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Die Wüstenstadt Dubai befindet sich aktuell wieder auf der Risikoländer-Liste des BAG. Bild: Arsalan Cheema

«Die auf recht tiefem Niveau dümpelnde Anfragelust wurde im Keim erstickt»

Ein endloses Hin und Her mit den Vereinigten Arabischen Emiraten: Mal galten sie als Risikogebiet - dann wieder nicht. Jüngst wurde das Gebiet wieder auf die Risikoländerliste des BAG genommen. Travelnews hat sich bei Let's Go Tours, Holiday Maker Tours AG und Take It Travel dazu umgehört, wie sich dieses Prozedere auf die Anfragen auswirkt.

Die Vereinigten Arabischen Emirate (V.A.E.) zählen eigentlich zu gut besuchten Reisezielen von Schweizerinnen und Schweizern. Gross war die Enttäuschung, als diese auf der auf der Risikoländerliste vom 23. Juli aufgeführt wurden, sie galten dann aber ab dem 8. August nicht mehr als Risikogebiet. Die Spezialisten konnten etwas aufatmen. Einen Monat später sind sie nun wieder auf der Risikoländerliste dabei - und alle Reisepläne werden erneut über den Haufen geworfen. Was bedeutet das für die Spezialisten? Travelnews hat sich umgehört.

«Diese erneute Auflistung der V.A.E. auf der BAG-Risikoliste bedeutet für uns, dass die auf recht tiefem Niveau dümpelnde Anfragelust sozusagen im Keim erstickt wurde», bedauert Philippe Raselli, Managing Director von Holiday Maker Tours AG in Zürich. Auch Marcel Gray, Product Manager Arabien bei Let's Go Tours in Schaffhausen, stört sich an der geschaffenen Unsicherheit: «Die Situation ist aktuell leider kaum planbar, was bei den V.A.E. besonders ausgeprägt ist aufgrund der mehrfachen Änderungen des BAG.» Faktisch bedeute dies, dass man zusammen mit einem Partner vor Ort einen Newsletter-Versand organisiere, um die Destination anzuwerben, sich die Sache aber nach ein bis zwei Wochen bereits wieder «erledigt» habe aufgrund des BAG-Listen-Updates.

Der Spezialist Take It Travel hat bereits Ende Juli die Reissleine gezogen und beschlossen, aufgrund eben dieser Unberechenbarkeit gar nicht erst weitere Neubuchungen für dieses Jahr entgegenzunehmen. «Allerdings haben einige Kunden annulliert, aber auch oder vor allem, weil Emirates Flüge gestrichen hat und es somit kostenlos war», erklärt Stephan Stalder, Geschäftsführer von Take it Travel.

Auswirkungen auf die Nachfrage

Als die Vereinigten Arabischen Emirate am 8. August von der Risikoländer-Liste gestrichen wurde, zeigte sich durchaus – wenn auch nur auf tiefem Niveau – eine Erholung der Nachfrage. «Wir hatten vereinzelte, neue Anfragen für die Destination. Generell hielt sich die Nachfrage aber in Grenzen, wie dies bei den meisten Destinationen aktuell der Fall ist», erklärt Gray (Let's Go Tours). Ähnliche Beobachtungen macht auch Raselli (Holiday Maker Tours): «Wir haben in dieser Zeit einige – wenn auch eine überschaubare Anzahl – Anfragen reinbekommen. Zum Beispiel haben wir aktuell auch Kunden, die am 4. September in die V.A.E. abgereist sind – trotz Quarantäneliste.» Eine unveränderte Nachfrage beobachtet Stalder (Take It Travel) und nennt dafür als möglichen Grund, dass sein Unternehmen momentan keine Anfragen entgegennehme.

Und was, wenn dennoch jemand eine Reise plant? «Wir versuchen so ehrlich wie möglich zu kommunizieren gegenüber unseren Kunden aber auch klar zu betonen, dass wir selbst auf die aktuelle Situation und deren Dynamik leider (fast) keinen Einfluss haben. Wir bieten unsere Kunden die grösstmögliche Flexibilität an, was Umbuchungen oder Annullationen angeht», führt Gray (Let's Go Tours) aus. Raselli (Holiday Maker Tours) sei überzeugt, dass dem Kunden, der heute eine Reise bucht bewusst sei, dass es sich aktuell um ein Risikogebiet handle. «Werden die V.A.E. wieder von der Liste entfernt, was hoffentlich bald der Fall ist, und Kunden diese Destination anfragen, dann versuchen wir möglichst im Sinne des Kunden zu agieren. Heisst: Tickets stellen wir so spät wie möglich aus, wir empfehlen Hotels, welche bis kurz vor Abreise annulliert werden können und zeigen uns gemäss unseren angepassten Annullationsbedingungen sehr kulant», erklärt der Managing Director. Take It Travel sieht zwar vom Verkauf ab, steht aber in den Startlöchern: «Wir sind bereit, sollte sich die Lage plötzlich Allgemein zum Positiven ändern bezüglich Einreisebestimmungen, Flugplanbarkeit und Kundenvertrauen», sagt Stalder.

Todesstoss für die Reisebranche

Am Beispiel der Vereinigten Arabischen Emirate wird noch einmal klar, wie sehr sich diese Risikoländer-Liste des BAG auf die Nachfrage und Reiselust der Kunden auswirkt. Ein gerechtfertigtes Vorgehen? «Das BAG macht das, was andere Länder auch machen. Insgesamt sollten wohl andere Massstäbe gelten wie zum Beispiel das Test/Fall-Verhältnis und nicht die absoluten Zahlen», findet Stalder. Gray (Let's Go Tours) hat grundstätzlich Verständnis für die Liste, versteht aber nicht, weshalb für einige Länder Ausnahmen gelten: «Es ist doch eher widersprüchlich, ein Land wie die V.A.E. mit aktuell 70 Fällen pro 100'000 Einhwohnern auf die Liste zu nehmen und zum Beispiel Frankreich mit aktuell 119 Fälle pro 100'000 weiterhin nicht auf die Liste zu nehmen.»

Raselli von Holiday Maker Tours beurteilt die Liste als «ein schwieriges Tool», weil dadurch keine Planungssicherheit mehr für die Reisenden gegeben sei: «Man könnte sie auch als Todesstoss für die Reisebranche sehen. Zumal auch nicht ganz logisch nachvollziehbar ist, weshalb gewisse Länder auf der Liste zu finden sind und andere wiederum nicht. In diesem Sinne hoffen wir sehr, dass diese Liste bald abgeschafft wird.»

(NWI)