethemen über die Bühne, natürlich primär fokussiert auf Endkunden aus der Ostschweiz. Da wird es Präsentationen geben über Asien (von Tourasia), Harley-Reisen, Albanien und Nordmazedonien, die Malediven, Grossbritannien, Reisen im Privatjet (mit Travelcoup) oder Sprachreisen, aber auch eine Wein-Degustation sowie Tierbegegnungen mit Tieren aus dem lokalen Walter Zoo. Genau dieser Walter Zoo erhielt übrigens den Erlös aus dem «FAIR Nachhaltigkeits-Beitrag», einem von Pauschalreisenden freiwillig geleisteten Beitrag, der für Nachhaltigkeits-Projekte gedacht war. Der FAIR-Vorstand beschliesst an der jährlichen Hauptversammlung über die Vergabe der Beiträge, laut Gsell entschied man sich für den Walter Zoo, weil dieser in Corona-Zeiten auch stark zu kämpfen hat, ein Schweizer Vorzeigeunternehmen ist und in Sachen Tierschutz aktiv ist.

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Die Teilnehmer lauschen den Ausführungen von Roland Zeller (Viselio) hinsichtlich einfachen Visumserteilungen oder auch aktuellen Covid-Testmöglichkeiten.

Vielfältige Präsentationen

Nachmittags ging es dann weiter mit den Präsentationen. Auf besonderes Interesse stiess die Präsentation von Roland Zeller (Viselio), der kurzweilig über den One-Stop-Shop für Reisedokumente referierte und präzisierte, dass die von Viselio angebotenen PCR-Selbsttests eher ein Nebengeschäft seien, das man nicht gesucht habe. Die Tests kosten 165 Franken; für Reisebüros gibt es beim Verkauf davon keine Kommission, aber Zeller empfiehlt, 20-30 Franken Vermittlungsgebühr darauf zu schlagen.

Oliver Howald und Sabine Schuler (DER Touristik Suisse) präsentierten dann im Tandem die wesentlichen News aus ihrem Haus, darunter etwa die neuen Angebote mit Aldiana, den Dynamic Travelshop von Railtour oder den aktuellen Boom bei Kuoni Sports wegen der vielen Schweiz-Angebote. In Bezug auf die Malediven, ein Paradeprodukt der Tochter Manta Reisen, liess Howald durchblicken, dass es möglicherweise bald zu einer «Regionalisierung» der Einreisebestimmungen kommen könnte, wodurch einzelne Atolle wieder für Tourismus geöffnet werden könnten, während etwa Male geschlossen bliebe - natürlich ohne Gewähr. Ebenso wurden viele Antworten auf Fragen hinsichtlich dem «sorglosen Buchen» gegeben - etwa, dass im Fall einer Umbuchung für die Erstattungsregelung der Zeitpunkt der Erstbuchung entscheidend ist. Ebenso wurde bekannt, dass Manuel Baumgartner das Agentenbetreuungsteam verlassen hat (er ist nun bei Goldbach Media angestellt).

Daniela Dänzer von Linguista informierte anschliessend über die neue Website des Sprachreiseanbieters und verwies darauf, dass Linguista als einziger eine Kommission sowohl auf den Sprachkurs (12%) als auch auf die Unterkunft in der Gastfamilie bietet. Sie erinnerte auch daran, dass es bei Sprachreisen gute Upsell-Möglichkeiten gibt, etwa durch den Verkauf von Reisen im Anschluss an die Sprachreise.

Evelyne Godino-Fürst von TUI Suisse holte in ihrer Präsentation zunächst zu einer Chronologie der Ereignisse 2020 heraus, ohne Beschönigungen, um dann festzuhalten, wie stark TUI Suisse an Lösungen etwa im Bereich der Sicherheit bei Buchungen (mittels möglicherweise bald inkludierten Sonderleistungen) arbeite und dass man bei TUi Suisse künftig auch weiterhin zusammen mit dem stationären Vertrieb wachsen wolle. Zu den Learnings des Unternehmens hätten gezählt, dass man nun besser und schneller kommuniziere, früher buchbar sei und höchstmögliche Flexibilität anzubieten anstrebe.  

Last but not least präsentierte Mireille Hug (FTI Schweiz) unter anderem das «Besser geht's nicht»-Paket des Reiseveranstalters, die eigene Webinar-Reihe, die neuen Angebote im DACH-Raum oder auch die eigenen Hotelmarken wie MP Hotels, Labranda oder Lemon&Soul, und präsentierte (zusätzlich auch an einem kleinen Ausstellungstisch im Aufenthaltsraum) den neuen Magalog. Sie empfiehlt, bezugnehmend auf aktuelle Einreisebestimmungen, für den Herbst Ferien in der Türkei, in Griechenland oder Ägypten.

Was ist 2020 passiert und wohin führt nun die Reise? Evelyne Godino (TUI Suisse) bei ihrer Präsentation.

Apero zum Abschluss

Zum Ende des Anlasses gab es noch die Möglichkeit, einen geselligen Apero zu trinken und Themen und Gedanken gegenseitig weiter zu vertiefen. Der Bedarf am direkten Austausch war offensichtlich gross. Und zur Erheiterung schaute sogar noch ein «Appezöller Witzverzöller» vorbei. Die anwesenden FAIR-Vertreter wie auch die Gäste waren sich einig, dass der Anlass ein Erfolg war und nach monatelanger Durststrecke mit wenig direktem Austausch auch «mal wieder gut tat».  

Beim Apero zum Schluss gab es noch Appenzeller Witzchen auf Mundart vorgetragen - eine nette Idee.

(JCR)